Neue Leitlinie zu Angststörungen
Angststörungen nehmen oftmals einen chronischen Verlauf und wirken sich erheblich auf die Lebensqualität der Betroffenen aus. Eine neue, fachdisziplinenübergreifende Behandlungsleitlinie soll nun dazu beitragen, die Versorgung von Patienten mit Angststörungen nachhaltig zu verbessern.
Angst vor realen Bedrohungen zu haben, ist prinzipiell sinnvoll. Sie hilft, Gefahren zu erkennen, darauf zu reagieren und uns davor zu schützen. Kommt es jedoch zu übertriebenen, unrealistischen und auch grundlosen Reaktionen - zum Beispiel in Situationen, die gar nicht gefährlich sind -, kann eine Angststörung vorliegen.
Falsche Behandlung erhöht das Suizidrisiko
Zu den Angststörungen zählen die Panikstörung (plötzliche Angstanfälle), die generalisierte Angststörung (übertriebene Angst vor alltäglichen Gefahren) und die soziale Phobie (extreme Schüchternheit). Werden Angststörungen nicht erkannt und richtig behandelt, werden sie häufig chronisch, oftmals mit längeren Krankschreibungen und Frühverentungen.
Zudem besteht bei Angsterkrankungen ein erhöhtes Risiko für eine Komorbidität mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen. Sie sind zudem mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden.
Sechsjähriger Entwicklungsprozess
Die in Berlin vorgestellte S3‐Leitlinie „Behandlung von Angststörungen“ enthält Empfehlungen für die Diagnostik und Behandlung aller wichtigen Angsterkrankungen bei Erwachsenen. Die Leitlinie entstand in einem sechsjährigen Entwicklungsprozess.
Dabei prüfte eine repräsentative Leitliniengruppe die vorhandenen wissenschaftlichen Studien zur Behandlung mit Psychotherapie, Medikamenten und anderen Therapieformen streng auf Evidenz. 20 Fachgesellschaften waren daran beteiligt, darunter auch Patientenvertreter und Selbsthilfeorganisationen.
Hilfe auch für Hausärzte
Die neue S3‐Leitlinie richtet sich an alle Berufsgruppen, die Patienten mit Angststörungen behandeln. Dazu gehören insbesondere Hausärzte, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie psychologische Psychotherapeuten.