Zungenschrittmacher als weitere Therapieoption bei obstruktiver Schlafapnoe
Das neuartige Gerätesystem wurde am 14. Dezember dem ersten Patienten der HNO-Klinik des Uniklinikum Würzburg (UKW), einem 62-jährigen Mann, erfolgreich implantiert. Den mikrochirurgischen Eingriff nahm Prof. Dr. Rudolf Hagen (Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, plastische und ästhetische Operationen des UKW) gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Philipp Schendzielorz (Leiter des dortigen Schlaflabors) vor. Der Eingriff dauerte eineinhalb Stunden und verlief ohne Komplikationen. Dies teilte das UKW jetzt mit.
Elektrische Impulse im Atemrhythmus
Der Zungenschrittmacher besteht aus drei funktionalen, miteinander durch Leitungen verbundenen Elementen, die alle nach der Implantation unter der Haut getragen werden. Ein Sensor am Brustkorb erkennt den Atemrhythmus des Patienten und gibt diesen an einen Neurostimulator mit integriertem Generator weiter. Dieses Modul verarbeitet die Atemsignale und sendet im passenden Takt elektrische Impulse an eine Stimulationselektrode, die auf dem Unterzungen-Nerv (Hypoglossus-Nerv) platziert wurde. Die leichte elektrische Anregung des Nervs aktiviert die Zungenmuskulatur, so dass die Zunge nicht mehr zurückfallen kann.
Der Patient schaltet das System mit einer Fernbedienung per Knopfdruck vor dem Zubettgehen ein und am Morgen nach dem Erwachen wieder aus. Über die Fernbedienung lässt sich außerdem die Stärke der Stimulation vom Patienten selbst regulieren.
„Bei unserem Pilotpatienten konnten wir bei einer intraoperativen Stimulation sehr gut dokumentieren, dass der Atemweg durch die Zungenbewegung nach vorne schön erweitert wird“, berichtet Hagen. Nach einer Einheilungs- und Eingewöhnungsphase ist eine ärztliche Feineinstellung des Systems erforderlich. Beim ersten Zungenschrittmacher-Patienten des UKW findet diese im Januar 2019 im Schlaflabor statt.
Nach Herstellerangaben nehmen die Patienten die Stimulation in der Regel nur gering oder gar nicht wahr. Für gewöhnlich werde ein leichtes Kribbeln oder eine leichte Kontraktion der Zungenmuskulatur gefühlt. Die Batterie des Generators hält normalerweise acht bis elf Jahre und muss dann mit einer kurzen Operation ausgetauscht werden.
Eine Alternative zur Therapie mit Maske
„Der Zungenschrittmacher ist eine geprüfte und sichere Behandlungsoption“, sagt Schendzielorz. Nach seinen Worten profitieren die Implantatträger nicht nur von einer nachhaltigen Reduktion der nächtlichen Atemaussetzer, sondern auch von einer dauerhaft verbesserten Lebensqualität sowie letztlich auch von einer höheren Lebenserwartung.