Vitamin-Wasser-Hersteller stoppt irreführende Gesundheitswerbung
In den von foodwatch abgemahnten Beiträgen auf der Social-Media-Plattform Instagram warb der Getränkehersteller mit den Aussagen: „Mach Schluss mit Kopfweh oder Müdigkeit und trink hye“ sowie „Wenig Schlaf und trotzdem ist volle Konzentration angesagt? hye Pfirsich trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei.“
Laut foodwatch ist dies ein Verstoß gegen die europäische Health-Claims-Verordnung, die Verbraucherinnen und Verbraucher vor falschen gesundheitsbezogenen Versprechen schützen soll.
Das Augsburger Unternehmen, das von der Influencerin Cathy Hummels mitgegründet wurde, gab jetzt eine Unterlassungserklärung ab und verpflichtete sich, so nicht mehr zu werben.
Neben Hye finden sich im Getränkeregal laut foodwatch mittlerweile viele Produkte mit zugesetzten Vitaminen und Mineralstoffen, die die Hersteller mit positiven Wirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden vermarkten. Erst kürzlich hatte die Verbraucherorganisation sieben der sogenannten „functional water“ unter die Lupe genommen. Das Ergebnis der Untersuchung: Die Preise für die Vitaminwasser liegen zwischen 1,72 und 4,50 Euro pro Liter. Das sei ein stolzer Preis für Trinkwasser mit ein paar Zusätzen, kritisierte foodwatch.
0,5 Liter enthalten 7,5 Stück Würfelzucker
Die Verbraucherschützer warnen außerdem davor, den Zuckergehalt dieser als besonders gesund vermarkteten Getränke zu unterschätzen: Das Ganic Vitamin Water in der Sorte „Wilde Pflaume“ enthalte zum Beispiel 4,5 Gramm Zucker pro 100 Milliliter. Mit einer 500 Milliliter-Flasche nehme man ganze 22,5 Gramm Zucker, 7,5 Stück Würfelzucker, zu sich. Damit sei Ganic kein gesunder Durstlöscher, so foodwatch. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einer erwachsenen Frau, idealerweise maximal 25 Gramm freien Zucker pro Tag zu sich zu nehmen.
„Aus ernährungsmedizinischer Sicht ist es wirtschaftlicher und gesünder, Wasser sowie Tee zu trinken und eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse zu verfolgen, um den Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen zu decken“, sagt Friederike Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.
Sie bewertet den gesundheitlichen Nutzen von Vitaminwassern als fraglich: „Mit den in den Drinks am häufigsten vorkommenden Vitaminen (B-Vitamine und Vitamin C) sind wir in Deutschland in der Regel ausreichend versorgt.“ Ein Mangel, der vor allem Schwangere oder ältere Menschen betreffen könne, sollte besser gezielt mit Hilfe entsprechender Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden.
Zum Hintergrund: Gesundheitsbezogene Werbeaussagen müssen seit 2012 durch die EU-Kommission genehmigt werden – erlaubt sind derzeit rund 270 solcher „Health Claims“. Diese dürfen laut EU-Verordnung nur verwendet werden, wenn sie sich auf allgemein anerkannte wissenschaftliche Nachweise stützen und vom durchschnittlichem Verbraucher richtig verstanden werden.