Kostenmanagement bei Fonds

Wie im Selbstbedienungsladen

Seit etwa einem Jahrzehnt gelten Fonds als die idealen Instrumente der Geldanlage für Jedermann. Geschickt verstehen es die Fondsgesellschaften, die Renditen in den Vordergrund zu stellen. Aber mindestens eben so wichtig sind die offenen und versteckten Kosten, die auf lange Frist die Renditen stark schrumpfen lassen.

Als Instrument zur Risikominimierung ist der Fonds die wohl wichtigste Erfindung nach dem Geld. Welch tragende Rolle dieses Instrument der Risikostreuung spielt, zeigen folgende Beispiele.

Der Internationale Währungsfonds:Alle Teilnehmerländer zahlen ein. Droht einem Teilnehmerland der finanzielle Staatsbankrott, springt das Fonds-Management mit Krediten ein und schützt so die Staatengemeinschaft davor, im Pleitestrudel mitgerissen zu werden.

Der Einlagensicherungsfonds des deutschen Bankgewerbes:Alle Mitglieder zahlen überschaubare Beträge ein. Gerät ein Mitglied in Konkurs, können die verlorenen Kundeneinlagen aus dem Fonds bezahlt werden. Das Bankgewerbe schützt sich so vor einem panischen Abzug von Kontogeld.

Für den privaten Geldanleger lassen sich Risiko und Rendite auf der Grundlage von Fonds optimal ausbalancieren. Auch hierfür zwei Beispiele.

• Die Großimmobilie:Viele Kleininvestoren zahlen das Eigenkapital ein. Profis planen und bauen das Objekt. Gemäß der Höhe ihrer Einzahlung werden die Fondszahler an den steuerlich relevanten Verlusten, aber auch an den Gewinnen und späteren Verkaufserlösen beteiligt. Gemeinsam tragen alle die zumeist nicht unerheblichen Risiken.

• Der Aktienfonds:Investoren zahlen in den Fondstopf ein. Professionelle Investitionsmanager kaufen für das eingezahlte Geld ein breit diversifiziertes Portfolio an Aktien. Das Anlagerisiko wird so auf viele Titel verteilt. Das Verlustrisiko ist breit gestreut. Der Preis dafür ist eine Rendite, die „nur“ einen Durchschnitt repräsentiert und niemals, wie bei einer gewagten Spekulation auf den Erfolg einer Einzelaktie, geradezu explodiert. Umgekehrt muss ein Fondsinvestor nicht einen Totalverlust seines Kapitals befürchten. Wichtig auch der Demokratie-Effekt eines Geldanlagefonds: Ein Kleinbetrag profitiert prozentual von Risikostreuung und Rendite gleichermaßen wie eine Mammutsumme.

Demokratie-Effekt

Im Rahmen der Vermögensbildung Chancen und Risiken zu optimieren, war der ausschlaggebende Impuls, der zur Erfindung des Fonds führte. Der erste Fonds wurde 1868 in London aufgelegt. Er sollte kleinen Sparern, ohne sie zu ruinieren, dieselben Vorteile verschaffen wie der reichen Oberklasse.

Heute liegt der Segen des Fondsprinzips in Sachen Geldanlage klar auf der Hand. So verwundert es nicht, dass allein in Deutschland rund 2 000 Publikumsfonds offiziell zum Vertrieb zugelassen sind, davon etwa 700 Aktienund rund 600 Rentenfonds. Etwa 170 gemischte Fonds (bestückt mit Aktien und Renten) sind am Markt sowie rund 70 Geldmarktfonds. In den deutschen Publikumsfonds arbeiten schätzungsweise rund 600 Milliarden Euro für Kapitalerträge

und Rendite, etwa ein Drittel davon auf der Grundlage von im Prinzip hochriskanten Aktien.

Weil sich mit Publikumsfonds, vor allem mit Aktienfonds, viel Geld verdienen lässt, legt das deutsche Geldgewerbe immerfort neue Fonds auf. Denn mit jedem Kauf von Fondsanteilen wird ein Ausgabeaufschlag fällig, bei Aktienfonds um die fünf Prozent. Der Ausgabeaufschlag wird von der Investitionssumme abgezogen, also nicht investiert. Er bringt somit keine Rendite.

Wer Fondsanteile besitzt, wird hinter den Kulissen mit einer Fondsmanagementgebühr belastet. Diese wird in Kontinentaleuropa zumeist pauschal festgelegt. Bei Aktien liegt sie meistens zwischen ein und zwei Prozent. Um diesen Prozentsatz mindert sich die vom Fonds am Markt erzielte Rendite. Denn die Fondsmanagementgebühren werden dem Fondsvermögen entnommen. Weist also ein Aktienfonds eine Jahresrendite von zwölf Prozent aus, musste er am Aktienmarkt bei einer pauschalen Managementgebühr von 1,5 Prozent 13,5 Prozent verdienen. Damit nicht genug. Deutsche Fondsgesellschaften verlangen in aller Regel auch noch Depotgebühren, also einen zusätzlichen Obolus dafür, dass sie das Geld des Anlegers per Computer verwalten. Handelt es sich um den Fonds einer bankfremden Fondsgesellschaft, langen die Institute kräftig zu. Bei der Hypovereinsbank etwa kostet die Depoteinbuchung des Templeton Growth Fund (er ist mit rund 15 Milliarden Euro Inventarwert der größte in Deutschland erhältliche Aktienfonds) 0,6 Prozent vom aktuellen Wert des Fondsvermögens. Von 100 000 Euro verliert der Investor auf Jahresbasis immerhin 600 Euro für die jährliche Zustellung eines Depotauszugs.

Und noch eine Geldquelle sprudelt vielfach im Verborgenen, vor allem bei offenen Immobilienfonds. Auf die Wiederanlage der Ausschüttungen durch den Kauf neuer Fondsanteile wird erneut ein Ausgabeaufschlag fällig. Im deutschen Universalbankensystem strömen die vielen zumeist versteckten Geldquellen großenteils zur jeweiligen Bankmutter. Denn die Fondsgesellschaft ist in den meisten Fällen eine Bankentochter. Diese generiert die Ausgabeaufschläge und führt einen Großteil der Fondsmanagementgebühren ab. Selbstverständlich kaufen die Fondsmanager über die Mutterbank gegen die allfälligen Börsenspesen die benötigten Wertpapiere. Auch an den Depotgebühren für die Fonds ist die Mutterbank wesentlich beteiligt.

Renditeverlust

Aus einer Geldanlage von 100 000 Euro, platziert in einem Aktienfonds mit einem effektiven Ausgabeaufschlag von (nur) vier Prozent, entstehen nach einer Berechnung der bankunabhängigen Vermögensverwaltung Feri Trust mit Sitz in Bad Homburg innerhalb von fünf Jahren Gesamtkosten in Höhe von 11 000 Euro. Ein Renditever- lust in gleicher Höhe beim Anleger, ein satter Gewinn daraus für die Mutter- und Depotbank des Fonds. Kein Wunder daher, dass das gesamte deutsche Bankgewerbe das Fondsgeschäft derzeit so nachhaltig forciert.

Nicht nur das. Ausgerechnet im katastrophalen Börsenjahr 2001 erhöhten fast alle Fondsgesellschaften des deutschen Geldgewerbes die Managementgebühren für einen Großteil ihrer Fonds um teilweise bis zu 100 Prozent. Diese zwangsweise erhobenen Kosten waren wohl ein Ausgleich dafür, dass im letzten Baissejahr unterm Strich kaum neue Fondsanteile verkauft wurden und daher die Einnahmen aus den Ausgabeaufschlägen weitgehend fehlten.

Pauschal berechnet

Eine detaillierte Aufschlüsselung der Fondsmanagementkosten, das heißt Angaben darüber, was beispielsweise die Depotbank, der Wirtschaftsprüfer oder die Fondsmanager für ihre Dienste im Jahr kassieren, bekommen die Kunden deutscher Fondsgesellschaften in aller Regel nicht zu sehen. Anders als etwa in den USA, wo in den Jahresberichten der Fonds die Managementhonorare wie auch alle Fremdkosten zumeist penibel aufgelistet und in Rechnung gestellt werden, wird hier zu Lande pauschal abgerechnet. Kenner der hinter den Kulissen versteckt gehaltenen Kostenszenerie gehen davon aus, dass den Fondsanteilseignern im Jahr immerhin ein halbes Prozent vom Fondsvermögen allein dafür abgezogen wird, damit die Fondsveranstalter mit Hochglanzprospekten und aufwändigen Werbekampagnen neue Kunden ködern können. Bei einem Fondsvermögen von 100 000 Euro summiert sich ein Renditeverlust von jährlich 0,5 Prozent im Laufe von zehn Jahren auf immerhin 5 114 Euro.

Wie nun kann sich ein Fondsinvestor vor hohen, zwangsweise erhobenen und dem Fondsvermögen entnommenen Fondsmanagementkosten schützen? Hier einige Empfehlungen.

• Spezialfonds meiden,die auf bestimmte Branchen wie Telekommunikation oder bestimmte Themen wie etwa Biotechnologie oder Logistik ausgerichtet sind. Wo vermeintlich hohe Gewinne (und entsprechend hohe Verluste) zu erwarten sind, schlagen die Fondsaufleger auch mit hohen Kosten zu. Zu den Fonds mit relativ hohen Managementgebühren zählen in der Regel auch Fonds, die auf bestimmte Länder, Regionen (Lateinamerika oder Südostasien) oder generell auf „Emerging Markets“ ausgerichtet sind. Für diese Art von hochspekulativen Fonds gilt neben dem üblichen Ausgabeaufschlag von rund fünf Prozent eine verdeckte Jahrespauschale von zumeist zwei Prozent, um die der aktuelle Wert des Anlagevermögens nach Gebührenabzug schrumpft.

• Schlecht gemanagte Fonds meiden,bei denen das Fondsmanagement keine oder nur eine stark reduzierte Eigenleistung erbringt und somit keine hohe Fondsmanagementgebühr verdient. Um das zu erkennen, muss sich der Fondsinvestor die Mühe machen, die im Jahresbericht dokumentierten Aktien-Transaktionen zu analysieren. Wenn binnen eines Jahres recht viele Titel gekauft und wenig später, womöglich sogar mit Verlust, die gleichen Titel wieder verkauft werden, hat sich der verantwortliche Fondsmanager geirrt und ist bei häufigen Irrungen sein Geld nicht wert. Das gilt auch, wenn sich ein Fondsmanagement das Berufsleben leicht macht und einen Aktienfonds nach einem bestimmten, fondsrelevanten Index ausrichtet (DAX, EuroStoxx, Dow Jones oder MSCI World). Aktienfonds, die nicht den Ehrgeiz haben, den für sie relevanten Index zu schlagen, sind für die Investoren schlechthin zu teuer. Die-ser ist dann besser und zuverlässiger mit einem Indexzertifikat (siehe Artikel auf Seite xy) bedient.

• Minifonds meiden, die nur ein geringes Volumen haben (Maßstab sind 50 Millionen Euro). Wie bei der Massenproduktion in der Industrie, so gilt auch für Fonds: Je höher das Volumen an investiertem Geld, um so geringer fallen die Kosten aus. Die meisten Fondsgesellschaften haben sich in ihren Zeichnungsprospekten ein Hintertürchen offen gelassen, um sich Aufwendungen vergüten zu lassen, die mit der Managementpauschale nicht abgegolten sind. So etwa besaß der kanadische Fondsanbieter Orbitex die Unverschämtheit, aus seinem mit nur vier Millionen US-Dollar dotierten und inzwischen vom Markt genommenen Japan Fonds per Ende September 2000 unter der Rubrik „Sonstige Aufwendungen“ 1,85 Millionen Dollar, also knapp die Hälfte des Fondsinventarwertes, für sich selber abzuzweigen.

• Garantiefonds meiden.Bei diesen Fonds garantiert der Initiator, nach einigen (wenigen) vorher festgelegten Jahren das eingezahlte Kapital verlustfrei zurückzuzahlen. Diese Absicherung kostet Geld, das als verlorene Rendite großenteils der Bank zufließt. Im Erfolgsfall aber ist die Bank auf Kosten des Investors zumeist hochprozentig daran beteiligt. Fazit: Wer einen Aktienfonds nicht mindestens fünf Jahre halten will, sollte sich gar nicht erst engagieren. Wer hingegen langfristig anlegen will, benötigt keine kostspieligen Garantien.

Maßgeblich bei den direkten und indirekten Fondskosten ist – wie überall im Wirtschaftsleben – das Preis-Leistungs-Verhältnis. Deshalb sind relativ hohe Kosten (sowohl beim Ausgabeaufschlag als auch beim Honorar für das Fondsmanagement) durchaus gerechtfertigt, wenn ein verhältnismäßig hoher Aufwand betrieben wird, um nicht nur den relevanten Index zu schlagen, sondern in Verbindung mit geringen Wertschwankungen auch eine kontinuierlich hohe Durchschnittsrendite zu erzielen. So durchforstet beispielsweise der ACM Global Growth Trends weltweit immerhin sechs Wachstumsbranchen, um immerfort aussichtsreiche Unternehmen zu finden. Wird dabei, wie im grausamen Baissejahr 2001 geschehen, auch noch der relevante MSCI-Welt-Index deutlich überflügelt und im Fünf-Jahres-Vergleich eine Durchschnittsrendite von 18,8 Prozent gehalten, so ist dieses Resultat durchaus einen Ausgabeaufschlag von 5,25 Prozent und eine Fondsmanagementgebühr von 1,5 Prozent wert.

Ohne Gebühren

Zur groben Orientierung im Kostendschungel der Fondsanlage gibt es folgende Wegweiser: Fonds von deutschen Kapitalanlagegesellschaften sind in der Regel mit Depotgebühren belastet. Die Fonds ausländischer Anbieter, zumeist mit Sitz in Luxemburg, sind in aller Regel von Depotkosten befreit. Das spart auf lange Sicht unterm Strich viel Geld. Dafür aber fallen in Luxemburg Managementpauschalen an, die mit 1,5 Prozent im oberen Bereich liegen. Den allerdings streben die Fondstöchter der deutschen Geldinstitute jetzt auch an.

Mit relativ günstigen und transparenten Fondskosten warten Fonds auf, die ihren Heimatsitz in den USA haben und in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Davon gibt es aber nicht viele.

Am bekanntesten sind die Klassiker Pioneer Fund und Templeton Growth Fund. Bei diesem international investierenden Aktienfonds schwanken die jährlichen Managementkosten je nach Aufwand zwischen 0,62 und 1,12 Prozent vom Fondsvermögen in Höhe von rund 15 Milliarden Euro. Und beim Ausgabeaufschlag gibt es nach den Regeln amerikanischer Marketingkunst eine bindende Rabattstaffel.

Wer etwa 250 000 US-Dollar investiert, zahlt für den Renditespitzenreiter des Baissejahres 2001 nur noch einen Ausgabeaufschlag von 2,5 Prozent. Bei diesem von den zm immer wieder als Basisinvestment empfohlenen Fondsklassiker, der seit 47 Jahren eine Jahresrendite von gut 14 Prozent erwirtschaftet hat, harmonieren Sicherheit und Rendite mit einem durchaus fairen Preis-Leistungs-Verhältnis bei den allfälligen Kosten.

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