Der neue DGZMK-Präsident zu seinen neuen Aufgaben

Es gibt viel zu tun, packen wir es gemeinsam an

Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde startet sowohl mit einem neuen Vorstand wie auch mit einer neuen Satzung in das neue Jahr, wobei das letztgenannte Schriftwerk eine sehr wichtige und hoffentlich viele Jahre gültige Basis für die Aktivitäten unserer Gesellschaft darstellt.

Die Idee wie auch die enorme Kraft zur Umsetzung derselben ist dem Kollegen Professor Dr. Dr. Wilfried Wagner zu verdanken, der während seiner Amtszeit als Präsident unserer Gesellschaft viele Dinge visionär und pragmatisch zugleich anfasste und auch unter erheblichem persönlichen Einsatz umsetzte. So gebührt ihm vorrangig der Dank für seine von unglaublichem Fleiß und Kompetenz geprägte Arbeit, die stets zur Verbesserung des Ansehens unserer Gesellschaft wie aber auch unseres Faches in seiner Gesamtheit führte. So leitet der große Dank nahtlos über zu den Aufgaben, die sich – aus präsidialer Sicht – für die nächste Amtsperiode und wohl in Anteilen auch darüber hinaus stellen.

Die anstehenden Aufgaben lassen sich in zwei Bereiche gliedern: den größeren und inhaltlich inhomogenen der politisch/strategischen und den kleineren, aber letztlich essentiellen der wirtschaftlichen Aspekte.

Politisch / strategische Aspekte

In diesen Bereich fallen eine Reihe von Vorgängen, die die DGZMK zwar nicht alleine lösen kann – aber bei denen sie eine entscheidende Rolle spielt. So hat zum Beispiel das Bundesverfassungsgerichtsurteil zu den nunmehr ausweisbaren Tätigkeits-/Interessensschwerpunkten die jahrelangen Bestrebungen verschiedener Institutionen – so auch der DGZMK wie der ihr zugehörigen Akademie für Praxis und Wissenschaft (APW) – um eine strukturierte, zertifizierte und somit in hohem Maße qualitätssichernde Fortbildung zunächst einmal ins Wanken gebracht. Hier muss es die Aufgabe sein, der eben angesprochenen Fortbildungsform den ihr gebührenden Stellenwert in der Fortbildungslandschaft einschließlich der Anerkennung von außen her zu erarbeiten. Die wird zum einen über die sachliche Ebene (Inhalte, Strukturierung, Zertifizierung, Qualitätssicherung) laufen. Zum anderen wird man bestrebt sein müssen, im politischen wie im sozialpolitischen Umfeld den Wert dieser Fortbildungsart deutlich zu machen und zu etablieren.

Dabei sind synergistische Effekte zwischen gleichgesinnten Institutionen, wie Bundeszahnärztekammer oder Landeszahnärztekammern, anzustreben. Auch ist vorstellbar, dass Versicherungsträger den Stellenwert einer solchen, auf hohem Niveau qualitätsgesicherten Fortbildung in besonderem Maße anerkennen.

Ein weiteres Tätigkeitsfeld tut sich durch die auf Bundesebene ablaufende Umfrage des Wissenschaftsrates zur Zahnmedizin auf. Dieser umfangreiche und von allen Universitätskliniken für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde gleichermaßen zu beantwortende Fragenkatalog wird nicht nur Unterschiede zwischen einzelnen Standorten aufzeigen sondern auch eine Analyse der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Deutschlands im internationalen Vergleich ermöglichen. Hier wird es wichtig sein, die Ergebnisse nicht als Bestätigung von weit verbreiteten Vorurteilen heranzuziehen, sondern vielmehr durch eine darauf aufbauende Ursachenanalyse/- forschung die deutsche Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Forschung und Lehre und somit letztlich auch in der Krankenversorgung entscheidend zu verbessern – dies alles im Sinne unserer Patienten einerseits wie auch des internationalen Wettbewerbs andererseits. Die auch ohne detaillierte Analyse der Antworten zum vorher genannten Fragenkatalog des Wissenschaftsrates bekannten Probleme in der Deutschen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde beruhen kurzgefasst auf einer veralteten Approbationsord-nung, einer seit Jahren unerträglichen Kapazitätsverordnung mit darauf aufbauender und teilweise weitgehender Rechtsprechung, auf Aspekten des Dienstrechts beziehungsweise der Landeslehrverordnungen, sowie auf personellen, apparativen und räumlichen Ausstattungsproblemen einzelner Standorte. In all diesen Bereichen gilt es, die Defizite zum einen deutlich darzustellen und sie im Hinblick auf eine Zielvorstellung (Aufgaben und Inhalte der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) abzugleichen. Dies wird nur in einer konzertierten Diskussion und Aktion der zuständigen Institutionen (Ministerien, Bundeszahnärztekammer, Vereinigung der Hochschullehrer für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und eben der DGZMK) möglich sein.

Sozialpolitische Aspekte

Ähnlich abzuarbeiten sind sozialpolitische Fragestellungen, die Kostenaspekte in Diagnostik und Therapie betreffen, für die jahrelang die DGZMK weder als Ansprechpartner von außen angesehen wurde beziehungsweise diese auch sich selbst in dieser Fragerichtung nicht angesprochen fühlte. Geht es aber um die wissenschaftliche Absicherung von diagnostischen und therapeutischen Verfahren, um diese unter dem Gesichtspunkt der Abschichtung oder Ausgrenzung in ein Versicherungssystem zu integrieren, so wird auch hier unsere Gesellschaft zunehmend gefordert sein. Dabei wird in den dazu notwendigen, schon vorher angesprochenen konzertierten Runden darauf zu achten sein, dass die DGZMK von keiner Seite missbraucht wrd, sondern vielmehr von ihrer unabhängigen, wissenschaftlichen Stellung Gebrauch macht und somit ihren vollen Wert in diese Diskussionen einbringt.

Um den bis hierher nur im kurzen Abriss aufgezeigten Aufgaben gerecht werden zu können, muss sich die DGZMK mittelund langfristig noch weiter und teilweise anders strukturieren und sich letztlich politisch positionieren. Dazu zählt nicht nur eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, die deutlich über die fachlichen Inhalte hinausgehen muss, sondern es muss auch die Nähe und der Kontakt zu den verschiedenen maßgeblichen politischen Institutionen gesucht werden. Die DGZMK benötigt im Sinne der in ihr zusammengeführten Fachgesellschaften, Vereinigungen, sonstigen Gruppierungen und somit letztlich im Sinne des gesamten Faches eine Lobby, wie andere politisch aktiven Vereinigungen auch.

Wirtschaftliche Aspekte

Die vorher genannten, vielseitigen Aufgaben – insbesondere im Hinblick auf die angesprochene politische Positionierung und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit – einerseits, sowie auch die routinemäßigen Abläufe wie Tagungen und mehr andererseits, beinhalten finanzielle Aspekte in zweifacher Hinsicht. So müssen zum einen auf Dauer finanzielle Ressourcen geschaffen werden, die diese notwendigen Aktivitäten der DGZMK verlässlich ermöglichen. Zum anderen bedarf es einer Strukturierung beziehungsweise Schaffung einer Wirtschaftsform, die den Umgang mit diesem Geld möglichst effizient und mit möglichst wenig Abgaben – insbesondere an die öffentliche Hand – ermöglicht. Die Schaffung dieser zuletzt angesprochenen Strukturen wie auch die davor genannte Akquisition von Mitteln stellt die DGZMK ebenfalls vor neue Aufgaben, wobei diese eine völlig andere Herausforderung darstellen als die vorher genannten politischen Aspekte. Eine ganz wichtige Größe wird hierbei die Mitgliedschaft beziehungsweise die Zahl der Mitglieder in der DGZMK spielen. Daneben werden auch Industrie wie Verlage von großer Bedeutung sein. Für beide hier eben angesprochenen Säulen – und damit schließt sich der Kreis – wird der Wert der DGZMK von entscheidender Bedeutung sein; und diese Werte müssen am Markt entsprechend positioniert werden. Dafür will ich mich einsetzen und hoffe auf Ihrer aller tatkräftige Unterstützung. Die DGZMK ist eine wichtige Säule für unseren Berufsstand mit all seinen Verzweigungen. Nur eine starke DGZMK wird in der Lage sein, unsere gemeinsamen Interessen auch entsprechend zu vertreten.

Prof. Dr. Heiner Weber

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