„Dieser ‚Transparenzatlas‘ hat die Komplexität einer dreispaltigen Excel-Tabelle“

Klinik-Atlas fällt auch in der Light-Version durch

pr
Politik
Auch nach einem Update steht der Klinik-Atlas des Bundesgesundheitsministers in der Fachwelt weiter in der Kritik. Das Angebot sei nun so simplifiziert, dass Patienten keinen Nutzen mehr davon haben, heißt es.

Auch nach dem Update steht der Klinik-Atlas von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) weiter in der Kritik. Er sei mit seinem Neustart auch in der Light-Version endgültig gescheitert, erklärt die Deutsche Krankenhaus Gesellschaft (DKG) Die neue Version wurde am 20. Juni vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) online gestellt. Kritikpunkte zuvor waren fehlerhafte Fallzahlen, veraltete Daten sowie falsche Notfallstandorte.

„Das ist erst der Anfang,“ kommentierte Lauterbach dazu auf X. „In dieser übersichtlichen Art, für Patienten gut nutzbar, werden jetzt schrittweise die Eingriffe und Krankheiten erweitert. Bald kommen Qualitätsindikatoren und Leistungsgruppen und Level der Kliniken dazu".

Den im Atlas aufgelisteten 22 Erkrankungen stünden rund 23.000 Behandlungen gegenüber, die in deutschen Krankenhäusern möglich seien, so die DKG. Damit fehlten große und für die Bevölkerung hoch relevante Behandlungsangebote, für die der Lauterbach-Atlas keinerlei Erkenntnisse liefert, rügt die DKG. Sie moniert, dass die Bürgerinnen und Bürger nichts zu Herzinsuffizienz, Bluthochdruck, COPD, Nierenerkrankungen, Lebererkrankungen, Augenleiden, Operationen am Rücken, Demenz, psychiatrische Erkrankungen und vielen anderen verbreiteten Erkrankungen erfahren würden.

„Die erste Version war kleinteilig und falsch, die aktuelle vereinfacht und nutzlos!"

Kritik kommt auch vom Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI). Durch Simplifizierung sei der Nutzen des Atlas für Patientinnen und Patienten nicht mehr vorhanden, so der Verband. Der Atlas zeige symptomatisch, was in der Gesundheitspolitik aktuell falsch läuft. Neue Tools, Digitalprojekte oder Gesetzesentwürfe würden völlig unausgereift und praxisfern auf den Markt gebracht. Auch das neue Update des Atlas sei keine Verbesserung, ganz im Gegenteil. Die erste Version des Klinik-Atlas sei kleinteilig und falsch gewesen, die aktuelle sei vereinfacht und nutzlos.

Egal nach welcher Behandlung man suche, für das Krankenhaus werde immer global der gleiche Pflegepersonalschlüssel angegeben. Die Qualität bemesse sich jetzt nur noch danach, wie viele Pflegekräfte in den jeweiligen Kliniken arbeiten und wie viele Prozeduren durchgeführt werden. Laut BDI werde das dem Anspruch, Patientinnen und Patienten einen objektiven Einblick in die Versorgungsqualität von verschiedenen Krankenhäusern zu geben, nicht gerecht.

Das Urteil der DKG bleibt vernichtend: Mit irreführenden Tacho-Grafiken täusche der Atlas dem medizinischen Laien Objektivität vor: „Dieser ‚Transparenzatlas‘ hat die Komplexität einer dreispaltigen Excel-Tabelle. Er ist ein tragisches Beispiel für ein völlig gescheitertes Produkt auf Kosten des Steuerzahlers, das im schlimmsten Fall Patientinnen und Patienten in die Irre leitet.“

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