Neujahrsempfang der Bundeszahnärztekammer (BZÄK)

„Reformen mutig umsetzen!“

pr
Politik
Netzwerken im Vorfeld der Bundestagswahl – auf dem Neujahrsempfang der BZÄK trafen sich Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Standespolitik und Verbänden für einen Meinungsaustausch zum Auftakt des Jahres.

„Lassen Sie uns eine starke Bundesregierung wählen, die Reformen mutig umsetzt“, appellierte Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) an eine Vielzahl von Gästen aus der gesundheitspolitischen Szene Berlins. Sie waren am 28. Januar der Einladung der BZÄK zum Neujahrsempfang ins Naturkundemuseum gefolgt.

Benz griff in seiner Begrüßung drei Punkte heraus, die ihm aus Sicht der Zahnärzteschaft für die gesundheitspolitische Ausrichtung der neu zu wählenden Bundesregierung wichtig erscheinen. Das Thema Prävention hätten fast alle Parteien in ihren Wahlprogrammen aufgenommen. „Prävention wirkt“, sagte Benz und verwies darauf, dass der GKV-Anteil im zahnmedizinischen Bereich und damit die „Reparaturmedizin“ im Laufe der Jahre immer weiter gesunken sei. Die Merkformel dazu sei „Zahnmedizin gleich Goldstandard Prävention“, formulierte Benz.

Benz: ambulante Struktur ist wichtig, auch in der Zahnärzteschaft

Als zweiten Punkt verwies der Präsident auf Aussagen in verschiedenen Wahlprogrammen der Parteien, die Bedeutung der Hausärzteschaft unterstreichen. Die ambulante Struktur sei wichtig, auch in der Zahnärzteschaft, und gerade auch für die Versorgung auf dem Land, betonte Benz. Eines der größten Hindernisse zur Niederlassung für Zahnärzte sei die ausufernde Bürokratie, skizzierte er. Seine Merkformel dazu: „Weniger Bürokratie – mehr Praxis.“

Drittens griff Benz Fragen zur Finanzierung des Gesundheitssystems auf: „Wo ist der Dukatenesel?“, fragte er salopp. Die Heilberufsverbände hätten Vorschläge unterbreitet, wie man massiv in der GKV einsparen könne. Auf den Prüfstand gehörten versicherungsfremde Leistungen oder die beitragsfreie Mitversicherung von Familienangehörigen. „Wir haben kein Einnahmeproblem, sondern ein Ausgabenproblem“, unterstrich er. Zu möglichen Lösungsansätzen sei die Zahnärzteschaft jederzeit gesprächsbereit.

Kappert-Gonther: ePA ist ein großer Schritt nach vorn

Als große Errungenschaft der abgelaufenen Legislaturperiode hob Kirsten Kappert-Gonther, MdB Grüne und Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, die elektronische Patientenakte (ePA) hervor. Die ePA werde jetzt flächendeckend eingeführt und werde auch die Zahnarztpraxen einen großen Schritt nach vorn bringen, erklärte sie. In Sachen Gleichberechtigung lasse sich ihrer Beobachtung nach bei den Zahnärzten Positives berichten. So sei inzwischen rund 70 Prozent der nachfolgenden Zahnmedizinergeneration weiblich. Auch in den Entscheidungsgremien lasse sich inzwischen ein Frauenanteil von rund 20 Prozent erkennen.

Zur Prävention habe die Zahnärzteschaft „unglaublich beigetragen“, wie sie weiter ausführte. Eine gute Zahn- und Mundgesundheit sei auch eine wichtige Grundlage für soziale Teilhabe, betonte sie. Deswegen habe sie sich gefreut, dass die BZÄK sich in ihren Forderungen zur Bundestagswahl auch für eine gute Behandlung von vulnerablen Gruppen einsetze. Gerade die Mundgesundheit trage für pflegebedürftige Menschen erheblich zur sozialen Teilhabe bei.

Hendges: zahnmedizinische Versorgung ist kein Kostentreiber im Gesundheitswesen

ZA Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, zog aus Sicht der zahnärztlichen Versorgung eine nüchterne Bilanz der Ampel-Gesundheitspolitik. Rein gar nichts an gesetzlichen Regelungen sei getroffen worden, was die Patientenversorgung in der Zahnmedizin weiter verbessern könnte, sagte er. Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz gab eine „bittere Pille zu schlucken“, so Hendges.

„Die zahnmedizinische Versorgung ist eben kein Kostentreiber im Gesundheitswesen, sondern sie trägt durch unsere konsequente präventionsorientierte Ausrichtung zur Stabilität der GKV dauerhaft bei“, sagte er. Gleichzeitig habe diese Ausrichtung für eine enorme Verbesserung der Mundgesundheit in Deutschland gesorgt. Durch die Etablierung eigener Versorgungskonzepte habe die Zahnärzteschaft als starke Selbstverwaltung den Grundpfeiler für diesen Erfolg gelegt – bis hin zur neuen Parodontitisbehandlungsstrecke.

Es braucht eine durchschlagende Initiative bei der Vorbeugemedizin

Hendges weiter: „Wenn dann die einzige Idee der Politik für eine Therapie der ohne Zweifel bestehenden Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung darin besteht, ein vollkommen kurzsichtiges Kostendämpfungsgesetz zu Lasten der Patientenversorgung und zu Lasten der Praxen zu verabschieden, Prävention in den Mittelpunkt stellen zu wollen, ab dafür keine Mittel freigibt, dann wird deutlich, warum wir einen dringenden Kurswechsel in der Gesundheitspolitik einfordern,“ konstatierte er.

Von einer neuen Regierung forderte er eine verlässliche und stabile Zusammenarbeit von Politik und Selbstverwaltung. Der Erfolgsweg der Prävention müsse weiter beschritten werden, Praxen bräuchten Planungssicherheit und Anreize zur Niederlassung. Und: „Wir brauchen endlich eine neue, wirklich durchschlagende Initiative bei der Vorbeugemedizin.“

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.