110.000 Euro für eine hausärztliche Einzelpraxis
Weitere 78.100 Euro gingen in Ausstattung und Modernisierung, so dass sich die Gesamtinvestitionen für eine Einzelpraxisübernahme auf 188.200 Euro beliefen. Das zeigen die Zahlen der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank), die die ärztlichen Existenzgründungen für die Jahre 2022 und 2023 mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewertet hat.
„Dabei sind die Kaufpreise im Vergleich zu den Vorjahren nur geringfügig gestiegen. Vielmehr sind es die Investitionen in medizinisch-technische Geräte, Einrichtung, IT sowie Modernisierung und Umbaumaßnahmen, die die Kosten für eine hausärztliche Einzelpraxisübernahme weiter ansteigen lassen“, sagt Daniel Zehnich von der apoBank.
Die Neugründung einer Einzelpraxis ist am teuersten
Entsprechend war die Neugründung einer Einzelpraxis für Hausärzte mit durchschnittlich 205.800 Euro Gesamtinvestitionen die teuerste Art, sich niederzulassen. Den Weg gehen allerdings nur zehn Prozent der Gründer – und wenn, dann genauso häufig auf dem Land wie in der Großstadt.
Ob Neugründung oder Übernahme – rund 60 Prozent der Existenzgründer entscheiden sich für eine Einzelpraxis, 40 Prozent wählen die Kooperation. Unterm Strich entschieden sich 22 Prozent für den Eintritt in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) , indem sie eine Zulassung von einem ausscheidenden Mitinhaber übernahmen.
Kooperationen kosten bei Übernahmen teilweise mehr
Dabei fällt auf, dass sie dafür im Schnitt höhere Preise gezahlt haben als ihre Kollegen, die eine Einzelpraxis übernahmen. So lag der durchschnittliche Übernahmepreis für Hausärzte bei 124.300 Euro. Die gesamten Praxisinvestitionen waren jedoch mit 145.900 Euro geringer als bei der Übernahme einer Einzelpraxis, denn eine bereits bestehende BAG muss man eben nicht zwingend modernisieren oder neu ausstatten.
Ähnlich sieht es bei fachärztlichen Praxen aus: Hier lag der durchschnittliche Kaufpreis für Einzelpraxisübernahmen in der Gynäkologie bei 171.500 Euro und in der Inneren Medizin bei 189.200 Euro. Der Eintritt in eine BAG war mit 323.800 Euro beziehungsweise 289.800 Euro viel teurer und überstieg sogar die Gesamtkosten einer Niederlassung in Form einer Einzelpraxisübernahme.
Grundsätzlich ist es viel günstiger sich in einer psychiatrischen oder psychotherapeutischen Einzelpraxis niederzulassen. Im Unterschied zu anderen ärztlichen Fachrichtungen braucht man keine kostenintensiven medizintechnischen Geräte und kommt mit kleineren Räumlichkeiten aus. Hier lagen die durchschnittlichen Gesamtinvestitionen bei 62.000 Euro, die Praxisübernahme kostete 45.000 Euro. Aber der Eintritt in eine BAG war ebenfalls deutlich teurer: Der durchschnittliche Übernahmepreis betrug mit 121.200 Euro sogar fast das Dreifache der durchschnittlichen Kaufsumme einer Einzelpraxisübernahme.
„BAGs gibt es vor allem in größeren Städten und Gemeinden, wo die Bevölkerungsdichte höher ist und es mehr potenzielle Patienten gibt. Dort sind die Planungsbereiche in der Regel für psychiatrische beziehungsweise psychotherapeutische Existenzgründungen gesperrt – und wenn ein geringes Angebot auf eine große Nachfrage trifft, dann steigen auch die Preise“, erklärt Zehnich.
Die Geräte sind ein Preistreiber
Sehr viel teurer ist die Übernahme geräteintensiver Facharztpraxen: Wer eine orthopädischen Einzelpraxis weiterführt, zahlt im Schnitt gut eine halbe Million Euro, davon entfallen alleine 365.000 Euro auf den Kaufpreis. Mit allen weiteren Investitionen für Modernisierung und Ausstattung kommen die durchschnittlichen Gesamtinvestitionen auf 505.300 Euro. Wer eine Kooperation eingeht, indem er in eine BAG eintritt, ist als Orthopäde etwas günstiger dabei. Zwar betrug der Übernahmepreis dort im Schnitt 428.000 Euro, doch weil hier medizintechnische Geräte in der Regel schon vorhanden sind, beliefen sich die Gesamtinvestitionen auf 472.900 Euro.
Niederlassung mit Teilzulassung ist im Kommen
Arbeiten in Teilzeit wird auch bei Medizinerinnen und Medizinern immer beliebter, auch mit Teilzulassung. Am meisten nutzen diese Möglichkeit Psychotherapeuten und Psychiater: Drei Viertel lassen sich mit einer halben Zulassung nieder. Dagegen entscheiden sich Hausärzte mit durchschnittlich acht Prozent nur selten für die Teilzeit – und wenn, dann ist die häufigste Option die Übernahme einer Einzelpraxis, die in eine BAG überführt wird. Die dort bereits vorhandenen Zulassungen werden unter den neuen Praxisinhabern aufgeteilt.
Dabei verringern sich die Übernahmepreise für Teilzulassungen nicht zwangsläufig proportional: So zahlten diejenigen, die mit einer halben Zulassung in eine hausärztliche BAG eingetreten oder ihr beigetreten sind, im Schnitt 107.000 Euro, also rund 80 Prozent der Durchschnittspreise einer vollen Zulassung (130.700 Euro).
„Die Preise hängen eng damit zusammen, wie attraktiv der Praxisstandort ist, und wie immer spielen auch hier Angebot und Nachfrage eine Rolle. Wir beobachten, dass der Wunsch nach Niederlassung mittels Teilzulassung zunimmt“, berichtet Zehnich. „Für die Sicherung der ambulanten Versorgung ist es deshalb sehr wichtig, dass die Ärztinnen und Ärzte diese Möglichkeit haben.“
Die Ergebnisse basieren auf einer Stichprobe der apoBank von 3.325 in den Jahren 2022 und 2023 begleiteten ärztlichen Existenzgründungen, darunter 940 hausärztliche und 2.385 fachärztliche. Die Daten wurden anonymisiert und von der apoBank und dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewertet.