Norwegische Zahnärztekammer

"Wir sind sehr stolz, dass Norwegen als erstes Land diese Art von Kinder-Werbung verbietet!"

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Anfang Juni hat Norwegen beschlossen, ab 2024 Werbung für ungesunde Lebensmittel und Getränke für Kinder unter 18 Jahren zu verbieten. Wie das Gesetz zustande kam, schildert die Norwegische Zahnärztekammer.

Der weltweite Trend zu vermehrter Adipositas sei auch in Norwegen zu spüren, wo eines von fünf Kindern übergewichtig oder fettleibig ist, berichtet die Norwegische Zahnärztekammer (NDA, norske tannlegeforening). "Die damit verbundenen Gesundheitsrisiken werden endlich auch von unseren Politikern erkannt, und wir sind sehr stolz darauf, dass Norwegen offenbar das erste Land ist, das diese Art von Werbung für Kinder unter 18 Jahren auf Empfehlung der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation verbietet", sagt ein Kammersprecher in einem Interview mit dem Weltzahnärzteverband FDI.

Für die NDA sei wichtig, die Mundgesundheit zusammen mit der allgemeinen Gesundheit zu sehen, um beides zu verbessern. "Beispielsweise werden Getränke mit niedrigem pH-Wert mit Zahnproblemen in Verbindung gebracht, sollten aber auch als ein allgemeines Gesundheitsproblem mit Auswirkungen auf die allgemeine Ernährung betrachtet werden." Die NDA empfiehlt daher auch ein Verbot von Softdrinks, Energy Drinks und Sportgetränken mit niedrigem pH-Wert.

Vermarktet werden die Produkt über Social Media

In den letzten Jahren habe man eine zunehmende Vermarktung von ungesunden Lebensmitteln und Getränken beobachtet, die sich explizit an Jugendliche und Kinder richtet und hauptsächlich über soziale Medien erfolgt – Kanäle, in die in die Eltern wenig Einblick und Kontrolle haben. Durch die neue Gesetzgebung könne dieses Marketing reguliert und eingeschränkt werden.

"Wir gehen davon aus, dass diese Rechtsvorschriften wirksam sind und die Menge an ungesunden Lebensmitteln und Getränken, die Kinder konsumieren, verringern", sagt der Sprecher in dem Interview. "Die Auswirkungen müssen gemessen werden, damit wir prüfen können, ob die Regelung wirksam ist oder noch umfassender sein muss. Unser Ziel ist es, die Gesundheit unserer Kinder zu schützen."

Es sei ein langer Prozess gewesen, bis sich das Parlament auf dieses Gesetzt einigen konnte: "Unsere Regierung hatte 2012 ein ähnliches Verbot vorgeschlagen. Dies stieß auf große Proteste bei der Industrie und führte zu einem Kompromiss, bei dem die Lebensmittelindustrie selbst die Verantwortung für die Regulierung und den Schutz von Kindern vor dieser Art von Marketing übernahm. Es überrascht nicht, dass dies nicht funktioniert hat. Als in diesem Jahr ein neues Weißbuch zur öffentlichen Gesundheit auf den Weg gebracht wurde, bekamen wir den nötigen Schwung, um dieses Thema erneut aufzugreifen, was uns durch eine Lobbykampagne mit starken Argumenten und guten Verbündeten gelang."

Eltern kriegen davon wenig mit

Als dieses Verbot vor zehn Jahren diskutiert wurde, seien die Gesundheitsorganisationen nicht auf die starke Opposition, die Lobbyarbeit und die harte Debatte "mit Spott und Angstmacherei seitens der Industrie" vorbereitet gewesen. Dieses Mal arbeite die NDA und der norwegische Gesundheitsverbandmit einigen der einflussreichsten Organisationen und Fachleute auf diesem Gebiet zusammen, wie UNICEF, der Save the Children Foundation, der norwegischen Krebsgesellschaft, dem Verbraucherrat und dem Geitmyra Culinary Center for Children. "Wir haben aus verschiedenen Blickwinkeln argumentiert, aber mit der gleichen Schlussfolgerung: Wir müssen dieses Marketing verbieten."

Der NDA hofft nun, die Prävalenz und Inzidenz von Fettleibigkeit, Diabetes und Unterernährung zu verringern und Zahnerosion und Karies zu verhindern: "Obwohl wir davon ausgehen, dass sich die Folgen zuerst bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen bemerkbar machen werden, werden die nationalen Gesundheitserhebungen aufgrund des Einflusses, den Kinder auf die familiären Gewohnheiten haben, wahrscheinlich auch recht früh gesundheitsfördernde Auswirkungen bei der älteren Bevölkerung feststellen."

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