Wirksame Maßnahmen bei Alveolitis sicca
In einer Überarbeitung des Cochrane Reviews von 2012 haben die Autoren sowohl präventive als auch kurative Maßnahmen zur Behandlung einer Alveolitis sicca überprüft und aktuelle Empfehlungen formuliert. Chlorhexidin-Spülung und -Gel konnten das Risiko für das Entstehen einer Alveolitis sicca erheblich senken.
Alveolitis sicca
Eine Alveolitis sicca tritt vorwiegend bei der Extraktion von Weisheitszähnen oder Molaren im Unterkiefer auf. Die Prävalenz variiert stark in Abhängigkeit von der Lokalisation und Entfernungsmethode. Während sie bei normalen Extraktionen bei ein bis fünf Prozent liegt, kann sie bei chirurgischen Entfernungen von Achtern bis zu 30 Prozent betragen [Daly et al., 2022]. Klinisch kann sie sich durch starke Schmerzen und Halitosis zwei bis drei Tage postoperativ bemerkbar machen. Bei Inspektion der Extraktionsalveole kann das Blutkoagel teilweise oder vollständig fehlen.
In den Cochrane Review eingeschlossen wurden insgesamt 49 randomisierte kontrollierte Studien, die bis September 2021 veröffentlicht wurden. Es ergab sich dadurch eine Gesamtheit von 6.771 erwachsenen Patientinnen und Patienten.
Bewertet wurden alle durchgeführten lokalen Behandlungsmaßnahmen im Vergleich zu anderen Behandlungsmaßnahmen, Placebo oder einer Nicht-Behandlung. Ausgeschlossen wurden Studien, in denen eine systemische Antibiotikagabe erfolgte und solche, in denen chirurgisch interveniert wurde.
CHX senkt das Risiko
Chlorhexidin-Spülungen mit Konzentrationen von 0,12 und 0,2 Prozent konnten das Risiko für eine Alveolitis sicca erheblich senken, wenn sie vor oder bis zu 24 Stunden nach dem Eingriff verwendet wurden [Daly et al., 2022]. Auch die Anwendung von Chlorhexidin-Gel (0,2 Prozent) konnte das Risiko bei einer postoperativen Anwendung um 58 Prozent senken. Das Gel war aber den Chlorhexidin-Spülungen „bei der Verringerung des Risikos einer trockenen Alveole nicht überlegen“ [Daly et al., 2022]. Bei CHX-Spülungen wurden vereinzelt bekannte Nebenwirkungen wie Geschmacksveränderungen oder Zahnverfärbungen erwähnt, während bei der Gel-Applikation in keiner Studie unerwünschten Nebenwirkungen protokolliert wurden.
Postoperativ in die Alveole eingebrachtes plättchenreiches Plasma konnte im Vergleich zu einem Placebo das Alveolitis sicca-Risiko nicht eindeutig senken. In puncto Schmerzreduktion zeigte sich Alveogyl gegenüber Zinkoxyd-Eugenol etwas wirksamer. Weitere Behandlungsmaßnahmen konnten aufgrund mangelnder Evidenz nicht abschließend beurteilt werden.
Daly BJM, Sharif MO, Jones K, Worthington HV, Beattie A. Local interventions for the management of alveolar osteitis (dry socket). Cochrane Database of Systematic Reviews 2022, Issue 9. Art. No.: CD006968. DOI: 10.1002/14651858.CD006968.pub3. Accessed 07 December 2022.