Studie des Deutschen Ärztinnenbundes

Frauen besetzen jetzt 41 Prozent der Oberarztstellen

pr
Politik
Der Anteil an Oberärztinnen an Universitätskliniken ist gestiegen. Jedoch hat sich die Anzahl von Ärztinnen in Klinikdirektionen nur minimal erhöht, wie eine neue Studie des Deutschen Ärztinnenbundes zeigt.

Frauen besetzen mittlerweile 41 Prozent der Oberarztstellen (37 Prozent waren es 2022). Das ergab die Studie „Medical Women on Top (MWoT) – Update 2024“ des Deutschen Ärztinnenbundes e. V. (DÄB). Eine weniger gute Entwicklung zeigt sich demnach jedoch bei Frauen in Führungspositionen der Universitätsmedizin (zum Beispiel Klinikdirektorinnen): Hier hat sich der Anteil seit der letzten Erhebung nur minimal von 13 Prozent auf 14 Prozent erhöht.

In der Studie wurde ein Monitoring in den 14 wichtigsten klinischen Fächern an 36 Universitätskliniken in Deutschland vorgenommen. Mit dem „Update 2024“ hat der DÄB nun nach 2016, 2019 und 2022 die mittlerweile vierte MWoT-Studie veröffentlicht.

Die Zahnmedizin liegt bei 40 Prozent

Bei den Oberarztstellen sei schon fast Parität erreicht, heißt es in der Studie weiter. In einigen der 14 untersuchten klinischen Fächer liegt der Anteil an Oberärztinnen sogar schon über der Hälfte: Pathologie und Kinderheilkunde (über 50 Prozent) sowie Dermatologie und Frauenheilkunde (über 60 Prozent). Dagegen stagniert die Entwicklung bei Frauen in Führungspositionen in der Universitätsmedizin. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Standorten sind der Studie zufolge dabei erheblich.

Unter dem Durchschnitt von 41 Prozent liegen demnach Niedersachsen, das Saarland, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (2022 waren es dieselben Länder und Berlin). Und während es in Dresden rund 29 Prozent Klinikdirektorinnen gibt, sind es in Frankfurt gerade einmal fünf Prozent.

Die Zahnmedizin gehört zu den Fachrichtungen, die nicht an allen Fakultäten vertreten sind und hateinen Anteil an Oberärztinnen von 40 Prozent.

„Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die gläserne Decke in der Medizin noch immer vorhanden ist”, unterstrich Prof. Dr. Gabriele Kaczmarczyk, Autorin der Studie und Senior Consultant beim DÄB. „Der gestiegene Anteil an Oberärztinnen ist eine erfreuliche Entwicklung, doch der Weg zu den Spitzenpositionen der Universitätsmedizin scheint Frauen noch immer verbaut zu sein. Somit haben weiterhin fast nur Männer Einfluss auf die Ausbildung der Medizin-Studierenden, auf Therapieentscheidungen und auf die Auswahl von Forschungsthemen.“

Das fordert Der DÄB

Um den Anteil von Frauen an Führungspositionen im Klinikbereich zu steigern, fordert der Deutsche Ärztinnenbund:

Topsharing: Die Möglichkeit zur Doppelspitze in der universitären Medizin

Parität in Berufungskommissionen, da diese Einfluss auf die Besetzung von Führungspositionen haben.

Integration der Gleichstellungsbeauftragten in die Berufungskommissionen: Sie sollten mehr Mitwirkungsrechte und Entscheidungsbefugnisse erhalten.

Familienfreundlichen Strukturen und flexiblere Arbeitszeiten

Weichere Faktoren wie Kommunikations- und Teamfähigkeit oder Konfliktmanagement sollten – statt der Anzahl an Publikationen - für den Nachweis klinischer Exzellenz herangezogen werden.

Einen Grund für den geringen Frauenanteil in Führungspositionen sieht die Studie in der Schwierigkeit, Beruf und Karriere in Einklang mit dem Familienleben zu bringen. Noch immer seien es zum größten Teil Frauen, die neben der Berufstätigkeit die Versorgung von Kindern und Haushalt oder die Pflege von Angehörigen übernehmen, heißt es.

Dr. Christiane Groß, Präsidentin des DÄB, kommentierte die Ergebnisse so: „Aufgrund der regulären Arbeitszeit plus Nacht- und Wochenenddiensten arbeiten viele Ärztinnen nur in Teilzeit, sobald sie Kinder haben. Mit einer halben Stelle verdoppelt sich die Weiterbildungszeit bis zur Facharztqualifikation und die Frauen gehen – wenn überhaupt – um Jahre später ins Rennen um Führungspositionen.”

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