Metaanalyse des Deutschen Krebsforschungszentrums

Vitamin D reduziert Entzündungsmarker bei Krebs

LL
Allgemeinmedizin
Nach derzeitiger Studienlage geht die Vitamin D-Einnahme mit einer verringerten Krebssterblichkeit einher. Könnten entzündungshemmende Effekte des Vitamins die Ursache dafür sein?

Eine am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) durchgeführte Metaanalyse ergab: Die Vitamin D-Einnahme senkt bei Menschen, die an Krebs oder Krebsvorstufen leiden, die Serumspiegel eines wichtigen Entzündungsmarkers. Die biologischen Mechanismen, über die Vitamin D den Ausgang einer Krebserkrankung beeinflusst, sind demnach noch weitgehend ungeklärt. Es gibt laut DKFZ aber Hinweise auf einen Einfluss des Vitamins auf entzündungsfördernde Signalwege.

„Hohe Spiegel an Entzündungsmarkern sind bei Krebspatienten häufig mit einem ungünstigen Ausgang der Erkrankung verbunden. Dies gilt insbesondere für Darm-, Brust-, Pankreas-, Leber- und Prostatakrebs. Es erscheint daher plausibel, dass eine Vitamin D-Supplementierung den entzündungsfördernden Prozessen entgegenwirkt und damit den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen kann“, sagt Hermann Brenner vom DKFZ.

Erstmals führte er mit seinem Team eine systematische Literaturrecherche durch, bei der sie acht Studien mit insgesamt 592 Teilnehmenden zur Wirkung einer Vitamin D-Supplementierung auf verschiedene Entzündungsmarker zusammenfassten. Die Patienten waren an Krebs oder an Krebsvorstufen erkrankt und per Zufall dem Vitamin D-Arm oder dem Placebo-Arm zugewiesen worden.

Eine Vitamin D-Supplementierung wirkt entzündungsfördernden Prozessen entgegen

Die DKFZ-Forscher fanden bei Studienteilnehmern unter Vitamin D-Substitution deutlich niedrigere Serumspiegel des entzündungsfördernden Tumor-Nekrosefaktors alpha (TNF alpha). Dieser Botenstoff wird bei so gut wie allen Entzündungen ausgeschüttet und aktiviert eine Vielzahl verschiedener Immunzellen. Für zwei weitere wichtige Botenstoffe, Interleukin 6 und CRP, beobachteten die Forscher ebenfalls niedrigere Spiegel unter Vitamin D-Substitution, jedoch waren die Effekte bei den insgesamt noch sehr begrenzten Patientenzahlen nicht statistisch signifikant.

Der für den Vitamin D-Mangel genutzte Schwellenwert des 25-Hydroxyvitamin D-Spiegels im Blut lag bei 30 nmol/L (= 12 ng/ml). Zählt man Personen mit einer weniger gravierenden Vitamin D-Unterversorgung (25-Hydroxyvitamin D-Spiegels im Blut < 50 nmol/L (= 20 ng/ml)) hinzu, weisen etwas mehr als die Hälfte der Deutschen zumindest eine Unterversorgung auf. Es gibt jedoch auch Leitlinien, die andere Schwellenwerte benutzen. Da der Vitamin D-Spiegel im Blut vor allem von der Besonnung der Haut abhängt, schwankt dieser Prozentsatz zudem stark mit den Jahreszeiten.

Eine Einschränkung bisheriger Studien ist, dass alle Patienten die gleiche Dosis erhielten, unabhängig von ihrem Ausgangs-Vitamin D-Spiegel. In einer gezielten, dem individuellen Bedarf angepassten Vitamin D-Supplementierung sieht Brenner ein noch deutlich größeres Potenzial. Erste Studienergebnisse hierzu sollen im kommenden Jahr vorliegen.

Brenner, H. et al: „Effects of vitamin D supplementation on inflammatory response in patients with cancer and precancerous lesions: Systematic review and meta-analysis of randomized trials“ Published in Clinical Nutrition on May 16, 2023 DOI: https://doi.org/10.1016/j.clnu.2023.05.009

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