Neue Möglichkeiten für die Zahnmedizin?

Erste Leitlinie zum Einsatz von kaltem Plasma veröffentlicht

br/pm
ZahnmedizinPraxis
Das sogenannte „kalte Plasma“ wird seit einigen Jahren bereits klinisch zur Behandlung schlecht heilender Wunden eingesetzt. Die desinfizierende Wirkung macht es aber auch für die Zahnmedizin interessant.

Erstmals ist jetzt unter dem Titel „Rationaler therapeutischer Einsatz von kaltem physikalischem Plasma“ eine Leitlinie zur klinischen Anwendung dieser Methode erschienen. Bei kaltem physikalischem Plasma im Sinne der Leitlinie handelt es sich um ionisiertes Gas im Temperaturbereich der Körpertemperatur, das durch elektrische Energie entsteht. Plasma wird mit als Medizinprodukt zugelassenen Geräten unmittelbar während der Behandlung erzeugt und angewendet.

Die biologische und medizinisch nutzbare Wirksamkeit kalter Atmosphärendruckplasmen beruht vor allem auf der komplexen Wirkung reaktiver Sauerstoff- und Stickstoffspezies. Elektrische Felder und emittierte UV-Strahlung spielen eine unterstützende Rolle. Im Mittelpunkt des Forschungs- und Anwendungsinteresses stehen drei grundsätzliche Plasma-Effekte:

  • die mögliche Abtötung eines breiten Spektrums von Mikroorganismen einschließlich multiresistenter Bakterien und Viren;

  • die Stimulation der Regeneration verletzten Gewebes durch Anregung des Zellwachstums, der Zellmigration und der Bildung neuer Blutgefäße und

  • das Auslösen von Prozessen des regulierten Zelltodes, vor allem in Krebszellen.

Geräte zur Erzeugung kalten Plasmas sind bereits seit 2013 als Medizingeräte (Klasse IIa) zur Behandlung schlecht heilender Wunden und Hautinfektionen zugelassen. Eingesetzt wurden diese Geräte bislang in der Mund‐, Kiefer‐ und Gesichtschirurgie, bei plastischen Operationen und in der Dermatologie.

Darüber hinaus findet das Verfahren inzwischen Anwendung in weiteren Disziplinen – vornehmlich bei der Behandlung von Wundheilungsstörungen. Als Vorteil wird „die berührungslose, nicht‐medikamentöse, nicht‐mechanische, auf einem physikalischen Verfahren basierende, apparativ einfache und schmerzfreie Anwendung geschätzt“, wie es in der Leitlinie heißt.

Kaltplasmaanwendung ist auch für die Zahnmedizin interessant

Die Leitlinie richtet sich explizit auch an Zahnmediziner. An der federführend von der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie erarbeiteten Leitlinie waren auch die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG PARO) und die Deutsche Gesellschaft für Zahn‐, Mund‐ und Kieferheilkunde (DGZMK) beteiligt. In der Zahnmedizin sind vor allem die desinfizierenden Eigenschaften des kalten Plasmas interessant, die beispielsweise in der Parodontologie in der geschlossenen Therapie hilfreich sein könnten. Darüber hinaus könnte kaltes Plasma intraoral überall dort zum Einsatz kommen, wo Keime in die Blutbahn gelangen könnten - beispielsweise bei kleineren chirurgischen Eingriffen oder Zahnextraktionen.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.