28. Schleswig-Holsteinischer Zahnärztetag

Alterszahnmedizin im Fokus

br/sr
ZahnmedizinAlterszahnheilkunde
Unter dem Motto „Mit Biss ins hohe Alter“ fand am 19. und 20. März 2021 der Zahnärztetag in Schleswig-Holstein statt. Das zweitägige Fortbildungsprogramm bot ein umfangreiches Update in Sachen Alterszahnmedizin.

Peter Oleownik, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KZV S-H) und Dr. Yasmin Mokhtari, Vorsitzende des Fortbildungsausschusses der KZV S-H, eröffneten den Zahnärztetag am Freitagnachmittag im komplett neuen Online-Format.

Oleownik blickte in seinem Begrüßungsstatement etwas wehmütig auf die vergangenen Präsenzveranstaltungen zurück und dankte den zugeschalteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass sie die Herausforderungen der Online-Tagung so gut angenommen haben.

Mokhtari betonte, wie schnell sich in der Corona-Pandemie die Bedingungen für die zahnärztliche Berufsausübung geändert haben. Das betreffe in besonderem Maße die Alterszahnmedizin. Zeitweise seien 86 Prozent der an oder mit COVID-19 Verstorbenen aus Seniorenheimen gekommen. Welche Auswirkungen das auf die Arbeit in der Alterszahnmedizin habe, sei ein wichtiges Thema des diesjährigen Zahnärztetages.

Über 800 Teilnehmende am ersten Kongresstag

Dr. Michael Diercks, Vorstandsvorsitzender der KZV S-H, zeigte sich in seiner Rede am zweiten Kongresstag stolz darüber, dass der diesjährige Zahnärztetag trotz des geänderten Formats wieder alleine von der eigenen Belegschaft auf die Beine gestellt worden sei. Über 800 Teilnehmende habe der Kongress bereits am ersten Tag gehabt.

In seinem Rückblick auf ein Jahr Corona betonte Diercks, dass es den Zahnärztinnen und Zahnärzten in Schleswig-Holstein bisher gelungen sei, ihre Mitarbeiter und Patienten sicher durch die Pandemie zu bringen. Auch wenn diese Leistungen von der Öffentlichkeit nicht immer wahrgenommen worden seien, habe man sein Schicksal selbst in die Hand genommen.

Im Anschluss stellte Dr. Michael Brandt, Präsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, noch einmal die Frage, ob Zahnärzte systemrelevant seien, um sie umgehend mit einem deutlichen Ja zu beantworten. Nicht ohne Stolz verwies Brandt deshalb darauf, dass es ihm und Diercks im Februar nach Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium in Kiel gelungen sei, die Zahnärztinnen und Zahnärzte in Schleswig-Holstein bei der Impfpriorisierung in die Gruppe 1 zu bekommen.

Warum sind Senioren besonders gefährdet?

Den ersten Vortrag des Zahnärztetages bestritt Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, zum Thema „Corona trifft Zahnmedizin in der Pflege“. Zunächst einmal dankte Benz den Zuhörern: „Der positive Eindruck, den die Zahnärzteschaft während der Corona-Pandemie in der Öffentlichkeit gemacht hat, ist vor allem Ihnen, den Kolleginnen und Kollegen in den Praxen zu danken.“

Damit nahm er Bezug auf die wirksamen Hygienevorkehrungen in den Praxen und die niedrigen Inzidenzraten unter Zahnärzten. So seien bei der Berufsgenossenschaft 2020 nur 35 Corona-Verdachtsfälle pro 100.000 Berufsangehörige gemeldet worden. Damit stünden die Zahnärzte an der Spitze. Bei Ärzten gab es 216, in der Pflege 679 und in Kliniken gar 1.168 Meldungen.

Warum sind Senioren so gefährdet, einen schweren COVID-19-Verlauf zu entwickeln? Senioren verfügen über vergleichsweise weniger naive, nicht aktivierte T-Zellen – die Kommunikation zwischen antigenpräsentierenden Zellen und T-Zellen ist schlechter. Dieser Zusammenhang wird als Immunseneszenz bezeichnet.

Darüber hinaus bleiben bei Senioren die Bestandteile der unspezifischen Immunabwehr länger aktiv, was zur vermehrten Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine führt. Einige Studien haben auch gezeigt, dass die COVID-19-Folgen bei bestehender Parodontitis ernster ausfallen. Damit sei zwar keine direkte Kausalität bewiesen, aber entsprechende Pathomechanismen sind vorstellbar, so Benz. Deshalb sei die zahnärztliche Prävention und Behandlung gerade in den Krisenzeiten wichtig.

In seinem Vortrag behielt Benz auch die standespolitische Perspektive im Blick. Die „Prüfbürokratie“ laufe sich schon für die Nach-Corona-Zeit warm, um neue Regelungen zu etablieren. Darum appellierte er an die Kolleginnen und Kollegen, möglichst deutlich heute bereits Kompetenz zu zeigen und das Narrativ „Wir können Hygiene“ überzeugend zu setzen. Wer Hygiene kann, der muss später nicht reglementiert werden – so die damit verbundene Hoffnung von Benz.

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