Berufungskommissionen an Unis sind ein Nadelöhr
Einer Umfrage des Deutschen Ärztinnenbundes zufolge scheint auch die Rolle der Gleichstellungs-/ Frauenbeauftragten in den Fakultäten sehr unterschiedlich gewertet zu werden. Oft arbeiteten sie ehrenamtlich ohne monetären oder zeitlichen Ausgleich. Andere Gleichstellungs-/Frauenbeauftragte wiederum seien mit 100 Prozent ihrer Arbeitszeit für diese Tätigkeit eingestellt. Hinzu komme, dass die Gleichstellungs-/Frauenbeauftragten in den Berufungskommissionen oftmals kein Stimmrecht haben.
Grundsätzliche Parität habe es der Umfrage zufolge in drei Fakultäten (10 Prozent) gegeben. Nicht immer paritätisch, aber mit Frauenbeteiligung besetzte Gremien gab es in elf Fakultäten (35 Prozent). Kaum oder nie Parität, da zu wenig Universitätsprofessorinnen vorhanden waren, gab es in 17 Fakultäten (55 Prozent.)
„Das weibliche Nachwuchspotenzial ist vorhanden“
Die Zahl der Bewerberinnen bei Berufungsverfahren sei nach wie vor geringer als die der Bewerber, so die Umfrage. Das weibliche Nachwuchspotenzial (habilitierte Oberärztinnen und außerplanmäßige Professorinnen) sei allerdings vorhanden und werde größer, heißt es weiter.
Die genannten Probleme sind allerdings nur die eine Seite der Medaille, erläutert Prof. Dr. Gabriele Kaczmarczyk, Mitglied im Ausschuss für Parität des Deutschen Ärztinnenbundes und Autorin der Umfrage. "Die Unterrepräsentanz von Frauen in klinischen Spitzenpositionen der universitären Medizin ist auch in der fehlenden Attraktivität der Arbeitsstellen begründet“, so Kaczmarczyk.
Flache Hierarchien und wertschätzender Umgang sind selten
Aus der Umfrage geht etwa hervor, dass viele Medizinerinnen, die für eine Spitzenposition in Frage kämen, schon in der Post-Doc-Phase oder später – bereits als qualifizierte Professorinnen in nachgeordneter Stellung – die Fakultäten verlassen: Sie wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten, geteilte Verantwortung, Wertschätzung ihrer Arbeit durch die Klinikleitung, flachere Hierarchien und oft auch einen konstruktiven, wertschätzenden Umgangston. Sie vermissen oft eine professionelle Führungskultur, die negative Erfahrungen in ihrem ärztlichen Alltag vermeiden kann.
Dr. Christiane Groß, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, bilanziert: „Qualifizierte weibliche Kräfte sehen in der Universitätsmedizin oft nicht mehr ihren Platz. Das müssen wir angesichts des Verlustes von weiblichen Spitzenkräften für die universitäre Medizin ändern. Dafür benötigen wir eine moderne Arbeits- und Führungskultur, die die Bewerbungen von Frauen fördert und unterstützt – sowohl organisatorisch (flexiblere Arbeitszeiten) als auch persönlich durch die jeweiligen Vorgesetzten.“
Die Umfrage – ein strukturierter Fragebogen mit 25 Fragen – wurde von Mai bis Juni 2024 durchgeführt. Befragt wurden die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an 31 medizinischen Fakultäten in Deutschland. Schwerpunkt der Umfrage waren zum einen die Arbeitsbedingungen der Befragten und ihre Mitwirkungsrechte in Berufungskommissionen. Zum anderen ging es um die Zusammensetzung der Berufungskommissionen an den einzelnen Fakultäten im Hinblick auf den Anteil an Professoren und Professorinnen.