Analyse auf per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen

BUND testet Zahnseide auf PFAS

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Gesellschaft
Der BUND hat sieben Zahnseiden von sieben bekannten Herstellern in einem unabhängigen Labor auf per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, untersuchen lassen.

Ergebnis des aktuell veröffentlichten Checks: Fünf von den sieben untersuchten Zahnseiden bestehen aus unbedenklichen Materialien. Zwei weitere Produkte wurden jedoch aus per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, kurz PFAS, hergestellt. PFAS sind eine Gruppe von mittlerweile über 10.000 synthetischen und extrem langlebigen „Ewigkeits-Chemikalien“, die Jahrhunderte in der Umwelt überdauern und bereits jetzt auf der ganzen Welt und im menschlichen Körper gefunden werden.

Verbrauchertipps des BUND

  • Vermeiden Sie Zahnseide, die mit „extra gleitfähig“ oder PTFE gekennzeichnet ist.

  • Achten Sie auf die Kennzeichnungen „PFAS-frei“, „PFC-frei“ oder „fluorcarbonfrei“, die synonym verwendet werden. Denn PFAS werden in vielen Alltagsprodukten eingesetzt, etwa in Textilien, Fast-Food-Verpackungen, Kosmetika, Skiwachsen und auch Feuerlöschern.

  • Nutzen Sie die ToxFox-App des BUND.

„Bei Produkten wie Zahnseide setzt jede und jeder von uns eigentlich voraus, dass unbedenkliche Materialien verwendet werden. Die meisten Hersteller tun das, das ist sehr gut„, bewertet BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock die Analyse. “Damit zeigen sie, dass es sichere Alternativen gibt. Umso unverständlicher ist es, dass zwei von sieben Produzenten PFAS einsetzen. Ohne Not und anscheinend ohne Bedenken werden hoch problematische Chemikalien eingesetzt. Das gilt auch für andere Produktsparten. Für uns Menschen und die Natur sind sie ein schwerwiegendes Umwelt- und Gesundheitsproblem.“ 

Fünf der sieben getesteten Produkte sind okay

Zur Analyse: Der BUND ließ stichprobenartig sieben verschiedene Zahnseide-Produkte auf insgesamt 61 PFAS testen und befragte gleichzeitig die Hersteller zu den verwendeten Inhaltsstoffen. Fünf der getesteten Produkte enthielten laut Labortest und Herstellerangaben keine PFAS. Die beiden anderen dagegen bestehen aus dem Polymer Polytetrafluorethylen (PTFE), einer kunststoffartigen PFAS-Verbindung, bekannt unter Markennamen wie „Teflon“. Auch wenn von PTFE kein direktes Gesundheitsrisiko ausgeht, kann es laut BUND Rückstände von giftigen PFAS wie PFOA enthalten, die auch schon bei der Herstellung von PTFE Wasser und Böden kontaminieren. 

Besorgniserregend sei, dass im Zahnband der Eigenmarke der Drogeriemarktkette Budni dem PFAS-Polymer PTFE die giftige Perfluoroctansäure (PFOA) nachgewiesen wurde. PFOA ist in der EU wegen seiner gesundheitsschädlichen Eigenschaften bereits weitgehend verboten. Der Stoff wurde lange Zeit auch zur Herstellung von PTFE eingesetzt. Die allermeisten der rund 10.000 PFAS-Einzelverbindungen auf dem Markt sind demnach jedoch wenig untersucht und nicht reguliert.

Chemikalien für die Ewigkeit

Per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) sind aufgrund ihrer wasser-, schmutz- und fettabweisenden Wirkung in der Beschichtung vieler Materialien enthalten. Sie gibt es auch als Polymere, wie Polytetrafluorethylen (PTFE), besser bekannt unter dem Handelsnamen „Teflon“. Anwendungen reichen von der Pommestüte, über Skiwachs und Bratpfannen, bis hin zu Zahnseide. Weil sie extrem langlebig sind und in der Umwelt Jahrhunderte überdauern, werden PFAS auch als „Ewigkeits-Chemikalien“ bezeichnet.

Sie bilden eine Chemikaliengruppe aus über 10.000 synthetisch hergestellten Einzelverbindungen. Bei der Produktion, Verwendung und Entsorgung gelangen diese Stoffe in die Umwelt und lassen sich nicht mehr zurückholen. Mittlerweile sind PFAS auf der ganzen Erde verteilt. Bei einigen ist sicher, dass sie Gesundheit und Umwelt schaden können. Da sie massenhaft eingesetzt werden, steigen die Konzentrationen in unseren Körpern und der Umwelt stetig an. PFAS binden sich besonders gut an Proteine im Blut, in Niere und Leber und können dort über Jahre schädlich wirken – Studien wiesen sie im Blut aller Kinder nach. In Deutschland ist bei 20 Prozent der Kinder und Teenager der Wert im Blut laut Studien so hoch, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht auszuschließen ist.

Nach wie vor fehlen für die meisten PFAS ausreichende toxikologische Daten, um die Gefahren konkret beurteilen zu können. Die Belastung mit den wenigen bislang gut untersuchten PFAS wie PFOA wird mit einer Reihe ernster negativer Auswirkungen auf die Gesundheit in Verbindung gebracht, darunter Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, verringertem Geburtsgewicht, Fettleibigkeit, Diabetes, hohem Cholesterinspiegel, einer verringerten Reaktion auf Routineimpfungen bei Kindern sowie einem erhöhten Risiko für Brust-, Nieren- und Hodenkrebs. Es gibt auch immer mehr Hinweise auf Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit sowie auf Entwicklungs- und Verhaltensprobleme.

Die gemessene PFOA-Konzentration liege zwar deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert, zeige aber, dass Rückstände von gefährlichen PFAS, die zur Herstellung von Polymeren eingesetzt werden, im Endprodukt landen und die Umwelt weiter belasten können. Am zweiten Zahnband aus PTFE, einer Eigenmarke der Drogeriemarktkette dm, seien keine Rückstände von PFOA oder anderen kurzkettigen PFAS gefunden worden. S

„Dass verbrauchernahe Produkte wie Zahnseide noch PFAS enthalten, hat uns alarmiert„, berichtet von Broock. “Die Drogeriemarktkette dm hat eine Umstellung in der Produktion in Aussicht gestellt. Das macht uns Hoffnung und sollte der Weg sein, den die gesamte Branche einschlägt. Und auch die Politik muss reagieren. PFAS sind nicht nur irgendwelche Chemikalien, die wir so nutzen. Sie sind ein ernstes und langfristiges Problem."

Der BUND fordert bis 2025 für die gesamte PFAS-Chemikaliengruppe ein Verbot in sensiblen Alltagsprodukten wie Textilien, Lebensmittelverpackungen und Kosmetika. Bis 2030 müsse der weitgehende Ausstieg aus Produktion und Verwendung dieser gefährlichen Stoffe per Gesetz auf den Weg gebracht werden. Der PFAS-Beschränkungsvorschlag von Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen und Schweden sei dazu eine gute Richtschnur.

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