Cochrane Review

Antibiotika: Fraglicher Effekt bei apikaler Parodontitis

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Zahnmedizin
Bei Patienten mit symptomatischer apikaler Parodontitis und akutem apikalem Abszess haben Antibiotika nur einen minimalen bis keinen Einfluss auf Schmerzen und Schwellung im Rahmen endodontischer Behandlungen.

In der zweiten Aktualisierung eines Cochrane Reviews wurden erneut die Auswirkungen systemischer Antibiotika bei symptomatischer apikaler Parodontitis und akutem apikalem Abszess mit oder ohne chirurgischem Eingriff und Analgetika-Gabe bei Erwachsenen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Antibiotika im Rahmen endodontischer Behandlungen hier nur einen geringen beziehungsweise gar keinen Effekt auf die Schmerzreduktion oder Schwellung haben.

Symptomatische apikale Parodontitis und akute apikale Abszesse können außerordentlich schmerzhaft sein. Die Therapie besteht in der Beseitigung der Entzündungsursache beziehungsweise Infektionsquelle. Systemische Antibiotika sollten „nur bei Anzeichen einer sich ausbreitenden Infektion (Zellulitis, Lymphknotenbefall, diffuse Schwellung) oder einer systemischen Beteiligung (Fieber, Unwohlsein)“ verabreicht werden [Cope et al., 2024]. Die Autoren berichten aber, dass Zahnärzte häufiger Antibiotika auch ohne das Vorliegen solcher Anzeichen verschreiben.

Nur drei Studien entsprachen den Kriterien

Für den Review wurden drei randomisierte kontrollierte Studien mit systemischer Antibiotika- sowie Placebo-Gabe bei insgesamt 134 Erwachsenen mit der klinischen Diagnose einer symptomatischen apikalen Parodontitis oder eines akuten apikalen Abszesses in die Auswertung einbezogen. Seit der letzten Aktualisierung gab es eine neue Studie zu diesem Thema, die den Kriterien entsprach. Es konnte keine Studie mit einem Vergleich einer alleinigen Antibiotika- beziehungsweise Placebo-Gabe ohne eine endodontische Behandlung gefunden werden.

In einer der Studien wurde den Patienten bei einer symptomatischen apikalen Parodontitis eine einmalige Dosis Clindamycin oder ein Placebo vor der endodontischen Behandlung sowie Analgetika verabreicht (n=72). Die Schmerzen wurden von den Teilnehmenden anhand einer numerischen Bewertungsskala von 1 bis 10 eingestuft und lagen nach 24 Stunden für beide Gruppen bei 3, nach 48 Stunden bei 1 (Antibiotika-Gruppe) und 2 (Placebo) und nach 72 Stunden in beiden Gruppen bei null.Das Risikoverhältnis für Schwellungen beim Vergleich von präoperativem Antibiotikum und Placebo lag bei 0,50 und die Beweissicherheit wurde insgesamt als gering eingestuft. Die Studie wurde mit einem geringen Verzerrungsrisiko bewertet.

Das Verzerrungsrisiko der Studien ist groß oder unklar

Zwei Studien haben die Wirkung einer siebentätigen Penicillin VK-Gabe im Vergleich zu einer Placebo-Gabe in Kombination mit Analgetika und einer (teilweisen oder vollständigen) endodontischen Behandlung bei einem akuten apikalen Abszess oder symptomatisch nekrotischem Zahn untersucht (n=62). Die Schmerzen und die Schwellung unterschieden sich in den beiden Gruppen nicht (mittlerer Schmerz-Unterschied -0,03 nach 24, 0,32 nach 48 und 0,08 nach 72 Stunden). Eine Studie wurde mit einem hochgradigen, die andere mit einem unklaren Verzerrungsrisiko und geringer Beweissicherheit bewertet.

Es konnten keine Unterschiede zwischen der Antibiotika- und der Placebogruppe im Hinblick auf die von den Probandinnen und Probanden berichteten Schwellung oder Schmerzen festgestellt werden. Die Autoren resümieren, dass Antibiotika in Kombination mit Analgetika allenfalls einen geringen bis gar keinen Einfluss auf die Schmerzen und die Schwellung im Rahmen endodontischer Behandlungen haben. Dass die Studien nur geringe Teilnehmerzahlen hatten und das Verzerrungsrisiko hoch war, sollte bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.

Cope AL, Francis N, Wood F, Thompson W, Chestnutt IG. Systemic antibiotics for symptomatic apical periodontitis and acute apical abscess in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2024, Issue 5. Art. No.: CD010136. DOI: 10.1002/14651858.CD010136.pub4. Accessed 02 July 2024.

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