Tausende Angriffe auf ukrainische Gesundheitseinrichtungen
„Das Gesundheitssystem in der Ukraine steht weiterhin vor nie dagewesenen Herausforderungen. Im Jahr 2025 haben die Angriffe auf die Gesundheitsversorgung nicht aufgehört, und wir dokumentieren sie weiterhin fast täglich“, heißt es in einer Mitteilung, die die WHO gestern anlässlich des dritten Jahrestags des russischen Angriffskriegs veröffentlicht hat. 2025 seien bereits 42 Angriffe registriert worden, die laut WHO zwölf Verletzte und drei Tote zur Folge hatten.
„Die Menschen sind erschöpft“
Zu den betroffenen Gesundheitseinrichtungen gehört eine Kinderklinik in Odessa. Die WHO zitiert eine Notärztin und Chirurgin aus der Region Dnipro: „Die Menschen sind erschöpft – sowohl die Patienten als auch die Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Doch als Mediziner haben wir nicht den Luxus, müde zu sein. Unsere Patienten brauchen uns, um weiterzumachen. Wir müssen die Müdigkeit überwinden, um ihnen weiterhin die Pflege zukommen zu lassen, die sie verdienen.“
Zugang zu medizinischer Versorgung wird zunehmend schlechter
Der Zugang zur Gesundheitsversorgung bleibe in der gesamten Ukraine ein kritisches Thema. Aus einem im Oktober 2024 veröffentlichten WHO-Survey geht hervor, dass eine von vier Personen angab, seit dem 24. Februar 2022 einen schlechteren Zugang zu medizinischen Leistungen zu haben.
Die gestiegenen Kosten für Medikamente und medizinische Behandlungen stellen laut WHO ein weiteres großes Problem für die Gesundheitsversorgung in der Ukraine dar: „35 Prozent der Menschen gaben im Oktober 2024 an, dass sie die medizinische Versorgung aufgrund finanzieller Probleme aufgeschoben haben.“
Insgesamt habe sich die Gesundheit der Ukrainerinnen und Ukrainer seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 kontinuierlich verschlechtert, mahnt die WHO. So berichteten 68 Prozent der Menschen im Land von einer Verschlechterung ihrer Gesundheit im Vergleich zur Vorkriegszeit. Zu den am weitesten verbreiteten Gesundheitsprobleme gehörten psychische Störungen wie Angstzustände und Depressionen (41 Prozent) und neurologische Störungen wie Migräne (39 Prozent).
100.000 kriegsbedingte Amputationen
Durch den Krieg hat sich der Bedarf an medizinischer Versorgung, insbesondere in Bereichen wie Traumabehandlung und Rehabilitation, erhöht. Das Gesundheitsministerium schätzt, dass bis Mitte 2024 circa 100.000 kriegsbedingte Amputationen vorgenommen wurden. Der gravierende Mangel an Traumaspezialistinnen und -spezialisten, Prothesen und Rehabilitationsdiensten hat die Krise weiter verschärft.