Medizinische Fachgesellschaften legen neues Positionspapier vor

Katastrophen- und Notfallversorgung soll reformiert werden

LL
Gesellschaft
Zwölf medizinische Fachgesellschaften rufen dazu auf, die Notfall- und Katastrophenversorgung in Deutschland dringend zu reformieren. In einem Positionspapier listen sie zehn Punkte dafür auf.

In einem gemeinsamen Dokument fassen die Fachgesellschaften zentrale Maßnahmen zur Stärkung der medizinischen Resilienz zusammen und raten dringend zu deren zeitnaher Umsetzung. Die wachsenden Herausforderungen etwa durch Naturkatastrophen, Terrorlagen und militärische Bedrohungen machten die Reformierung notwendig. Federführend bei der Erarbeitung des Papiers war die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

Die Autoren kritisieren besonders eine unzureichende Koordination zwischen Bund und Ländern und eine fehlende finanzielle Absicherung für Krankenhäuser im Katastrophenfall.

10 Punkte zur Verbesserung der Notfall- und Katastrophenversorgung im deutschen Gesundheitswesen

  1. Zeitnahe Verabschiedung des Gesetzes zur Reform der Notfallversorgung („NotfallG“)

  2. Prioritäre Erarbeitung eines überfälligen „Gesundheitssicherstellungsgesetzes“

  3. Verbindliche Umsetzung der gesetzlichen Zuständigkeit der Ministerien der Länder und des Bundes, koordinative Zusammenarbeit und gemeinsames Wahrnehmen der Verantwortung

  4. Bundeseinheitliche Governance und Finanzierung der Notfall- und Katastrophenversorgung:

    • Übergeordnete, geregelte durchgängige Führungs- und Meldestruktur sowie klare Aufgabenverteilung in Bund, Land und Kommune

    • Verbindliche einheitliche Führungs-, Organisations- und Kommunikationsstruktur in den Krankenhäusern und mit externen Partnern

    • Eindeutige bundeseinheitliche Nomenklaturen der Krisenversorgung und Katastrophenmedizin

    • Regelung und Ausbau der Zusammenarbeit mit der Polizei bei Terror- und Amoklagen

  5. Zivil-militärische Zusammenarbeit mit klaren Strukturen, Verantwortlichkeiten und Aufgaben unter Einbindung der Fachgesellschaften gemeinsam mit den Landeskommandos der Bundeswehr

  6. Strategische Patientensteuerung und -verteilung von Patienten in lebensbedrohlichen Einsatzlagen zur Sicherstellung einer ressourcenadaptierten Gesamtbelastung des Gesundheitssystems unter Nutzung etablierter Strukturen (zum Beispiel Kleeblatt-Struktur oder TraumaNetzwerk DGU®).

  7. Moderne, digitale Behandlungskapazitätsnachweise und Aufbau einer Plattform zur Qualitätssicherung der Versorgung

  8. Konsequente und flächendeckende Umsetzung der gesetzlichen Grundlagen und gesicherte Finanzierung zur Entwicklung und regelmäßigen Fortschreibung von Alarm- und Einsatzplänen sowie verpflichtende regelmäßige, interdisziplinäre und interprofessionelle Schulungen spezifischer Inhalte zur taktisch-strategischen Planung, Kommunikation, Logistik sowie zu akut- und notfallmedizinischen inklusive chirurgischen Kompetenzen in lebensbedrohlichen Einsatzlagen sowie entsprechende Durchführung von Großschadensübungen gemeinsam mit den Krankenhäusern, Rettungs- und Notarztdiensten, Feuerwehren und Behörden unter Begleitung eines Peer-Review-Verfahrens zur Qualitätssicherung

  9. Gesetzliche Regelung der baulichen Basissicherheit an Krankenhäusern im Hinblick auf Amok- und Terrorlagen sowie Landes- und Bündnisverteidigung

  10. Verbindliche Regelung der Logistik und Finanzierung spezieller Materialkontingente und Teilnahme an der Sanitätsmittelbevorratung des Bundes

„Die jüngsten Ereignisse in Magdeburg am 20. Dezember 2024 und München am 13. Februar 2025 haben gezeigt, dass intensive Vorbereitungen sowie regelmäßige Schulungen und Übungen von Notfallkonzepten unabdingbar für eine sichere Patientenversorgung in Krisensituationen und Großschadenslagen sind“, sagte Felix Walcher, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg.

Die detaillierte Ausführung der Maßnahmen können auf der Seite der DIVI heruntergeladen werden.

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