Sjögren Syndrom: Verzögerte Diagnose schadet Mundgesundheit
Eine neue Studie von Forschenden des Regenstrief Institute und der Indiana University School of Dentistry, beide in Indianapolis, befasst sich mit der Verknüpfung elektronischer Gesundheitsakten und elektronischer zahnärztlicher Aufzeichnungen, um Menschen mit dem Sjögren-Syndrom besser zu versorgen.
Das Sjögren-Syndrom ist eine chronische Autoimmunerkrankung des Bindegewebes, von der laut offiziellen Zahlen vier Millionen US-Amerikaner betroffen sind. Hinzu kommen geschätzte 2,5 Millionen Personen, bei denen die Krankheit bislang nicht diagnostiziert wurde [Felix Gomez et al., 2023]. Sie kann negative Effekte auf die Mundgesundheit haben. Bedingt durch eine Unterfunktion der Speicheldrüsen leiden viele Betroffene unter Mundtrockenheit und deren Folgen für die Zahnhartsubstanz.
Mundtrockenheit kann orale Erkrankungen begünstigen
Aufgrund der Trennung von zahnärztlicher und medizinischer Versorgung sowie der damit verbundenen elektronischen Gesundheitsdaten sind Zahnärzte in den USA darauf angewiesen, allgemeinmedizinische Informationen von ihren Patienten direkt zu erhalten.
Im Rahmen der Studie führten die Forschenden die elektronischen Gesundheitsakten des Indiana Network for Patient Care (allgemeinmedizinische Informationen) von Personen mit Sjögren-Syndrom mit ihren elektronischen Zahnunterlagen zusammen. Die Ergebnisse zeigen, dass weniger als ein Drittel der Patienten, bei denen der Arzt die Diagnose gestellt hatte, ihre Zahnärzte darüber informierten. Dies kann sich insbesondere auf die Mundgesundheit negativ auswirken, wenn sich Karies und damit ein erheblicher Zahnhartsubstanzverlust manifestiert haben.
Neun von zehn Personen mit Sjögren-Syndrom sind Frauen
Die Diagnose des Sjögren-Syndroms ist schwierig, da es viele unspezifische Symptome gibt, die denen anderer Erkrankungen ähneln. Zu den häufigsten Symptomen gehören Mund- und Augentrockenheit, Karies, Müdigkeit und chronische Schmerzen. Es können aber auch größere Organbeteiligungen, Neuropathien und Lymphome auftreten. In den USA vergehen vom Auftreten der Symptome bis zur Diagnose durchschnittlich drei Jahre, so dass die Krankheit zunächst unkontrolliert fortschreiten kann. Neun von zehn Personen mit Sjögren-Syndrom sind Frauen.
„Wir haben diese Untersuchung durchgeführt, weil Sjögren-Patienten mit einer enormen Belastung durch orale Erkrankungen konfrontiert sind, die bis zum mittleren Alter zu einem vorzeitigen Zahnverlust führen“, sagte Thankam Thyvalikakath, einer der Studienautoren. „Zahnärzte sehen viele Patienten, vor allem Frauen, mit unspezifischen Symptomen wie Gelenkschmerzen und Müdigkeit, aber es ist sehr schwierig für einen Zahnarzt, alle Krankheiten seines Patienten zu kennen“, sagte die Erstautorin Grace Gomez Felix Gomez.
"Wenn der Patient, bei dem kein Sjögren-Syndrom diagnostiziert wurde, Symptome von Mundtrockenheit erwähnt, sollte der Zahnarzt vielleicht einen vorläufigen Speichelflusstest durchführen, um die Ursache zu ermitteln. Ist es das Sjögren-Syndrom, könnte der Zahnarzt den Patienten an einen Rheumatologen oder einen anderen Facharzt überweisen, um Grunderkrankungen auszuschließen. Zur weiteren Bestätigung der Diagnose des Sjögren-Syndroms ist eine Überweisung an einen Facharzt für Oralmedizin und/oder Oralpathologie erforderlich.“
Die Studie zeigt die Vorteile der Verknüpfung von elektronischen zahnärztlichen und medizinischen Aufzeichnungen auf. Medicare und viele andere US-Krankenkassen übernehmen die Kosten für zahnärztliche Behandlungen nicht, was die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Zahnmedizinern erschwert.
Felix Gomez GG, Hugenberg ST, Zunt S, et al. Characterizing clinical findings of Sjögren's Disease patients in community practices using matched electronic dental-health record data. PLoS One. 2023 Jul 31;18(7):e0289335. doi: 10.1371/journal.pone.0289335. PMID: 37523369; PMCID: PMC10389720.