Gesunde Umwelt ist ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag
Weltweit trage das Gesundheitssystem erheblich zur Klimakrise bei: Es sei für 4,4 Prozent der gesamten klimaschädlichen Emissionen verantwortlich, heißt es in der neuen Stellungnahme des Expertenrats Gesundheit und Resilienz der Bundesregierung. Der Titel: „Das Gesundheitswesen: Mitverursacher des Klimawandels – und Teil der Lösung“. Das Gremium sieht auch das deutsche Gesundheitssystem als Klimatreiber. Die meisten Emissionen entstünden in stationären und teilstationären Einrichtungen, gefolgt von ambulanten Einrichtungen und zum Beispiel Apotheken, heißt es in der Stellungnahme.
Jede Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, jeder Anfahrtsweg zur Arztpraxis und jedes verschriebene (und gegebenenfalls nicht genutzte) Medikament verursache Treibhausgasemissionen, Abfälle und weitere Klima- und Umweltbelastungen, schreiben die Expertinnen und Experten des Rats. Die steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen, bedingt durch den demografischen Wandel, die zunehmende globale Krankheitslast und immer komplexere Diagnose- und Behandlungsmethoden, verstärkten außerdem die Klimabelastung durch das Gesundheitswesen.
„Gesundheitsprävention ist Klimaschutz“
Als wirksame Maßnahme für mehr Klimaschutz im Gesundheitswesen empfiehlt das Expertenteam daher, klimaverträglicher Prävention und Gesundheitsförderung zu stärken. Bislang betrügen die Ausgaben für Prävention und Gesundheitsförderung aber weniger als vier Prozent der Gesamtgesundheitsausgaben in Deutschland, so die Stellungnahme. Institutionen des Gesundheitssystems könnten dabei einen erheblichen Beitrag leisten, um die Geschwindigkeit des Klimawandels zu reduzieren. Dabei könnte eine zeitgemäße Anwendung von Nachhaltigkeitsstrategien in Klinik, Administration und Organisation sowohl die Förderung der Gesundheit als auch eine Verbesserung des Umwelt- und Klimaschutzes ermöglichen.
Die Expertinnen und Experten führen konkrete Handlungsempfehlungen auf. So sollen etwa gesunde Umwelten als gesamtstaatlicher Auftrag definiert werden. Dieser Auftrag sollte auch im Normgefüge verankert werden. Bis zum Jahr 2040 sollte ferner eine Nationale Strategie zur Reduktion von Emissionen erfolgen, verbunden mit spezifischen, schrittweisen Zielen für eine Klimaneutralität des Gesundheitssystems. Schließlich sollten auch die Ausgaben für eine klimaverträgliche Prävention und Gesundheitsförderung steigen, um die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen zu senken und dadurch das Gesundheitssystem klimafreundlicher, nachhaltiger und resilienter zu gestalten.
Den Expertenrat „Gesundheit und Resilienz“ gibt es seit März 2024. Er ist das Nachfolgegremium des Corona-Expertenrats, der im April 2023 zum letzten Mal tagte. Als es darum ging, komplexe politische Entscheidungen in kürzester Zeit zu treffen, gaben die Expertinnen und Experten fundierte Empfehlungen ab.