KiGGS-Studie

Jedes fünfte Kind putzt sich nur unregelmäßig die Zähne

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Zahnmedizin
22,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen putzen sich zu selten die Zähne. Dies geht aus den neuen Daten der KiGGS-Studie hervor - der größten Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

Im Journal of Health Monitoring hat das Robert Koch-Institut (RKI) die neuen Ergebnisse der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) veröffentlicht. Die Analysen basieren auf Daten der zweiten Folgeerhebung der Studie (KiGGS Welle 2) in den Jahren 2014 bis 2017.

Die Ergebnisse zeigen, dass mit rund 80 Prozent die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen die Empfehlungen zur Zahnputzhäufigkeit erfüllt. Rund ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen erreicht die Empfehlungen jedoch nicht. Teenies zwischen 14 und 17 Jahren sowie Heranwachsende mit niedrigem sozioökonomischen Status und mit Migrationshintergrund stellen sich als besondere Risikogruppen heraus.

Jedes fünfte Kind geht auch nicht regelmäßig zum Zahnarzt

Was die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen betrifft, zeigen die Daten aus KiGGS Welle 2, dass mit 80,3 Prozent die große Mehrheit der Kinder und Jugendlichen die Empfehlungen zur Inanspruch­nahme erreicht. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass mit 19,7 Prozent fast ein Fünftel der 3­- bis 17­-Jährigen zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen jedoch zu selten in Anspruch nimmt.

Den KiGGS­-Ergebnissen zufolge kön­nen Kinder und Jugendliche, die in der Stadt und den alten Bundesländern wohnen, als Risikogruppen identi­fiziert werden. Als besonders gefährdet stellen sich Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sowie Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozioökonomischen Status (SES) sowie mit einseitigem und insbesondere mit beidseitigem Migrationshinter­grund heraus.

Werden die Ergebnisse zum Mundgesundheitsver­halten aus KiGGS Welle 2 (2014 bis 2017) mit den Ergebnissen aus der KiGGS­-Basiserhebung (2003 bis 2006) ver­glichen, zeigt sich, dass sich der Anteil der Kinder und Jugendlichen, der die Empfehlungen zur Zahnputzhäu­figkeit und zur Inanspruchnahme zahnärztlicher Vorsor­geuntersuchungen nicht erreicht, signifikant verringert hat.

Diese positive Entwicklung zieht sich durch fast alle Bevölkerungsgruppen. Ausnahmen bilden 14-­ bis 17­-jäh­rige Jugendliche und Kinder und Jugendliche mit einsei­tigem Migrationshintergrund, bei denen der Anteil mit einer geringen Zahnputzhäufigkeit in dem betrachteten Zeitraum von etwa zehn Jahren auf hohem Niveau stabil geblieben ist. "Zielgruppengerechte Maßnahmen zur Förderung des Mundgesundheitsverhaltens in jungen Jahren" sollten daher den Studienautoren zufolge "aufrechterhalten beziehungsweise ausgebaut werden".

Hintergrund: Die KiGGS-Studie

Im Unterschied zu Kindern und Jugendlichen der nied­rigen Statusgruppe hat die Inanspruchnahme zahnärztlicher Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Jugend­lichen mit hohem und insbesondere mit mittlerem SES über die beiden Erhebungszeitpunkte signifikant zuge­nommen.

Eine vor allem bei Kindern und Jugendlichen der mittleren Statusgruppe im Zeitverlauf steigende Inanspruchnahme konnte auf Basis der KiGGS­-Daten ebenfalls für kinderärztliche und gynäkologische Leistungen gezeigt werden. Risikogruppen für ein unzureichendes Mundgesundheitsverhalten, die sich in der KiGGS-­Basiserhebung herausgestellt hatten, sind in KiGGS Welle 2 bestehen geblieben.

Karieserfahrung bei 12-Jährigen in Ost und West heute fast gleich

Im Einklang mit der KiGGS­-Basiserhebung (2003 bis 2006) sprechen die Daten aus KiGGS Welle 2 (2014 bis 2017) für Ost­-West­-Unterschiede in der kontrollorientierten Inan­spruchnahme zahnärztlicher Leistungen. Auch in den ersten beiden Deutschen Mundgesundheitsstudien (1989 und 1992) wurde auf Ost­-West­-Unterschiede in der Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen hinge­wiesen. Ein Grund hierfür dürften die unterschied­lichen Gesundheitssysteme in Ost und West gewesen sein, schlussfolgern die Studienautoren.

Die staatlich organisierte Gesundheitsfürsorge in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erzielte gute Erfolge: So hatten den Daten der DMS III zufolge 12­-Jährige im Osten weniger von Karies befallene Zähne und häufiger ein kariesfreies Gebiss als 12­-Jährige im Westen. Nach der Wiedervereinigung kam es zu tiefgreifenden Veränderungen der gesundheits­politischen Situation in Deutschland (zum Beispiel Einführung der Gruppen- und Individualprophylaxe, breiterer Einsatz von Fluoriden in Zahnpasten).

Daraufhin haben sich 12­-Jäh­rige in den alten und neuen Bundesländern hinsichtlich Karieserfahrung und Kariesfreiheit immer mehr angegli­chen und unterscheiden sich den Ergebnissen der DMS V zufolge heute nur noch geringfügig voneinander.

Dass Kinder und Jugendliche in den alten Ländern die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen häufiger nicht den Empfehlungen entsprechend in Anspruch nehmen als Gleichaltrige in den neuen Ländern, könnte auch auf die höhere Versorgungsdichte an Zahnmedizinern in den neuen Ländern zurückzu­führen sein.

Fazit: Interdisziplinäre Zusammenarbeit und zielgruppenspezifische Maßnahmen sind weiterhin nötig

"Für eine wirksame Kariesvermeidung ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnmedizin, Kinder- und Jugendmedizin und weiteren Berufsgruppen notwendig", bilanzieren die Studienautoren. "Darüber hinaus zeigen zielgruppengerechte Maßnahmen, zum Beispiel für Kinder und Jugendliche der niedrigen Statusgruppe und mit Migrationshintergrund, gute Ergebnisse. Hier spielen Kindertagesstätten und Schulen als Settings eine zentrale Rolle", betonen die Autoren abschließend.

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