Relevanter Faktor bei der Pathogenese von Parodontitis

Geschlechterunterschiede im oralen Mikrobiom

Forschende aus Italien und den USA identifizierten Unterschiede im oralen Mikrobiom von Frauen und Männern. ­Parodontitisfälle zeigten eine geschlechtsspezifische Diversität in supra- und subgingivalen Biofilmen.

In einer aktuellen Studie untersuchten Forschende der University of L’Aquila und der Case Western Reserve University School of Medicine in Cleveland, Ohio, ob das Geschlecht die Zusammensetzung des oralen Mikrobioms bei beeinflusst. In ihrer Studie konnten sie geschlechterspezifische Unterschiede in der Zusammensetzung der supra- und subgingivalen Plaque feststellen.

Sie führten eine Meta-Analyse auf Grundlage von Studien mit öffentlich zugänglichen Mikrobiom-Daten durch. Sieben Studien mit 643 Probanden (458 mit Parodontitis,185 gesunde Kontrollpersonen) erfüllten die Einschlusskriterien. Dabei wurde auf eine ausgeglichene Geschlechterverteilung in den untersuchten Gruppen geachtet. In den Studien wurden in verschiedenen oralen Regionen (subgingival, supragingival, Speichel) mikrobielle Proben entnommen. In fünf Studien wurde nur jeweils an einer Stelle eine Probe entnommen, in zwei Studien an zwei Stellen.

Parodontalpathogene sind bei Frauen häufiger

Während in fünf Studien sowohl gesunde Probanden als auch solche mit Parodontitis untersucht wurden, konzentrierten sich zwei Studien ausschließlich auf Parodontitis-Patienten. Berücksichtigt wurden auch das Alter, die Allgemeingesundheit und ob die Probanden regelmäßig rauchten.

Es zeigten sich deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der Zusammensetzung der supra- und subgingivalen Biofilme, allerdings nur bei Patienten mit Parodontitis. Die Unterschiede umfassten bis zu 22 Gattungen. Bei Frauen mit Parodontitis wurde „im Vergleich zu Männern eine erhöhte Abundanz mehrerer parodontaler Pathogene in subgingivaler Plaque“ festgestellt.

Diese Unterschiede wurden durch das Rauchen noch verstärkt, was sich insbesondere in den Proben der supragingivalen Biofilme zeigte. Im Speichel konnten sowohl bei Parodontitis-Patienten als auch bei gesunden Personen keine Geschlechterunterschiede ausgemacht werden.

Ein weiterer Ansatz für eine personalisierte Behandlung

Die Ergebnisse belegen, dass das Geschlecht ein relevanter biologischer Faktor bei der Pathogenese von Parodontitis ist. Die mikrobiellen geschlechtsspezifischen Unterschiede können die Immunreaktion beeinflussen und somit auch Einfluss auf systemische entzündliche Erkrankungen haben.

Die Forschenden erklären das dadurch, dass „lokale Entzündungen während der Parodontitis epigenetisch an myeloische Zellen weitergegeben werden können und eine maladaptiv ausgebildete Myelopoese bedingen“ könnten.

Die Autorinnen und Autoren weisen dabei auf ähnliche, geschlechtsspezifische Unterschiede im Darmmikrobiom sowie auf die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zu möglichen Zusammenhängen hin. So könnten die gewonnenen Erkenntnisse auch einen Ansatzpunkt für zukünftige diagnostische und therapeutische Strategien bieten, um eine personalisierte Behandlung von Männern und Frauen weiter voranzutreiben.

Zusammenfassend schreiben die Wissenschaftler, dass die komplexe Beziehung zwischen dem oralen Mikrobiom und dem Immunsystem maßgeblich vom Geschlecht beeinflusst wird. Je weiter die Forschung diese Komplexität entschlüsselt, desto deutlicher wird, dass ein Einheitsansatz in der Gesundheitsversorgung entscheidende Unterschiede übersehen kann.

Eine der Einschränkungen der Studie besteht darin, dass die Probandinnen und Probanden ihr Geschlecht selbst angeben durften. Falls Personen eine von ihrem biologischen Geschlecht abweichende Angabe gemacht haben, könnte das die Ergebnisse verfälscht haben.

Del Pinto R. et al., Meta-analysis of oral microbiome reveals sex-based diversity in biofilms during periodontitis. JCI Insight. 2024 Sep 10;9(17):e171311. doi: 10.1172/jci.insight.171311. PMID: 39253976; PMCID: PMC11385077.

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