„Gestaltungsposten im Gesundheitswesen gehen an Männer“
Im vergangenen halben Jahr wurden vier wichtige Ämter durch das Gesundheitsministerium neu vergeben, schreibt der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) anlässlich des morgigen Internationalen Frauentags. „Keine der Leitungspositionen ging an eine Frau. Damit stehen inzwischen alle Bundesoberbehörden unter männlicher Führung.“ Der Runde Tisch „Frauen im Gesundheitswesen“ ist ein Zusammenschluss von mehreren Initiativen und Verbänden aus dem Gesundheitswesen, die sich für eine stärkere Repräsentation von Frauen in Spitzenämtern engagieren.
Das Bundesgesundheitsministerium berief jeweils einen Mann an die Spitze des Robert Koch-Instituts, des im Aufbau befindlichen Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin sowie des Paul-Ehrlich-Instituts. „Alle Bundesoberbehörden sind nunmehr unter männlicher Führung. Auch die gematik bekam einen männlichen Geschäftsführer für die Interimsphase.“ Wenngleich die Kompetenz der Berufenen nicht in Frage zu stellen ist, darf bezweifelt werden, dass es nicht geeignete weibliche Kandidatinnen gegeben hätte, schreibt der DÄB.
„Das System wird maßgeblich von Frauen getragen – aber nicht mitgestaltet“
Der Runde Tisch warnt davor, gerade in der kritischen Phase des Auf- und Umbaus von Organisationen auf die weibliche Perspektive zu verzichten. „In einem System, das ganz maßgeblich von Frauen getragen wird, müssen anstehende Entscheidungen auch maßgeblich von ihnen mitgestaltet werden können.“ Deshalb sei es wichtig und überdies zeitgemäß, eine paritätische Teilhabe von Frauen an diesen Prozessen zu gewährleisten.
Mit Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre zieht der Runde Tisch „Frauen im Gesundheitswesen“ eine gemischte Bilanz. Die am Runden Tisch beteiligten Organisationen haben mit ihrem politischen Engagement schon viel erreicht: Die Zahl der Frauen in den Chefetagen des Gesundheitswesens sei deutlich gestiegen. Noch vor wenigen Jahren war in den Führungspositionen des Gesundheitswesens kaum eine Frau zu finden.
Mittlerweile seien zum Beispiel in den Vorständen der zehn größten gesetzlichen Krankenkassen acht Frauen vertreten. 2019 waren es erst zwei. Eine ähnliche Entwicklung gibt es in den Kassen(zahn)ärztlichen Vereinigungen und deren Bundesorganisationen. „Dies ist allerdings ausschließlich den gesetzlich verankerten Quoten zu verdanken“, so der DÄB. „Dort, wo es keine Quote gibt, zum Beispiel in den Kammern, sieht es schlechter aus.“