Nach Umfrage unter Niedergelassenen

Survey benennt die (un)beliebtesten PVS in Deutschland

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Praxis
Erstmalig liefert eine Studie des Zentralinstituts kassenärztliche Versorgung (Zi) Zahlen, die Praxisverwaltungssysteme (PVS) im Hinblick auf Nutzerfreundlichkeit und -zufriedenheit bewertet.

Bisher sei es kaum möglich gewesen, „PVS mit Fokus auf die Erfüllung der Bedürfnisse der Nutzenden“ objektiv zu betrachten, schreibt das Autorenteam des Zi. Ihre Studie habe sich daher erstmalig dem Ziel gewidmet, „Fehlersituationen und Fehlerhäufigkeiten bei PVS in Deutschland“ mit belastbaren Daten zu quantifizieren.

Für das querschnittliche Online-Survey konzipierten die Forschenden einen Fragebogen, der Rückmeldungen zu Themenbereichen wie typische Fehlersituationen, Usability, Nutzerzufriedenheit oder PVS-Wechselbereitschaft einholte. Die Antworten flossen in die Ermittlung des sogenannten Net-Promoter-Scores (NPS) und der System-Usability-Scale (SUS) ein. Der NPS benennt die Zufriedenheit der Anwender, die SUS die Usability. Hierbei gilt jeweils: Je höher das Ergebnis, desto besser.

Bundesweit wurden Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen und angestelltes Personal in der vertragsärztlichen Versorgung zu ihrem PVS befragt. Anhand von 10.245 Bewertungen wurden Validität und Reliabilität der System-Usability-Scale (SUS) und des Net-Promoter-Scores (NPS) geprüft.

In 50 Prozent der Praxen ist das PVS ein häufiger Störfaktor

Laut der Umfrage hat fast die Hälfte der Befragten berichtet, dass der Praxisablauf mehrmals pro Woche oder gar täglich durch Softwarefehler gestört wird. Oftmals seien elementare Funktionen nach Software-Updates betroffen oder die Funktionalitäten der TI könnten nicht fehlerfrei genutzt werden. Ein weiteres Ergebnis: „Drei von vier Arzt- und Psychotherapiepraxen in Deutschland würden ihre aktuelle Praxissoftware daher nicht weiterempfehlen. Viele wären bereit, ihr PVS zu wechseln, obwohl dies mit hohem Aufwand für die Praxen verbunden ist.“

So schneiden die Programme im Vergleich ab

PVS, die mindestens 20 Bewertungen erhielten, hat das Zi in einer Tabelle erfasst. Sie zeigt auf einen Blick, wie einzelne PVS in den Bereichen SUS, NPS und Wechselbereitschaft abgeschnitten haben. Insgesamt umfasst das Ranking 39 Produkte. Die größte Wechselbereitschaft besteht demnach beim PVS „KiWi“ (88,9 Prozent). Es folgen QMED.Praxis (72,2 Prozent), TURBOMED (72,1 Prozent), DATA VITAL (69,2 Prozent) und CGM M1 PRO (68,5 Prozent).

„Die Repräsentativität der Aussagen ist mit einer Teilnahme von 4,93 Prozent der niedergelassenen und ambulant angestellten Ärztinnen und Ärzte beziehungsweise Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie aufgrund des Convenience Samplings allerdings eingeschränkt“, räumen die Autorinnen und Autoren ein. Sie weisen ebenfalls darauf hin, dass die Befragung kurz nach der bundesweit verpflichtenden Einführung des E-Rezepts stattgefunden habe. Der Prozess sei von Störungen begleitet gewesen, was „die Bewertungen mitbeeinflusst haben könnte“. Jedoch müsse hervorgehoben werden, dass die Rückmeldungen ein breites Spektrum von differenzierten sowohl positiven wie negativen Bewertungen umfassten.

Produkte kontinuierlich verbessern

Um herstellerseitige Verbesserungen sowie nutzerseitige Wechsel des PVS zu unterstützen, sollten regelmäßig Daten zur PVS-Usability erhoben und transparent veröffentlicht werden, fordert der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried, der die Studie mitverfasst hat. „Diese könnten künftig durch standardisierte Performance-Messungen in Praxen ergänzt werden, um zusätzliche Informationen zur Komplexität und Bearbeitungsdauer standardisierter Vorgänge zu erhalten.“ Das Zi beabsichtigt, in regelmäßigen Abständen dazu zu publizieren.

Die (un)beliebtesten PVS

Die Top 5:

  • tomedo, Platz 1 

  • T2med, Platz 2

  • Praxis-Programm, Platz 3

  • PegaMed, Platz 4

  • DURIA, Platz 5

Die Flop 5:

  • TURBOMED, Platz 39

  • CGM M1 PRO, Platz 37

  • CGM MEDISTAR, Platz 36 

  • ALBIS, Platz 35

Die aktuelle Studie basiert auf 10.245 im Frühjahr 2024 beantworteten Online-Fragebögen. Zum Mitmachen aufgerufen waren Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie deren Teams. Aus einer Liste von 126 im Januar 2024 zugelassenen PVS konnten die Befragten das von ihnen verwendete PVS auswählen oder frei benennen. Das Zi erhielt Datensätze mit Angaben zu 88 PVS.

Müller, Doreen, Nieporte, Tobias, Stillfried, Dominik Graf von: Praxisverwaltungssysteme: Deutschlandweite Ergebnisse zu Usability, Nutzerzufriedenheit und Wechselbereitschaft aus 10.245 Bewertungen.GMS Med Inform Biom Epidemiol 2024;20:Doc13. doi: 10.3205/mibe000269

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