Ist der Arzt bald ersetzbar?
Die Studie eines chinesisch-amerikanischen Forscherteams von der Guangzhou Medical University in China (veröffentlicht im Fachjournal Nature Medicine, 11. Februar 2019) hat ergeben: Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) können dazu beitragen, die medizinische Versorgung zu verbessern.
Treffsicherer als die Diagnose unerfahrene Kinderärzte
Sie haben eine Software entwickelt, die - nach einer maschinellen Lernphase - zuverlässig Diagnosen bei Krankheiten von Kindern und Jugendlichen stellen kann. In einem Vergleichstest mit Daten aus elektronischen Gesundheitsakten war das Programm teilweise treffsicherer als die Diagnose unerfahrene Kinderärzte in den ersten Berufsjahren.
Das Programm ist darauf ausgerichtet, große Datenmengen zu bewältigen und soll Ärzte dabei unterstützen, besser zu unterscheiden, welche Patienten am dringendsten behandelt werden müssen.
Das Forscherteam hat im ersten Teil der Studie insgesamt 101,6 Millionen Datenpunkte aus elektronischen Krankenakten von rund 1,362 Millionen Patientenbesuchen untersucht. Im zweiten Teil der Studie untersuchten die Wissenschaftler die Treffsicherheit der KI mit der von Ärzten, darunter zwei Gruppen mit weniger als acht Jahren Berufserfahrung und drei Gruppen von Medizinern mit mehr Berufserfahrung.
Wie die Forscher schreiben, ist das von ihnen entwickelte Modell in der Lage, bei vielen Krankheitsbildern eine hohe diagnostische Genauigkeit abzubilden - vergleichbar der diagnostischen Fähigkeit von erfahrenen Kinder- und Jugendärzten bei gängigen Kinderkrankheiten.
Deutschland: Experten zweifeln an dem Nutzen von KI für die Diagnostik
Laut Studie könnte die KI Ärzte bei ihrer Entscheidung unterstützen, ob Patient wegen einer bedrohlichen Erkrankung sofort behandelt werden muss oder nicht- etwa in Notfällen.
Presseberichten zufolge zeigen sich Experten in Deutschland der Studie gegenüber skeptisch. So sei beispielsweise fraglich, ob ein solches System auf Deutschland übertragbar sein kann - denn es gebe noch nicht genügend einheitliche elektronische Patientenakten, viele Ärzte arbeiteten noch mit handschriftlichen Dokumentationen.
BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Benz
BZÄK-Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Benz