Repräsentative Gallup-Studie

Die Wechselbereitschaft steigt

mg
Praxis
Insgesamt 14 Prozent aller Beschäftigten haben innerlich gekündigt und 69 Prozent nur eine geringe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber, zeigt eine Studie. Die Wechselbereitschaft ist auf einem Höchststand.

Die international tätige Unternehmensberatung Gallup sammelt seit 2001 jährliche Umfrageergebnisse zum Themer Mitarbeiterbildung im sogenannten „Engagement Index”. Die Ausgabe 2021 zeigt verschiedene Entwicklungen auf:

1. Emotionale Bindung ist stabil – aber auf geringem Niveau

Von je 100 Beschäftigten in einem durchschnittlichen Unternehmen haben 17 eine „hohe”, 69 Prozent eine „geringe” und 14 „keine” emotionale Bindung an ihre Firma. Die Anzahl von Beschäftigten mit hoher Bindung hat sich während der Pandemie geringfügig erhöht, 2019 lag sie bei 16 Prozent, 2020 noch bei 15 Prozent. Im gesamten Betrachungszeitraum dschwankte der Wert zwischen 11 und 17 Prozent und erreichte 2021 sogar einen Höchstwert. Doch obwohl auch die Zahl der Beschäftigten ganz ohne emotionale Bindung 2021 deutlich niedriger ist als zu Hochzeiten wie 2009 (23 Prozent) und 2012 (24 Prozent), zeichnet Gallup für viele Betriebe eine düstere Prognose.

2 Die Wechselbereitschaft von Arbeitnehmern nimmt zu

Denn nur 60 Prozent aller Befragten haben vor, in einem Jahr noch in ihrer derzeitigen Firma zu arbeiten. Nach einem Zeitraum von drei Jahren gefragt, sagen dies sogar nur noch 44 Prozent. Beide Werte sind laut Studie seit 2018 drastisch gesunken. Damals lagen sie bei 78 beziehungsweise 65 Prozent.

Zugenommen stieg umgekehrt jedoch die Zahl der Beschäftigten, die aktiv auf Jobsuche sind oder „sich umschauen”, aber nicht aktiv bewerben. Lag der Wert 2018 noch bei 4 (aktiv) und 19 (passiv) Prozent, suchten 2021 laut Auswertung 14 (aktiv) beziehungsweise 26 (passiv) Prozent der Beschäftigten eine neue Anstellung. Interessant: Beim Kontakt mit zukünftigen Arbeitgebern spielten 2021 Headhunter eine doppelt so große Rolle wie noch zwei Jahre zuvor. 31 Prozent gaben an, im vergangenen Jahr von einem privaten Jobvermittler kontaktiert worden zu sein, 2019 lag der Wert bei 15 Prozent.


Die Gallup-Studie liefert aber auch Indizien dafür, dass sich die Investition von Unternehmen in die Mitarbeiterbindung auszahlt, denn:

3. Mitarbeiterbindung beugt Fluktuation vor

Laut Studie wollen viel mehr Befragte (95 Prozent) in einem Jahr noch bei ihrem Arbeitgeber beschäftigt sein, wenn sie sich selbst auch eine hohe emotionale Bindung bescheinigen. Bei Arbeitnehmern mit geringer oder ohne Bindung sind es nur 58 beziehungsweise 27 Prozent.

Nach einem Zeitraum von drei Jahren gefragt, unterscheiden sich die Angaben noch stärker: 82 Prozent der Beschäftigten mit hoher Bindung wollen ihrem Betrieb die Treue halten, bei geringer Bindung sind es nur 41 Prozent, ohne Bindung 16 Prozent. Und auch die aktive/passive Wechselbereitschaft sinkt mit höherer Bindung: 2021 bewarben sich oder suchten 22 Prozent mit hoher Bindung einen neuen Job, während es bei Beschäftigten mit geringer Bindung 42 Prozent und jenen ohne Bindung fast jeder Zweite (49 Prozent) war.

Wie die Unternehmensberatung weiter ausführt, hat die emotionale Bindung an das Unternehmen zudem direkten Einfluss auf mögliche Weiterempfehlungen. „Ich würde die Produkte und Dienstleistungen meiner Firma meinen Freunden und Familienangehörigen empfehlen”, sagten demnach 89 Prozent der Mitarbeiter mit hoher Bindung, aber nur 41 Prozent der mit geringer Bindung und 14 Prozent der ohne Beschäftigten ohne Bindung.

Das Unternehmen als „einen hervorragenden Arbeitsplatz” Freunden und Familienangehörigen empfehlen würden 77 Prozent (hohe Bindung), 30 Prozent (geringe Bindung) und 3 Prozent (keine Bindung).

Eine weitere Beobachtung der Studienautoren ist, dass mit geringer emotionaler Bindung das empfundene Maß an Burn-out-Gefahr – und somit das Risiko für Arbeitsausfälle – steigt. Die Frage, ob sie in den vergangenen 30 Tagen das Gefühl gehabt hätten, „aufgrund von Arbeitsstress innerlich ausgebrannt zu sein”, bejahte weniger als jeder Fünfte (19 Prozent) mit hoher Bindung, jedoch 41 Prozent derjenigen mit geringer Bindung und fast jeder Zweite (49 Prozent) ohne emotionale Bindung.

Die Befragung offenbarte jedoch auch, wie im Verlauf der vergangenen Jahre der Stellenwert der Berufstätigkeit allgemein abnimmt: Die Frage, ob sie ihrer heutigen Tätigkeit noch weiter nachgehen würden, wenn sie „so viel Geld erben, dass Sie nicht mehr arbeiten bräuchten”, bejahten 2021 nur noch 61 Prozent. 2016 waren es noch 77 Prozent.

Methodik des „Engagement Index”

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