Neue S2k-Leitlinie

Neue Leitlinie: Okklusionsschienen zur CMD-Behandlung

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Zahnmedizin
Eine neue Leitlinie bietet eine strukturierte Aufarbeitung verschiedener Schienentypen, deren Wirkungsweisen, Indikationsspektrum sowie dem Einsatz von Okklusionsschienen zur präprothetischen Therapie.

Unter der Federführung der DGFDT und der DGZMK wurde die neue Leitlinie „Okklusionsschienen zur Behandlung craniomandibulärer Dysfunktionen und zur präprothetischen Therapie“ erstellt.Insgesamt 39 Fachgesellschaften waren an der Erarbeitung beteiligt.Die Leitlinie bietet eine strukturierte wissenschaftliche Aufarbeitung zur Differenzierung verschiedener Schienentypen sowie eine systematische Darstellung zu deren Wirkungsweise und Indikationsspektrum.

Das Hauptaugenmerk der Leitlinie liegt auf den Indikationen zur Behandlung funktioneller Erkrankungen des craniomandibulären Systems. Ein gesondertes Kapitel beschreibt den Einsatz von Okklusionsschienen zur präprothetischen Austestung / Bestimmung einer therapeutischen Kieferrelation (vor der Neuanfertigung von Zahnersatz). Darüber hinaus werden die Risiken von Okklusionsschienen, Möglichkeiten zur Vermeidung von unerwünschten Nebenwirkungen und deren Herstellungsverfahren dargestellt.

Craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) umfassen Schmerz und / oder Dysfunktion (zum Beispiel Bewegungseinschränkung, Hypermobilität, intraartikuläre Störung, Vorkontakte oder Gleithindernisse) und die Diagnose kann mittels einer Funktionsdiagnostik gestellt werden. Myopathien, Arthropathien sowie Okklusopathien können mit einer Okklusionsschiene positiv beeinflusst werden, obgleich nicht jede CMD mit einer Schienentherapie behandelt werden muss, erklären die Autoren. Deshalb lautet die erste Empfehlung: „Eine Festlegung von Therapiezielen und eine Aufklärung der Betroffenen über Möglichkeiten, Grenzen und Folgen einer Behandlung mit Okklusionsschienen soll zu einer partizipativen Entscheidungsfindung über das Management von CMD gehören.“. Bei Kindern ist bis zum Abschluss der Wechselgebissphase allerdings Vorsicht geboten: Okklusionsschienen sollten hier nicht länger als drei Monate angewendet werden (Empfehlung 2), andernfalls könnten Wachstumsbeeinträchtigungen drohen.

Die Wirkungsweise von Okklusionsschienen im Rahmen einer CMD-Behandlung beruht auf „Veränderung von Funktionsmustern der Kaumuskulatur und eine Änderung der Lage der Kondylen.“ [DGFDT und DGZMK, 2024]. Okklusionsschienen können sowohl für den Ober- als auch den Unterkiefer angefertigt werden (Empfehlung 3) – entscheidend hierfür sind Indikation, Zahnstatus und möglicherweise der Patientenwunsch. Eine Schichtstärke von vier Millimetern im Molarenbereich scheint positivere Effekte auf Kiefergelenk- oder Muskelschmerzen zu haben als dünnere Okklusionsschienen [DGFDT und DGZMK, 2024].

Vorsicht bei weichen Schienen

„Okklusionsschienen sollten bei langdauernder Anwendung (über einen Monat) bevorzugt aus hartem Kunststoff erstellt werden und alle Zähne des schienentragenden Kiefers bedecken und alle Antagonisten im Seitenzahnbereich abstützen.“ lautet Empfehlung 4. Weiche Schienen können die Muskelaktivität bei Patienten mit Bruxismus verstärken und CMD-Symptome hervorrufen – deshalb sollte bei Bruxismus grundsätzlich auf weiche Schienen verzichtet werden, erklären die Autoren. „Bei Myopathien ohne Hinweise auf Bruxismus können individuell gefertigte harte oder weiche Schienen eingesetzt werden. Bei langdauernder Anwendung von mehr als vier Wochen sollten Okklusionsschienen mit harter Oberfläche bevorzugt werden.“ fasst Empfehlung 5 zusammen. Die Tragedauer richtet sich nach dem Krankheitsbild: „Okklusionsschienen sollten je nach Indikation bzw. Beschwerdebild und dessen circadianem Auftreten im Schlaf und/oder im Wachzustand eingesetzt werden.“ (Empfehlung 6).

In der Leitlinie werden Relaxierungs-, Reflex- oder Positionierungsschienen (Repositionsschiene, Distraktionsschiene, Pivotierungsschienen) in verschiedenen Ausführungen ausführlich besprochen und Empfehlungen zur Gestaltung, Indikation und Wirkungsweise ausgesprochen. Jede Schiene wird im Hinblick auf den Therapieerfolg und mögliche Nebenwirkungen bewertet. Daran anschließend wird dem Einsatz von Okklusionsschienen im Rahmen präprothetischer Therapien ein eigenes Kapitel gewidmet, ebenso wie der ausführlichen Darstellung verschiedener Herstellungsverfahren für Okklusionsschienen.

Die Leitlinie finden Sie hier.

DGFDT, DGZMK: „Okklusionsschienen zur Behandlung craniomandibulärer Dysfunktionen und zur präprothetischen Therapie“, 2024, Version 1.0, AWMF-Registriernummer: 083-051, www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/083-051.html, (Zugriff am: 19.08.2024)

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