Kohortenstudie aus den USA

Wer länger sitzt, kann früher sterben

LL
Praxis
Langes Sitzen geht mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einher. Allerdings können schon 30 Minuten moderate Bewegung zwischendurch das Risiko senken, zeigt eine prospektive Kohortenstudie aus den USA.

Mehrfach konnten Studien bereits feststellen, dass häufiges Sitzen mit einer erhöhten Mortalität assoziiert ist. Dadurch wird etwa Sarkopenie, sprich die Abnahme der körperlichen Bewegungs- und Leistungsfähigkeit, gefördert beziehungsweise beschleunigt. Die Autoren der Studie wollten genauer erkennen, welche „Nebenwirkungen“ zudem mit vielem Sitzen und reduzierter Bewegung einhergehen. Dafür haben sie zwischen der Gesamtmortalität, der kardiovaskulären Mortalität sowie der Mortalität aufgrund respiratorischer Ursachen und der Krebsmortalität unterschieden. 

Daten von mehr als 500.000 Probanden ausgewertet

Die Basis bildete eine prospektive Kohortenstudie mit 2 Kohorten. Sie umfasst 490.659 Probanden aus der britischen Biobank (UK Biobank) bei einer Nachverfolgung über den Zeitraum von 13,5 Jahren sowie 33.534 US-amerikanischen Probanden aus der Datenbank des National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES), die die Centers for Disease Control and Prevention (kurz: CDC) pflegt, mit einer Nachverfolgung über 6,7 Jahre. 

Sitzendes Verhalten wurde dabei als Zeit vor dem Fernseher, dem Computer oder beim Autofahren definiert. Die Probanden wurden anhand ihrer Inaktivität in mehrere Gruppen aufgeteilt: weniger als 5 Stunden inaktiv pro Tag, 5 bis 8 Stunden inaktiv pro Tag und mehr als 8 Stunden inaktiv pro Tag. In der britischen Kohorte waren Spazierengehen in der Freizeit, leichte Gartenarbeit, schwere Gartenarbeit, anstrengender Sport und andere Aktivitäten wie Schwimmen oder Fahrradfahren als Bewegung gezählt. In der amerikanischen Kohorte waren es Arbeitsaktivität und Freizeitaktivität aufgeteilt in stark anstrengend und moderat – je nach Anstieg von Herzfrequenz und Atmung, sowie Gehen und Fahrradfahren. Als weitere Variablen wurden das Alter, Geschlecht, Ethnie, sozioökonomischen Status, Bildungsniveau, Erwerbsstatus, der BMI, Raucherstatus, Alkoholkonsum, Essgewohnheiten, Gesamtgesundheit und Schlafdauer erfasst.

Mit der Sitzdauer steigt die Mortalität

Die Assoziation fiel klar aus: Je länger die Probanden saßen, desto mehr stieg die Mortalität. Personen, die mehr als 8 Stunden pro Tag sitzend verbrachten, hatten ein höheres Risiko bezüglich der Gesamtmortalität im Vergleich zu Personen, die weniger als 5 Stunden pro Tag saßen (HR 1,412, 95%-KI 1,100-1,186 für die UK Biobank; HR 1,695, 95%-KI 1,525-1,883 für NHANES). 

Der größte Effekt beim Anstieg der spezifischen Mortalität hatte tatsächlich respiratorische Ursachen (HR 1,347, 95%-KI 1,149-1,579 für die UK Biobank; HR 2,355, 95%-KI 1,517-3,468 für NHANES). Dann folgte der Anstieg der kardiovaskulären Mortalität (HR 1,106, 95%-KI 1,021-1,199 für die UK Biobank; HR 1,723, 95%-KI 1,410-2,106 für NHANES). Und auch ein Anstieg der Krebsmortalität (HR 1,106, 95%-KI 1,047-1,167 für die UK Biobank) konnten die Wissenschaftler erfassen. 

Schon wenig Bewegung hilft

Die gute Nachricht: Bereits 30 Minuten leichte körperliche Aktivität, wie etwa Spazierengehen, um 30 Minuten weniger zu sitzen, ließ die Gesamtmortalität um 5,1 Prozent in UK-Datenbank sinken (HR 0,949, 95%-KI 0,943-0,955) und um 5,5 Prozent in der NHANES Datenbank (HR 0,945, 95-KI 0,933-0,957).

Deutlich wurde bei der Auswertung auch: Je körperlich anstrengender die Aktivitäten waren, desto größer war ihr Einfluss auf die Mortalität. So konnte mit intensivem Sport eine Reduktion von 8 Prozent für die Gesamtmortalität, 12,5 Prozent für die kardiovaskuläre Mortalität und sogar 65,3 Prozent für Mortalität durch respiratorische Ursachen festgestellt werden (mit Daten aus der UK-Biobank).

Damit konnte auch diese Studie bestätigen, welche Auswirkung langes Sitzen auf die Gesundheit hat und zudem erstmals auch die genauen Auswirkungen auf verschiedene Mortalitäten differenziert aufzeigen. Neben den negativen Folgen von Bewegungsmangel, konnte auch die stark positiven Auswirkungen von kleinen Bewegungseinheiten im Alltag erfasst werden. Das Fazit der Autoren soll ermutigen: Es ist für eine gute Gesundheit nicht notwendig, Leistungssportler zu sein. Jede Minute Bewegung kann sich positiv auswirken.

Chang Q, Zhu Y, Liu Z, Cheng J, Liang H, Lin F, Li D, Peng J, Pan P, Zhang Y. Replacement of sedentary behavior with various physical activities and the risk of all-cause and cause-specific mortality. BMC Med. 2024 Sep 12;22(1):385. doi: 10.1186/s12916-024-03599-2. PMID: 39267013; PMCID: PMC11395964.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.