Studie über hochverarbeitete Lebensmittel

Verzicht reduziert Risiko für Typ-2-Diabetes

mg
Medizin
Menschen, die mehr hochverarbeitete Lebensmittel (UPF) essen, haben ein höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Durch Verzicht auf UPF lässt sich dieses Risiko jedoch wieder senken, zeigt eine Studie.

Die in Zusammenarbeit mit Experten der University of Cambridge und des Imperial College London veröffentlichte Studie des University College London untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Grad der Lebensmittelverarbeitung und dem Risiko für Typ-2-Diabetes. Berücksichtigt wurde auch die Frage, welche Arten von UPF das höchste Risiko bergen. Das Team analysierte dazu die UPF-Aufnahme und die gesundheitlichen Auswirkungen von 311.892 Personen aus acht europäischen Ländern über einen Zeitraum von durchschnittlich 10,9 Jahren. In diesem Zeitraum entwickelten 14.236 Menschen Typ-2-Diabetes.

Die Forschenden fanden heraus, dass jede zehnprozentige Erhöhung des Anteils hochverarbeiteter Lebensmittel in der Ernährung einer Person mit einer 17-prozentigen Erhöhung des Risikos für Typ-2-Diabetes verbunden ist. Dieses Risiko könne jedoch durch den Verzehr weniger verarbeiteter Lebensmittel gesenkt werden.

Problematisch: Snacks, verarbeitetes Fleisch und süße Getränke

Zu den Gruppen mit dem höchsten UPF-Risiko gehörten herzhafte Snacks, tierische Produkte wie verarbeitetes Fleisch, Fertiggerichte sowie zucker- und künstlich gesüßte Getränke. Dies legt nahe, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass diesen Nahrungsmitteln im Kampf gegen gesundheitliche Probleme besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte.

Der Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln wird am häufigsten mithilfe der Nova-Klassifikation beurteilt, die Lebensmittel in vier Gruppen unterteilt: unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel (MPF) wie Eier, Milch und Obst; verarbeitete kulinarische Zutaten (PCI) wie Salz, Butter und Öl; verarbeitete Lebensmittel (PF) wie Fischkonserven, Bier und Käse sowie ultra-verarbeitete Lebensmittel (UPF) wie verzehrfertige/aufwärmbare Mischgerichte, herzhafte Snacks, Süßigkeiten und Desserts.

Die genauen Ursachen für den Zusammenhang zwischen UPF und Typ-2-Diabetes sind noch nicht bestätigt, es wird jedoch angenommen, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen, darunter übermäßiger Konsum und Gewichtszunahme. In einer früheren Studie, die durch eine neue Analyse in dieser Studie untermauert wird, war erhöhtes Körperfett für etwa die Hälfte des Zusammenhangs verantwortlich.

Studie bestätigt Befürchtungen – liefert aber auch eine gute Nachricht

Samuel Dicken, Erstautor der Studie von der medizinischen Fakultät des University College London, sagte: „Wir wissen, dass hochverarbeitete Lebensmittel mit einem höheren Risiko für bestimmte Krankheiten wie Typ-2-Diabetes verbunden sind. Wie erwartet, bestätigen unsere Ergebnisse diesen Zusammenhang. Die gute Nachricht ist, dass der Ersatz von UPF durch weniger verarbeitete Lebensmittel mit einem verringerten Typ-2-Diabetes-Risiko verbunden war.“

Die meisten Studien betrachteten bisher nur UPF als Ganzes, erklärt Dicken weiter. „Aber wir vermuten auch, dass mit verschiedenen UPF-Typen unterschiedliche Risiken verbunden sein können, und die Risiken anderer Verarbeitungsgruppen sind noch nicht gut erforscht.“ Darum gehe die aktuelle Analyse einen Schritt weiter als frühere Untersuchungen, indem sie alle vier Verarbeitungsgruppen der Nova-Klassifikation berücksichtigt, um deren Auswirkungen auf das Typ-2-Diabetes-Risiko abzuschätzen.

Dazu analysierten die Forschenden bestehende Daten aus der sogenannten EPIC-Studie, die den Zusammenhang zwischen Ernährung, Lebensstil und Umweltfaktoren sowie der Häufigkeit chronischer Erkrankungen bei mehr als einer halben Million Europäerinnen und Europäern im Laufe der Zeit untersucht hat. Es wurde eine zusätzliche Analyse der Daten durchgeführt, um UPF in neun Untergruppen zu unterteilen und so besser zu verstehen, wie sich der Verarbeitungsgrad auf das Typ-2-Diabetesrisiko auswirkt.

Modellierung zeigt Risikoreduzierung bei Verzicht auf UPF

Neben der Analyse, wie sich der Verzehr von UPF auf das Risiko einer Person auswirkt, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, führten die Forschenden eine Substitutionsmodellierung der Daten durch, um zu sehen, wie sich theoretisch der Ersatz einer Nova-Lebensmittelgruppe durch eine andere auf das Typ-2-Diabetesrisiko auswirken würde.

Die Ergebnisse zeigten, dass der Ersatz von zehn Prozent UPF in der Ernährung durch zehn Prozent minimal verarbeitete Lebensmittel (MPF) oder verarbeitete kulinarische Zutaten (PCI) das Typ-2-Diabetes-Risiko um 14 Prozent senkte. Der Ersatz von zehn Prozent UPF in der Ernährung durch zehn Prozent verarbeitete Lebensmittel (PF) reduzierte das Diabetesrisiko um 18 Prozent. Die Autoren sagen, dass dies möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass 30 bis 50 Prozent der PF-Aufnahme in dieser Studie aus Bier und Wein stammten, die in einer früheren EPIC-Studie mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht wurden. Zu PF gehören auch gesalzene Nüsse, handwerklich hergestelltes Brot sowie konserviertes Obst und Gemüse.

Nicht alle UPF erhöhen das Risiko gleichermaßen

Die Analyse der neun UPF-Untergruppen zeigte, dass herzhafte Snacks, tierische Produkte, Fertiggerichte sowie zucker- und künstlich gesüßte Getränke mit einer höheren Inzidenz von Typ-2-Diabetes in Zusammenhang standen. Hohe Anteile dieser weniger gesunden Lebensmittel trugen zum allgemeinen Risiko für Typ-2-Diabetes bei. Bei den oberen 25 Prozent der UPF-Konsumenten, bei denen UPF 23,5 Prozent ihrer gesamten Ernährung ausmachte, machten gesüßte Getränke allein fast 40 Prozent ihrer UPF-Aufnahme und neun Prozent ihrer gesamten Ernährung aus.

Allerdings wurde UPF-Brote, -Kekse und -Frühstückszerealien, Süßigkeiten und Desserts sowie pflanzliche Alternativen mit einer geringeren Inzidenz von Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. Nach Einschätzung von Prof. Rachel Batterham, Hauptautorin der Studie von der UCL Division of Medicine, bestätigt die UPF-Untergruppenanalyse, „dass nicht alle als UPF kategorisierten Lebensmittel hinsichtlich der mit ihnen verbundenen Gesundheitsrisiken gleich sind“. Brot und Getreideprodukte seien beispielsweise für viele Menschen ein Grundnahrungsmittel. Darum sollten sie bei Ernährungsempfehlungen anders behandelt werden als herzhafte Snacks oder zuckerhaltige Getränke.

Die Autorinnen und Autoren schränken ein, dass aufgrund des Beobachtungscharakters der Studie nur Zusammenhänge und keine kausalen Effekte gemessen werden können. In jedem Fall ergänze die Studie jedoch die wachsende Zahl von Forschungsarbeiten, die den Konsum von UPF mit einem höheren Risiko bestimmter chronischer Krankheiten wie Fettleibigkeit, kardiometabolischer Erkrankungen und einiger Krebsarten in Verbindung bringen.

Dicken, Samuel J. et al., Food consumption by degree of food processing and risk of type 2 diabetes mellitus: a prospective cohort analysis of the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC), The Lancet Regional Health – Europe, Volume 0, Issue 0, 101043, DOI: 10.1016/j.lanepe.2024.101043

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