KV Bremen veröffentlicht Berichte von Ärzten zu Gewalt in Praxen

„Ich werde dich totmachen!“

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Praxis
Die KV Bremen hat niedergelassene Ärzte, Psychotherapeuten und ihre Praxismitarbeiter gefragt, ob sie auf der Arbeit Erfahrungen mit Gewalt gemacht haben und Auszüge aus einigen Zuschriften veröffentlicht.

In den letzten Jahren haben die Anfeindungen, Beleidigungen und Gewaltakte nicht nur gegen Rettungskräfte und Polizisten stark zugenommen, sondern auch gegen Ärzte, Psychotherapeuten und Praxismitarbeiter. Dies belegt auch eine Umfrage  der KV Bremen unter ihren Mitgliedern und Medizinischen Fachangestellten. „Etliche Erfahrungsberichte zeigen, dass das Ausmaß an Enthemmung und verbaler sowie körperlicher Gewalt ein noch nie dagewesenes Ausmaß angenommen hat“, bilanziert die KV – sie hat Auszüge aus einigen Zuschriften veröffentlicht:

  • "[…] Völlig unvermittelt stürmte mir der angeblich gehbehinderte Patient (ohne seinen Gehwagen) nach und baute sich wenige Zentimeter mit erhobenen und geballten Fäusten vor mir auf. Ich forderte ihn auf, zurückzutreten und umgehend die Praxis zu verlassen. Erst als ich mit der Polizei drohte, trat er zurück und sagte laut hörbar: „Ich habe  Freunde bei der Russenmafia, die fackeln dir deine Praxis ab”.

  • .Meine Medizinische Fachangestellte am Empfang bat einen Patienten wegen einer gesperrten Krankenversicherungskarte eine Ersatzbescheinigung zu besorgen. Daraufhin wurde der Patient laut, so dass ich aus meinem Sprechzimmer dazu kam. Der Patient drohte, er könne meiner Mitarbeiterin „eins auf die Schnauze hauen“. Daraufhin verwies ich den schreienden Patienten der Praxis. Er beschimpft mich daraufhin mit „Du Fotze, du Hure“ und schlug weiter von außen an die Fensterscheiben. […]"

  • „Tatsächlich wurde ich (MFA) mal an der Anmeldung bedroht. Ein Grund von vielen, warum ich der Praxis den Rücken gekehrt habe. […]“

  • „Die Mutter rastet aus, beschimpft mich mit den Worten: „Ich werde dich totmachen“, spukte und kniff, so dass ich blaue Flecken bekam. Die Corona-Zeit war das Schlimmste, was ich in 30 Jahren im MFA-Job erlebt habe! Mittlerweile arbeite ich nicht mehr als MFA in einer Praxis. Beschimpfungen, ständiges Motzen, Beleidigungen und Drohungen waren an der Tagesordnung.“

  • „Zwei türkische Frauen griffen unsere ebenfalls türkische MFA tätlich an, nach lautem Disput. Die Patienten-Familie war  ohne Termin gekommen und sollte am nächsten Tag in der offenen Sprechstunde kommen. Die angerufene Polizei kam, als die Angreifer schon wieder weg waren. Unsere MFA ist wegen Körperverletzung krankgeschrieben. […]“

  • „[…] Es gibt Tage, da haben unsere MFAs Angst, in die Praxis zu gehen, da sie befürchten müssen, wieder in verbale  Auseinandersetzungen zu geraten. Auch ich habe zunehmend das Gefühl nur noch Wunscherfüller zu sein, und wird dieses nicht durchgeführt, werde auch ich persönlich beschimpft. Ich bin seit 17 Jahren hausärztlich niedergelassen und denke vermehrt über eine Alternative zu diesem Beruf  nach. […]“

„Wir sind bestürzt, dass die Praxen bei der jetzt geplanten Verschärfung im Strafgesetzbuch nicht berücksichtigt werden", erklären die Vorstände der KV Bremen, Dr. Bernhard Rochell und Peter Kurt Josenhans: “Wir fordern Bundesjustizminister Marco Buschmann auf, Ärzte, Psychotherapeuten und ihre Mitarbeiter explizit in den Gesetzesentwurf aufzunehmen und ihnen ebenfalls strafrechtlichen Schutz bei der Ausübung ihrer Tätigkeit zukommen zu lassen.“

„Wir müssen unsere Praxen zu sicheren Orten machen!“

Die KV Bremen warnt davor, dass diese Entwicklung nicht nur die Sicherheit der Mediziner und Praxisangestellten gefährdet, sondern auch den Fachkräftemangel verschärft. Der Ärztemangel sei in aller Munde, aber auch viele MFA würden ihren Beruf verlassen.

„Wir sehen einen besorgniserregenden Trend: Unsere Praxen verlieren wertvolles Personal, weil sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern“, so die Vorstände. „Jeder Übergriff auf unser medizinisches Personal ist ein Angriff auf die Gesundheitsversorgung insgesamt. Wir müssen klare Zeichen setzen und unsere Praxen zu sicheren Orten machen.“

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