Wieder mehr Antibiotika verschrieben
Damit haben die Antibiotikaverordnungen wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht, heißt es in einer Mitteilung. In den Coronajahren 2020 und 2021 wurden mit durchschnittlich 2,8 und 2,6 Tagesdosen deutlich weniger Antibiotika verordnet. Im Jahr 2022 waren es 3,2 Tagesdosen je Versicherten beziehungsweise Versicherte.
WHO aktualisiert Liste arzneimittelresistenter Bakterien
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat heute ihre aktualisierte Liste der prioritären bakteriellen Krankheitserreger (BPPL) 2024 veröffentlicht, die 15 Familien antibiotikaresistenter Bakterien enthält, die zur Priorisierung in kritische, hohe und mittlere Kategorien eingeteilt sind. Die Liste enthält Leitlinien für die Entwicklung neuer und notwendiger Behandlungen, um die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen (AMR) zu stoppen.
Bei der BPPL 2024 wurden fünf Erreger-Antibiotika-Kombinationen, die in BPPL 2017 enthalten waren, entfernt und vier neue Kombinationen hinzugefügt. Die WHO BPPL 2024 umfasst die folgenden Bakterien:
Kritische Priorität:
Acinetobacter baumannii, Carbapenem-resistent;
Enterobacterales, Cephalosporin-resistent der dritten Generation; und
Enterobacterales, Carbapenem-resistent;
Mycobacterium tuberculosis, Rifampicin-resistent (eingeschlossen nach einer unabhängigen Analyse mit parallel zugeschnittenen Kriterien und anschließender Anwendung einer angepassten multikriteriellen Entscheidungsanalysematrix).
Hohe Priorität:
Salmonelle Typhi, Fluorchinolon-resistent
Shigella spp., Fluorchinolon-resistent
Enterococcus faecium, Vancomycin-resistent
Pseudomonas aeruginosa, Carbapenem-resistent
Nicht-typhusartige Salmonellen, Fluorchinolon-resistent
Neisseria gonorrhoeae, Cephalosporin- und/oder Fluorchinolon-resistent der dritten Generation
Staphylococcus aureus, Methicillin-resistent
Mittlere Priorität:
Streptokokken der Gruppe A, Makrolid-resistent
Streptococcus pneumoniae, Makrolid-resistent
Haemophilus influenzae, Ampicillin-resistent
Streptokokken der Gruppe B, Penicillin-resistent
„Da die Zeit des Abstandhaltens für die meisten Menschen vorbei ist, gab es auch wieder mehr Infektionen“, sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK). „Wichtig bleibt jedoch, dass Antibiotika nur dann verschrieben werden sollten, wenn sie wirklich notwendig sind. Das ist nur bei bakteriellen Infektionen der Fall, gegen Viren wirken Antibiotika nicht.“
Mehr Antibiotika bei Erkältungen
Die Auswertung der TK-Daten zeigt außerdem: Nach einem Tiefststand im Jahr 2022 wurden auch bei Erkältungen wieder mehr Antibiotika verschrieben. So bekamen im vergangenen Jahr etwa 15 Prozent der Erwerbspersonen, die wegen einer Erkältung krankgeschrieben waren, ein entsprechendes Rezept. Im Jahr 2022 lag der Anteil bei knapp neun Prozent, im Jahr 2021 bei 13 Prozent. Der Trend ist aus Sicht von Baas nicht nachvollziehbar. Die allermeisten Erkältungskrankheiten würden durch Viren verursacht, da wirke ein Antibiotikum nicht und sei mit Blick auf die steigende Zahl von Resistenzen sogar kontraproduktiv, so Baas. Sein Fazit: "Aufklärung und ein umsichtiger Einsatz von Antibiotika sind weiter wichtig.“
Für die aktuelle Auswertung hat die TK die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ihrer rund 5,7 Millionen versicherten Erwerbspersonen betrachtet. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sowie Empfänger und Empfängerinnen von Arbeitslosengeld I.