Firmenbefragung des Ifo-Instituts

Über ein Fünftel der Arbeitszeit geht für Bürokratie drauf

br
Politik
Mit einer Befragung hat das Ifo-Institut die Auswirkungen der Bürokratie auf deutsche Unternehmen und deren Wahrnehmung des Unternehmensstandorts Deutschland untersucht.

Das IMD World Competitiveness Center hat Deutschland 2024 im internationalen Wettbewerbsranking auf Platz 24 herabgestuft, zehn Jahre zuvor hatte das Land noch Platz 6 belegt. Auch die Konjunkturdaten zeigen, das Deutschland im internationalen Vergleich zurückfällt. Neben strukturellen Defiziten wird immer wieder die ausufernde Bürokratie als Ursache für die schwindende Attraktivität genannt.

Bürokratie belastet die Wettbewerbsfähigkeit

Das Münchner Ifo-Institut hat mit einer Umfrage unter 450 Managern nun genauer nachgefragt. Ergebnis: Durch erhöhte Anforderungen müssen Angestellte 22 Prozent ihrer Arbeitszeit für bürokratische Tätigkeiten aufwenden. „Die Unternehmen berichten vor allem von erheblichem Personalaufwand, der zur Einhaltung immer neuer gesetzlicher Auflagen benötigt wird“, sagt ifo-Forscherin Ramona Schmid. „Zudem kritisieren sie, dass die zunehmende Bürokratie die Wettbewerbsfähigkeit und die unternehmerische Freiheit belastet sowie die Investitionsentscheidungen der Unternehmen beeinflusst.“

Nur 15 Prozent der befragten Manager gaben an, dass Bürokratie positive Wirkungen auf ihr Unternehmen habe. Dagegen bewerteten die Befragten auf einer Skala von -100 (negative Konsequenzen) bis +100 (positive Konsequenzen) ihre Wahrnehmung von Bürokratie durchschnittlich mit einem Wert von -43, „was eine als stark negativ wahrgenommene Beeinflussung der unternehmerischen Tätigkeiten durch Bürokratie widerspiegelt“, so die Studienautoren.

80 Prozent der Unternehmen beauftragen externe Dienstleister

Als wesentliche negative Begleiterscheinungen werden der erhöhte Personalaufwand, eine geringere Reaktionsgeschwindigkeit auf Marktveränderungen und die damit verbundene Einschränkung der unternehmerischen Freiheit gesehen. Nach Angaben der Managerinnen und Manager entsteht der steigende Zeitaufwand vor allem durch ausufernde Berichts- und Informations-, Dokumentations- und Meldepflichten. Außerdem seien die gesetzlichen Regelungen in den letzten zehn Jahren immer komplexer geworden. Rund 75 Prozent der Befragten bewerten die Praxistauglichkeit beziehungsweise Umsetzbarkeit von Gesetzen dabei als schlecht bis sehr schlecht.

Um den bürokratischen Anforderungen gerecht zu werden, müssen knapp 80 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen externe Dienstleister beauftragen. In Summe beziffern die Unternehmen die durch Bürokratie verursachten Kosten auf durchschnittlich sechs Prozent ihres Umsatzes.

Hier geht es zur Studie.

Katrin Demmelhuber, Luisa Dörr, Klaus Gründler, Philipp Heil, Niklas Potrafke, Ramona Schmid, Firmenbefragung zum Thema Bürokratie in Deutschlandifo Institut, München, 2024, ifo Forschungsberichte / 148

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