Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Stimmen für die AfD verschärfen Fachkräftemangel

mg
Gesellschaft
Fremdenfeindliche Einstellungen – gemessen am Stimmenanteil für rechtsgerichtete Parteien wie die Alternative für Deutschland (AfD) – reduzieren die regionale Arbeitsmigration, zeigt eine neue Studie.

Wie die vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführte und in PLOS One veröffentlichte Studie zeigt, beeinflussten fremdenfeindliche Einstellungen zwischen 2004 und 2017 die Wohnortwahl von Arbeitsmigranten in Deutschland. Die Auswertung zeigte: In Regionen mit höheren Anteilen der Wählerstimmen für rechtsextreme Parteien und auch fremdenfeindlicher Gewalt ließen sich Arbeitsmigranten im Vergleich seltener nieder. Insgesamt ist die Evidenz für den Zusammenhang zwischen Unterstützung rechtsextremer Parteien und dieser Reduzierung robuster als für den Zusammenhang zwischen fremdenfeindlicher Gewalt und reduzierter Arbeitsmigration.

Die Datenanalyse des Instituts der Bundesagentur für Arbeit wertete die Daten aller Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft aus, die zwischen 2004 und 2017 laut dem Verzeichnis der Agentur in Deutschland sozialversicherungspflichtig tätig gewesen sind.

Dies sei jedoch auch abhängig von der Qualifikation der Arbeitskräfte: Während höher Qualifizierte empfindlicher auf fremdenfeindliche Gewalt zu reagieren scheinen, gilt dies bei gering qualifizierteren ausländischen Arbeitskräften eher für hohe Stimmanteile rechtsgerichteter Parteien. Unter diesen dominiert die Alternative für Deutschland (AfD), schreiben die Forschenden und verweisen darauf, dass die AfD bei der Bundestagswahl 2017 rund 96 Prozent aller rechtsgerichteten Stimmen auf sich vereinen konnte.

Strukturschwache Regionen könnten weiter abfallen

„Die Ergebnisse stehen im Einklang mit der bisherigen Literatur. Da einwanderungsfeindliche Gewalt und negative Einstellungen das Leben von Zuwanderern erschweren, ist zu erwarten, dass diese Faktoren die Zuwanderung in einen Landkreis oder eine kreisfreie Stadt bremsen“, kommentierte Prof. Dr. Panu Poutvaara, Leiter des ifo Zentrums für Migration und Entwicklungsökonomik, gegenüber Science Media Center (SMC). Er halte die Ergebnisse für plausibel, wäre aber vorsichtig damit, „sie als kausale Wirkung negativer Einstellungen auf Arbeitsmigration zu interpretieren“. Die Ergebnisse könnten auch durch strukturelle Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bedingt sein.

Prof. Dr. Sulin Sardoschau, Juniorprofessorin für Migrationsökonomik an der Wirtschaftwissenschaftlichen Fakultät, Humboldt-Universität zu Berlin, weist darauf hin, dass die beobachteten Effekte besonders strukturschwache ostdeutsche Regionen mit starker Überalterung treffen könnten. „Die Autoren weisen darauf hin, dass sich durch Demografie und Fachkräftemangel die Konkurrenz um ausländische Fachkräfte verschärft“, sagte sie gegenüber SMC. „Dadurch dürften Regionen mit ausgeprägter Fremdenfeindlichkeit in Zukunft weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, was den Mangel an Arbeitskräften noch stärker spürbar machen könnte.“

Buch T, Burkert C, Hell S, Niebuhr A, Haas A (2025) Do xenophobic attitudes influence migrant workers’ regional location choice? PLoS ONE 20(2): e0316627. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0316627

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