So setzt sich eine Doppelspitze durch
Unter dem Begriff „Jobsharing” wird ein flexibles Arbeitszeitmodell verstanden, bei dem sich mindestens zwei Personen eine Stelle teilen. Schak und Staudt etwa leiten seit dreieinhalb Jahren bei der Deutschen Bahn zusammen ein Team von 180 Mitarbeitern im Bereich Training, Learning und Consulting. Gemeinsam haben sie den Bereich aufgebaut und sind in vielen Frauennetzwerken unterwegs. Beide arbeiten vier Tage in der Woche. Während Schak jeden Mittwoch frei hat, bleibt Staudt freitags daheim, berichtete sie via Live-Stream 115 Zahnärztinnen.
Es ist wie in einer gut funktionierenden Ehe
„Ein erfolgreiches berufliches Tandem ist vergleichbar mit einer gut funktionierenden Ehe”, machen die Frauen klar. „Auch hier kommt es auf Kommunikation, Offenheit und absolutes Vertrauen an, sonst kann die Zusammenarbeit nicht klappen.”
„Die Chemie untereinander muss einfach stimmen”, betont Schak. Zufällig nahmen beide am selben Talentprogramm des Konzerns teil und lernten sich dort besser kennen. Hierbei entstand die Idee, sich zu zweit auf eine Stelle zu bewerben. „Damals gab es noch kaum Tandems oder eine Blaupause, wie es funktionieren kann. Wir haben uns alles selbst erarbeitet. Wenn man dieselben Ziele verfolgt, kann man es auch zusammen schaffen”, berichtet Schak. Schon länger hegten die zwei Frauen den Wunsch nach Karriere und mehr Verantwortung, die vereinbar mit ihrer Familienplanung war.
Dieselben Verträge, dasselbe Gehalt
Wer eine Führungsposition innehat, arbeitet mehr als Vollzeit und trägt auch mehr Verantwortung, erzählt Schak. Vor Antritt ihres Jobsharings haben sie deshalb klare und grundlegende Vereinbarungen getroffen. Beide haben dieselben Verträge und verdienen auch dasselbe. So funktioniere eine gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe, erklären sie.
Die zwei ebenbürtigen Führungskräfte haben unterschiedliche Persönlichkeiten, wodurch sie sich gut ergänzen. Vor ihrem Team treten sie immer als Einheit auf. „Wir haben beide das Sagen und haben uns fachlich aufgeteilt. Diejenige, die vor Ort ist, entscheidet, und die andere steht immer dahinter”, sagt Staudt. Eine bereits getroffene Entscheidung wird im Nachhinein nicht mehr zurückgenommen, das ist ihnen wichtig.
„Es ist ein respektvoller und offener Umgang, bei dem wir uns permanent gegenseitig Feedback geben und uns selbst viel häufiger reflektieren. Auf diese Weise entwickeln wir uns schneller weiter und auch unsere fachliche Expertise wächst stetig. Davon profitieren vor allem die Kunden”, resümiert Schak.
Das Jobsharing bringe viele Vorteile mit sich. Sie können verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, ohne eine 60-Stunden-Woche zu haben. Außerdem schätzen sie ihre jeweilige Sparring-Partnerin an ihrer Seite, mit der sie gemeinsam Erfolge und Misserfolge aber auch Kontrolle und Macht teilen können. „Zusammen erreichen sie bessere Ergebnisse”, sind sich beide einig.
„Nicht nur für Frauen, sondern auch für junge Leute ist Jobsharing interessant, um sich nebenbei selbst zu verwirklichen”, betont Schak. Flexible Arbeitszeitmodelle lohnen sich auch für den Austausch von Erfahrungen zwischen jungen und älteren Mitarbeitern. Außerdem sind sie eine gute Bereicherung für hoch qualifizierte Eltern, die sich für Arbeiten in Teilzeit entschieden haben.
Die Tandem-Partnerinnen
Die 38-jährige Anna Schak hat zwei schulpflichtige Kinder. Früher arbeitete sie viele Jahre im Ausland, allein zehn in der Bildungsakademie der Auslandskammer in London. Sie spricht drei Sprachen und hat Ausbildungen sowie Universitäts-Abschlüsse aus drei Ländern. Ihre Leidenschaft: „sich selbst, Menschen und Themen zu bewegen.”
Auch die 47-jährige Julia Staudt hat zwei Kinder und ist verheiratet. Sie war viele Jahre im Trainings- und Beratungsgeschäft tätig. Seit sieben Jahren arbeitet sie für die Deutsche Bahn. Durch ihre Auslandserfahrung, ihre Trainerausbildung und ihre Universitäts-Abschlüsse ist sie fachlich top aufgestellt und Expertin in den Trend-Themen Digitalisierung und Agilität.