Ruhe und Besinnung?
Die Vorweihnachtszeit soll eigentlich eine Zeit der Besinnung und Einkehr sein. Die Lebenswirklichkeit ist allerdings meist eine andere. Vorweihnachtsstress dürfte bei den meisten von uns gelebte Praxis sein – beruflich und privat. Neu ist in diesem Jahr, dass sich in den Vorweihnachtstrubel auch noch ein Bundestagswahlkampf mischt. Hier über mögliche Koalitionen oder gar Ministerposten zu spekulieren, ist müßig. Dafür gibt es einfach zu viele Variablen – welche Parteien schaffen es in den Bundestag, wie schneidet der äußerste rechte Rand ab, wer wird wo Kanzlerkandidat/in? Fragen über Fragen. An dieser Stelle bleibt nur zu hoffen, dass der Wahlkampf nicht mit allzu viel weihnachtlichen Elementen angereichert wird. Sonst wird’s gruselig.
Dieses Attribut trifft auch auf das zu, was sich derzeit in den USA abspielt. Dieser Tage erweitert sich das Personal der künftigen US-Regierung sukzessive. Ein Impfgegner soll Gesundheitsminister werden, ein obskurer TV-Arzt („Dr. Oz Show“) soll sich um die staatlichen Gesundheitssysteme Medicare und Medicaid kümmern. Und wenn dann noch ein TV-Moderator Verteidigungsminister und eine Wrestling-Managerin Bildungsministerin werden, dann lässt sich das mit dem Wort Realsatire nur schwach umschreiben. Würde es sich nicht um die größte Volkswirtschaft der Welt und eine militärische Großmacht handeln, könnte man sich eigentlich Popcorn essend zurücklehnen.
Noch-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach müht sich unterdessen, seine Gesetzespläne durchzubringen, aber allzu viel dürfte da nicht mehr gehen. Wir haben in dieser Ausgabe die Gesetzesvorhaben, die für die Zahnärzteschaft relevant sind und sich in der Pipeline befinden, zusammengefasst. Und wie gehen die Standesorganisationen mit dieser Situation um? Man zeigt sich kämpferisch – nach dem Motto „Jetzt erst recht“. In die diesjährige Vertreterversammlung der KZBV platzte das Ampel-Aus mitten hinein, bei der Bundesversammlung der BZÄK eine Woche später hatte man die neue Situation schon etwas sacken lassen können. Einigkeit herrschte allenthalben, dass sich die Zahnärzteschaft mit ihren Leistungen nicht verstecken muss und ihre berechtigten Forderungen an eine neue Regierung – wie auch immer diese aussehen mag – herantragen soll. Aber klar ist natürlich, dass sich eine neue Regierung nicht sofort mit den Anliegen der Zahnärztinnen und Zahnärzte befassen wird. Eine Überarbeitung der GOZ beispielsweise wird so schnell nicht kommen. Positiv gesehen, könnte man aber sagen, dass die zahnmedizinische Versorgung aus Sicht der Politik grundsätzlich (noch) funktioniert. Dass es zahlreiche Baustellen gibt, daran wird man eine neue Regierung regelmäßig erinnern müssen.
Apropos Baustellen: Eine großes Projekt des BMG ist bekanntermaßen die elektronische Patientenakte. Die „ePA für alle“ sollte nach einer nur vierwöchigen Testphase in zwei Modellregionen zum 15. Februar flächendeckend ausgerollt werden. Zahnärzteschaft und Ärzteschaft haben unisono davor gewarnt, dass eine solche Testphase viel zu kurz sei, um alle auftretenden Probleme zu beseitigen. Zu dieser Erkenntnis ist das BMG unmittelbar vor Redaktionsschluss wohl auch noch gekommen. Der verpflichtende, bundesweite Roll-out soll sich nun erst an die Testphase anschließen, „wenn die Erfahrungen in den Modellregionen positiv sind“, schreibt das BMG an den Bundesverband Gesundheits-IT. Na, dann kam die Einsicht wohl gerade noch rechtzeitig.
In der letzten Ausgabe dieses Jahres beschäftigen wir uns noch einmal intensiv mit der neuen, erweiterten S3-Leitlinie zu Kompositrestaurationen. Daneben zeigen wir, welchen Einfluss die Mundhygiene selbst auf freiliegende Wurzeloberflächen haben kann. Eine Problematik, die mit dem größer werdenden Anteil älterer Menschen an Bedeutung gewinnt. Und zum Jahresende erklären unsere Experten außerdem, welche Tipps es zu beachten gilt, um die Steuerlast möglicherweise zu verringern.
Vielleicht ist es angesichts der aktuellen Weltlage am besten, gelassen weiterzumachen und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. In diesem Sinne wünscht die zm-Redaktion Ihnen, Ihren Praxisteams und Ihren Familien eine besinnliche Vorweihnachtszeit, ein schönes Fest und einen guten Start ins neue Jahr.
Sie lesen uns am 16. Januar wieder. Bis dahin empfehle ich den regelmäßigen Blick auf zm-online, um auf dem Laufenden zu bleiben. Oder noch besser, Sie haben unsere Newsletter abonniert.
Viel Spaß bei der Lektüre
Sascha Rudat
Chefredakteur