Zähne erlauben Rückschlüsse auf Fitness
Die Studienergebnisse geben Hinweise darauf, dass eine große Anzahl vorhandener natürlicher Zähne allgemein mit einer besseren Konstitution im Alter einherging.
Untersucht wurden 3.000 Senioren im alter von 65 bis 101
Für die Studie wurden Daten von 1.854 Frauen und 1.245 Männer mit einem Mindestalter von 65 Jahren ausgewertet. Ihr Alter lag zum Erhebungszeitpunkt zwischen 65 und 101 Jahren. Die Beurteilung des Zahnstatus wurde anhand der Anzahl der noch verbliebenen natürlichen Zähne vorgenommen.
Bei der Erstuntersuchung erfolgte eine Zuordnung zu vier verschiedenen Gruppen abhängig von der Anzahl der verbliebenen natürlichen Zähne (0, 1-7, 8-19 oder 20 und mehr). Zum ersten Nachuntersuchungszeitpunkt fünf Jahre nach Studienbeginn waren insgesamt noch 2.196 Probanden übrig, bei der zweiten Nachuntersuchung nach sieben Jahren noch 1.641.
Zur Beurteilung der körperlichen Konstitution wurden Fitnesstests durchgeführt. Zudem wurden Gesundheitsdaten erhoben, die die Komorbidität (CVD, osteoartikuläre und neurologische Erkrankungen einschließlich Depression), die Muskelkraft, den Lebensstil (Raucherstatus, Alkohol, Freizeitaktivitäten) und den sozioökonomischen Status (Bildung, Einkommen, Familienstand, Einsamkeit) erfassten.
Bezahnte waren fitter
Die Ergebnisse zeigen, dass die körperliche Leistungsfähigkeit bei den Frauen und Männern, die eine Mehrzahl an natürlichen Zähnen aufwiesen, viel besser war. Sie stieg mit der Anzahl der Zähne proportional an. Beim Vergleich zwischen Zahnlosen und Probanden, die noch über 20 Zähne hatten, fiel auf, dass Letztgenannte deutlich weniger körperliche Einschränkungen aufwiesen.
Höhere Kauleistung, bessere Ernährung
Die Forschenden diskutieren vielfältige Gründe für die bessere Konstitution der bezahnten Studienteilnehmer. Die Kauleistung sei durch natürliche Zähne zuweilen höher und das Schlucken zumeist problemlos. Dies resultiere in einer besseren Ernährung, wirke sich aber auch bei sozialen Interaktionen positiv aus. Viele verbliebene Zähne könnten wiederum ein Hinweis auf ein gesundes Parodont sein (obgleich dies in den zahnärztlichen Untersuchungen nicht geprüft wurde) und parodontale und körperliche Gesundheit seien schließlich eng miteinander verwoben.
Der Zahnstatus als "Marker für Fragilität"
Die Studie weist Einschränkungen auf, da unter anderem der Zustand der verbliebenen natürlichen Zähne nicht geprüft wurde, sondern lediglich deren Vorhandensein – es bleibt also fraglich, wie „gesund“ der Zahnstatus der Teilnehmenden im Einzelnen wirklich war. Unter Berücksichtigung der Limitationen schlussfolgern die Autoren, dass der Zahnstatus „als Marker für die Fragilität und die Fitness älterer Menschen angesehen werden". Dies sollte bei der Untersuchung und Beurteilung geriatrischer Patienten Berücksichtigung finden.
Musacchio, Estella, et al. "Tooth retention predicts good physical performance in older adults." Plos one 16.9 (2021): e0255741.