"Es ist eine Erfahrung fürs Leben"
Wie hat Ihr Chef auf Ihren Wunsch, an einem Hilfseinsatz teilzunehmen, reagiert?
Marie-Therese Franke:
Mein damaliger Chef, Prof. Dr. Dr. Heiland, der mittlerweile von Hamburg nach Berlin an die Charité gewechselt ist, war derjenige, der mich auf solch ein Angebot aufmerksam gemacht hatte. Dementsprechend hatte er den Hilfseinsatz zu 100 Prozent unterstützt - genauso wie auch mein derzeitiger Chef Prof. Dr. Dr. Gosau.
Mit welchen Erwartungen sind Sie an Bord der "Africa Mercy" gegangen?
Ich hatte meine Erwartungen komplett heruntergeschraubt, da ich nicht wirklich wusste, was mich dort erwarten würde. Also bin ich vom Schlimmsten ausgegangen (lacht). Später war ich dann sehr positiv überrascht, wie gut die Africa Mercy ausgestattet ist!
Das Dentalteam ist zudem gar nicht an Bord des Schiffs tätig, sondern schläft dort nur. Wir haben die Räumlichkeiten einer eigenen Zahnklinik im Landesinneren genutzt. Dazu sind wir jeden Tag rund 20 Minuten mit dem Auto nach Conakry gefahren.
Wie hat Ihnen die Arbeit gefallen?
Die Arbeit hat mir sehr gut gefallen. Es harmonierte super zwischen all den Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten durfte. Jede Schwierigkeit und jede Anstrengung hat sich gelohnt.
Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen arbeiten gemeinsam auf dem Schiff. Wie ist die Atmosphäre an Bord?
Die Atmosphäre an Bord ist einfach genial! Es existiert eine riesige Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit. Und man wird bestens in die Gemeinschaft aufgenommen!
Außerdem wird der Hilfseinsatz von allen sehr geschätzt. Man darf nicht vergessen: Es ist der Urlaub, der dort verbracht wird, um anderen zu helfen. Genauso wie jeder die Reise und den Aufenthalt auf dem Schiff selbst finanziert.
Wie sah Ihre tägliche Arbeit als ZFA auf der "Africa Mercy" aus?
Ich schlief in einer Kabine mit acht weiteren Frauen auf engstem Raum. Außerdem mussten wir uns ein Badezimmer teilen. Und trotzdem kamen wir uns nicht in die Quere, da jede von uns bei ihrer morgendlichen Routine vorausschauend mitgedacht hat.
Jeden Morgen um 7:30 Uhr fuhren wir dann los zur Zahnklinik, in der wir arbeiteten. Dort trafen wir zunächst alle Vorbereitungen für den Tag. Die Patienten saßen dann meist schon in Gruppen vor der Tür und warteten.
Dann starteten wir die Arbeit, die teilweise "wie am Fließband verlief", da so viele Menschen Hilfe brauchten.
Es gab ein Wartezimmer, in dem eine Einheimische Mundhygieneunterweisungen machte und Zahnpflegeartikel wie Zahnseide verschenkte. Die meisten Patienten waren sehr ängstlich, da sie nicht wussten, was dort auf sie zukam, denn einen Besuch bei einem Zahnarzt kannten sie nicht - leider meist auch keine Mundhygiene. So arbeiteten wir jeden Tag bis ca. 17 Uhr.
Welche Fähigkeiten sollte man an Bord der "Africa Mercy" als ZFA mitbringen?
Man sollte für den Aufenthalt dort auf jeden Fall Englischkenntnisse mitbringen, um mit allen Helfenden auf dem Schiff kommunizieren zu können. Mit den Patienten ist es dagegen gar nicht so wichtig, dieselbe Sprache zu sprechen. Hier zählt: Hauptsache das Herz spricht gleich!
Platzangst sollte man auch nicht haben, da man auf dem Schiff wirklich auf engen Raum lebt. Kenntnisse in der Chirurgie sind meiner Meinung nach ebenfalls von Vorteil.
Was haben Sie von Ihrem Hilfseinsatz mitgenommen?
Nach so einem Aufenthalt sollte einem noch mehr bewusst werden, dass wir uns hier mit Luxusproblemen herumschlagen und dankbar sein sollten, für alles, was wir haben.
Und einen Satz: "Everyone smiles in the same language, but children in Africa smiles different."
Würde Sie auch Ihren Kolleginnen solch einen Hilfseinsatz empfehlen?
Ich würde es jedem empfehlen, an so einem Einsatz teilzunehmen, um solch eine Erfahrung zu machen. Alleine bei dem Gedanken, den Menschen dort zu helfen, ist mein Herz aufgegangen. Die vielen verschiedenen Eindrücke und die Dankbarkeit sind unvergesslich.