Experten fordern neue Strategien

USA: Arbeitsbelastung führt bei Ärzten oft zu Burn-out und Depression

mg
Gesellschaft
Das nachlassende Wohlbefinden von Ärztinnen und Ärzten gibt in den USA zunehmend Anlass zur Sorge. Eine neue Studie zeigt: Der stärkste Indikator für Burn-out und Depression ist offenbar die Arbeitsbelastung.

Die Autoren Prof. Dr. Constance Guille und Prof. Dr. Srijan Sen, beide Psychiater an den Universitäten South Carolina und Michigan, USA, haben eine Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung zum Thema Burn-out und Depression von Ärzten gemacht. Ihr im New England Journal of Medicine NEJM veröffentlichter Review fasst die Ergebnisse der Intern Health Study zusammen – einer Längsschnittstudie, die seit mehr als 20 Jahren das Wohlbefinden von mehr als 28.000 Ärztinnen und Ärzten in den USA und China untersucht.

Die Studie hat die Arbeitsbelastung als den stärksten und beständigsten Indikator identifiziert, der mit dem Wohlbefinden der Mediziner verbunden ist, berichten die Autoren. Sie habe aber auch andere wichtige Treiber für Depressionen ausgemacht und Strategien zur Verbesserung des Wohlbefindens entwickelt.

Kürzere Arbeitszeiten tragen zum Wohlbefinden bei

„Bei den niedergelassenen Ärzten haben die Reformen der vergangenen 15 Jahre die Arbeitszeit erheblich reduziert. Wir haben festgestellt, dass diese Arbeitszeitverkürzung zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens geführt hat“, erklärt Sen. „Wir glauben, dass weitere Anstrengungen zur Reduzierung der Arbeitsbelastung und der Arbeitszeiten der Schlüssel zu einer weiteren Verbesserung des Wohlbefindens (...) der breiteren Ärzteschaft sind.“

Zusätzlich zur Verringerung der Arbeitsbelastung empfehlen die Autoren Richtlinien, die eine rechtzeitige, vertrauliche und zugängliche Behandlung der psychischen Gesundheit für Ärzte erleichtern. Denn die Studie ergab auch, dass Diskriminierung, Belästigung, Sexismus und Rassismus in der Medizin das Wohlbefinden von Ärzten zusätzlich negativ beeinflussen. Diese Faktoren müssten so weit wie möglich abgestellt werden, wenn es darum geht, Personal zu gewinnen und zu halten; auch um die Bedürfnisse der Patientenschaft zu erfüllen.

„Frauen und Minderheiten müssen in das Gespräch darüber einbezogen werden, wie wir vorankommen wollen, denn ihre Erfahrungen sind anders“, sagte Guille. „Sie sind unverhältnismäßig stark von Konflikten zwischen Beruf und Familie sowie von institutioneller und individueller Diskriminierung betroffen. Ihre Perspektive ist entscheidend für die Schaffung eines gesünderen Arbeitsplatzes und damit einer besseren Patientenversorgung.“

Allgemein empfehlen die Autoren allen Gesundheitssystemen:

  • Implementieren und priorisieren Sie Strategien, die die Arbeitsstunden und Arbeitsbelastung reduzieren.

  • Schaffen Sie Regelungen ab, die Ärzte davon abhalten, sich wegen psychischen Krankheiten oder Drogenkonsum behandeln zu lassen.

  • Führen Sie Programme ein, die den Elternurlaub und den Zugang zur Kinderbetreuung verbessern.

  • Implementieren Sie Richtlinien, die Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion unterstützen und Sexismus und Rassismus in der Medizin angehen.

Als Nächstes wollen die Forschenden valide Arbeiten zu Depression analysieren und davon neue Strategien zur Verbesserung des Wohlbefindens für Ärzte ableiten.

Constance Guille, Srijan Sen, „Burnout, Depression, and Diminished Well-Being among Physicians“, Published October 23, 2024, N Engl J Med 2024;391:1519-1527, DOI: 10.1056/NEJMra2302878

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