Mit Rotwein gegen Karies und Parodontitis?
Die Forscher um Victoria Moreno-Arribas vom Spanish National Research Council (CSIC) in Madrid haben demzufolge in Experimenten anhand von Zellkulturen nachgewiesen, dass die Polyphenole im Rotwein eine solche Adhäsion blockieren. Wie die Prozesse genau wirken, sei noch unklar, fest stehe aber: Es wurden mehr Karieserreger abgewehrt, wenn gleichzeitig probiotische Streptokokken zugesetzt wurden.
Die Polyphenole im Rotwein wirken nicht nur als Antioxidantien
"Die mit der Nahrung aufgenommenen Polyphenole werden bei der Verdauung chemisch modifiziert, bevor sie in den Blutkreislauf gelangen. Das heißt, die positive Wirkung geht offenbar nicht auf die Ausgangssubstanzen selbst zurück, sondern beruht auf den daraus entstandenen Stoffwechselprodukten", schreiben die Forscher. Der biochemische Umbau der Polyphenole, an der orale Bakterien sowie die Zellen von Zahnfleisch und Mundschleimhaut beteiligt sind, starte aber schon im Mund.
In ihren Experimenten analysierten die Forscher mithilfe menschlicher Zellkulturen, wie stark die unterschiedlichen Erreger von Zahnerkrankungen an Zahnfleisch-Fibroblasten andockten. Dazu versetzten sie die Nährlösung mit einem Extrakt aus Rotwein oder Traubenkernen und gaben entweder Kaffeesäure und Cumarsäure - beides Polyphenole - dazu. Die Zusätze waren sehr gering konzentriert - trotzdem verringerte sich die Adhäsion der Bakterien um 20 bis 50 Prozent - wobei die Phenole sich als wirksamer erwiesen als die Extrakte.
Im Test setzten die Forscher Streptococcus mutans als Karieserreger sowie Fusobacterium nucleatum und Porphyromonas gingivalis als wichtige Erreger von Zahnfleischentzündungen und Parodontitis ein.
Dass Kaffeesäure und Cumarsäure den Hemmeffekt gegen das Kariesbakterium durch Zugabe des probiotischen Bakteriums Streptococcus dentisani noch verstärkt, erklären sich die Forschern damit, dass diese Streptokokken wahrscheinlich mit Streptococcus mutans-Bakterien um dieselben Bindungsstellen konkurrieren und diese so am Andocken hindern
Schlussendlich nehmen sowohl die menschlichen Fibroblasten als auch die Bakterien der drei getesteten Keime Polyphenole auf, die sie über ihren Stoffwechsel chemisch verändern und als Abbauprodukte wieder ausscheiden. Zum Teil hemmen die Stoffwechselprodukte die Adhäsion der Bakterien stärker als die Ausgangssubstanzen, bilanzieren die Forscher.
Adelaida Esteban-Fernández, Irene Zorraquín-Peña, Maria D. Ferrer, Alex Mira, Begoña Bartolomé, Dolores González de Llano, and M. Victoria Moreno-Arribas, Inhibition of Oral Pathogens Adhesion to Human Gingival Fibroblasts by Wine Polyphenols Alone and in Combination with an Oral Probiotic, in: Journal of Agricultural and Food Chemistry, published (web)February 21, 2018 DOI: 10.1021/acs.jafc.7b05466