Deutschland – ein Parodontitisparadies?
Aus den zm 14/2016 zum Leitartikel"Bohrst du noch oder kratzt du schon? Zahnmedizin 2.0", zm 11/2016, S. 6.
Sehr geehrter Herr Kollege Benz,Ihr Leitartikel in der zm 11 lässt mich ein wenig ratlos. Auf der einen Seite steht die nicht neue Selbstbelobigung der deutschen Zahnärzte in der zm: „Weltspitze“ bei den präventiven Erfolgen und –gleich zwei Zeilen später – „Weltmeister der Prävention“. Hat hier die Fußball-Europameisterschaft dieFeder geführt? Weiter geht es mit dem Satz, dass (die Prävention) in Deutschland wirklich gut gemacht (wird) und daher die „richtige“ Zahnmedizin verdrängt!
Jeder Zahnarzt wird dieses Statement mit besonderem Interesse lesen. Auf der anderen Seite wird seit Jahren (siehe DMS IV ) von Kollegen, die es wissen, vor den vielen unbehandelten Parodontitiden in Deutschland gewarnt: Schon 2006 haben 83% der 64- bis 75-Jährigen mittlere und schwere Parodontitis. Und von den Millionen seither gesetzten Implantaten sind 63%(!) krank: Mucositis und Periimplantitis! Implantate sind von den gleichen Bakterien befallen, die schon zum Verlust der eigenen Zähne des Patienten geführt haben. Der Höhepunkt des Leitartikels ist aber wohl das Wort „besonderer Fehler“ im Zusammenhang mit der Dentalhygienikerin (DH) in den USA. Wird in den Parodontitis-Paradiesen und den Recall-(UPT-)Wüsten Österreich, Deutschland und Frankreich wirklich alles zum Schutze des Patienten getan? 350.000 Dentalhygienikerinnen in 25 Ländern sind eine „via falsa“?
Ob es die Erstbehandlung oder die lebenslange Nachbehandlung in Form des Recall oder UPT ist, in Deutschland wird auch der im gleichen Heft geforderte Paradigmenwechsel in der PZR mangels hochqualifizierter Dentalhygienikerinnen keine Zahnmedizin 2.0 ermöglichen. Können 400 DH mit jeweils 1.500 jährlichen Arbeitsstunden zusammen mit 15.000 ZMP, ZFA und ZMF wirklich eine Parodontitisbehandlung 2.0 ermöglichen? In einem Land mit 83 Millionen Einwohnern denke ich eher nicht.
Ein positiver Ausklang ist die Aufforderung an die Kollegenschaft, „einen Schwenk mit aller Kraft vorzunehmen“! Eine staatliche Anerkennung/Zulassung des Berufs Dentalhygienikerin wie z. B. die des „Podologen“ wäre da schon ein guter Anfang.