Studie aus China zur Rolle prothetischer Rehabilitation

Hält ein Gebiss geistig fit?

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Zahnmedizin
Studien zeigen, dass das Tragen einer Prothese vor kognitivem Verfall im Alter schützen kann. Gerade Träger einer Teilprothese bauen kognitiv langsamer ab als Teilbezahnte und zahnlose Nicht-Prothesenträger.

Für die Studie wurden Daten aus dem chinesischen Longitudinal Healthy Longevity Survey (2008 bis 2018) mit 27.708 Personen über 65 Jahre ausgewertet, welche entweder teilweise oder vollkommen zahnlos waren. Ihre kognitiven Funktionen wurden mithilfe der Mini-Mental State Examination erfasst.

Neben dem Zahnstatus erfassten die Forschenden auch soziodemografische Merkmale, gesundheitsbezogenes Verhalten und der allgemeine Gesundheitszustand in die Analyse. Zudem führten sie Untergruppenanalysen durch, in denen zwischen unterschiedlichen Graden des Zahnverlusts unterschieden wurde (1 bis 9, 10 bis 19 oder 20 bis 31).

Von allen untersuchten Personen waren 9.747 (rund 35 Prozent) vollständig zahnlos und 8.695 (rund 31 Prozent) trugen Prothesen. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 4,7 Jahre. Prothesenträger (teilbezahnt oder vollständig zahnlos) hatten grundsätzlich eine höhere kognitive Funktion bei Studienbeginn im Vergleich zu Nicht-Prothesenträgern. Bei Teilprothesenträgern ließen die kognitiven Funktionen im Vergleich zu teilbezahnten Nicht-Prothesenträgern weniger nach. Bei Vollprothesenträgern und zahnlosen nicht-Prothesenträgern gab es diesbezüglich keine Unterschiede. Die Ergebnisse waren auch für die Untergruppenanalysen konsistent.

Nährstoffdefizit könnte Alzheimer begünstigen

Die Autoren schlussfolgern, dass das Tragen von Prothesen bei Teilbezahnung eine schützende Wirkung vor kognitivem Verfall haben kann. Grund dafür könnte eine bessere Ernährung und somit eine höhere Nährstoffaufnahme im Vergleich zu Zahnlosen mit ihrer eingeschränkten Kaufunktion sein. Ernährungsdefizite könnten Alzheimer begünstigen, erklären die Autoren. Die Prothesenträger in dieser Studie aßen im Vergleich zu nicht-Prothesenträgern zum Beispiel häufiger Nüsse, Gemüse und Obst.

Außerdem vermuten die Forschenden einen Zusammenhang der Kieferbewegungen mit einem erhöhten zerebralen Blutfluss. „Es hat sich gezeigt, dass die Kaustimulation bei normaler Okklusion das Gehirn aktiviert, den zerebralen Blutfluss erhöht und den Sauerstoffgehalt in den kortikalen Bereichen verbessert [Weijenberg et al., 2011].“ [Qi et al., 2024]. Eine wiederhergestellte Ästhetik durch eine Prothese könnte auch zu mehr sozialen Interaktionen führen, welche das Demenzrisiko verringern könnten.

Warum bei Totalprothesenträgern ein ähnlicher kognitiver Abbau stattfindet wie bei vollkommen zahnlosen Nicht-Prothesenträgern könnte laut Qi et al. daran liegen, „dass die Kaueffizienz von Prothesenträgern nicht ausreicht, um mit der von Teilnehmern mit Vollgebiss gleichzuziehen." Folglich könnten Prothesen den Verlust aller natürlichen Zähne nicht vollständig kompensieren [Cerutti-Kopplin et al., 2015]. Die Ergebnisse unterstreichen ihrer Meinung nach den weiteren Forschungsbedarf zwischen Mundgesundheit und Alterung des Gehirns sowie die Bedeutung von prothetischer Rehabilitation.

Qi X, Zhu Z, Pei Y, Wu B. Denture use and a slower rate of cognitive decline among older adults with partial tooth loss in China: A 10-year prospective cohort study. Aging Med (Milton). 2024 Dec 23;7(6):781-789. doi: 10.1002/agm2.12383. PMID: 39777091; PMCID: PMC11702451.

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