Australien

Schlechte Google-Bewertung: 170.000 Dollar Schadenersatz für Zahnärztin

mg
In Melbourne hat eine Zahnärztin erfolgreich eine Patientin wegen vier diffamierenden Google-Bewertungen verklagt. Das Gericht folgte der Auffassung, dass dadurch ihr Ruf massiv beschädigt wurde.

Die Klägerin ist eine 42-Jährige Zahnärztin mit Schwerpunkt Parodontologie, die mit ihrem Mann eine Praxis in Melbourne betreibt, in der pro Jahr etwa 1.600 Patienten behandelt werden.

Die beklagte Patientin nahm in der Praxis zwischen September und Dezember 2019 drei Termine wahr – sechs weitere sagte sie ab. Aufgrund der vielen abgesagten Termine und der Art und Weise, wie sich die Frau während bei der Kontaktaufnahme und in der Praxis verhalten hatte, beendete die Zahnärztin schließlich die Arzt-Patienten-Beziehung.

Wie das Gericht ausführt , veröffentlichte die Patientin etwa drei Monate später, im März 2020, unter dem Nutzernamen „Cat” eine Google-Bewertung und beschuldigte die Ärztin, „unprofessionell” zu sein, fehlerhaft zu diagnostizieren, „lächerliche” Behandlungsvorschläge zu machen und jemand zu sein, der ihre Patienten schikaniert, beschimpft und zu viel berechnet.

Patientin gab vier Bewertungen in drei Tagen ab

Vier Tage später lud die Beklagte unter dem Nutzernamen „Daniela” eine weitere Google-Bewertung hoch. Darin behauptete sie, die Zahnärztin behandele nicht nach den üblichen Standards. Drei Tage später entfernte die Beklagte die zweite Google-Bewertung wieder und ersetzte sie durch eine dritte. Weitere drei Tage später veröffentlichte sie die vierte und letzte Stellungnahme, die unter den Namen „Daniela” bis zur Anklage verfügbar war. Darin wiederholte sie ihre Beschuldigungen und behauptete, die Zahnärztin betreibe ihre Praxis „unethisch”, habe sie belogen, sich geweigert, sie zu behandeln und verfolge „böse Absichten”.

Mindestens 100.000 Menschen sahen die Rezensionen

Das Gericht hielt es für erwiesen, dass die verleumderischen Rezensionen mindestens 100.000 Menschen angezeigt worden waren und folgte außerdem der Argumentation der Anklage, dass sich die Auswirkungen der Veröffentlichungen noch weit über diesen Empfängerkreis hinaus erstreckt habe. Außerdem gelang es dem Anwalt der Zahnärztin aus Sicht des Gerichts plausibel darzulegen, dass sich eine zuvor bereits existierende gesundheitliche Beeinträchtigung der Klägerin infolge des monatelangen Ärger und Stresses verschlimmert habe.

Die Patientin wurde zur Zahlung von 170.000 Australischen Dollar (umgerechnet etwa 106.000 Euro) Schadenersatz verurteilt. Vor ihrer Klage hatte die Zahnärztin erfolglos versucht, die Bewertung von Google oder ihr komplettes My Business-Konto bei Google löschen zu lassen. Der mehrmalige Versuch, eine außergerichtliche Einigung mit der Patientin herbeizuführen, scheiterte ebenfalls.

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