Patienten-Quittung für Politiker
zm:Herr Dr. Fedderwitz, die Nominierung der FVDZ-Kandidaten auf der Hauptversammlung des FVDZ in Würzburg sah als zweiten Vorsitzenden Dr. Löffler von der KZV Bayerns vor. Er hat seine Entscheidung zurückgezogen. Jetzt sollen Sie diese Funktion übernehmen. Sind damit die Positionierungskämpfe innerhalb des FVDZ beendet?
Fedderwitz:Na, von Positionierungskämpfen zu reden ist sicher arg übertrieben. Das von der Hauptversammlung satzungsgemäß nominierte Team ist ja unverändert geblieben und ich bin sicher, dass diese Änderung in der Stellvertreter-Position keine Änderung der angestrebten Politik bedeutet. Schließlich arbeiten Rolf Löffler und ich seit Jahren im selben Vorstand und sind beide überzeugte Freiverbandler.
zm:Die Wahlen in Berlin finden zu einer Zeit statt, in der nicht nur die Probleme im Gesundheitswesen immer drängender werden, sondern die Politiker wegen der bevorstehenden Bundestagswahl wohl wenig entscheidungsfreudig sind. Wie wird ein neuer KZBV-Vorstand damit umgehen?
Fedderwitz:So es sich um den nominierten handelt, ist ja Kontinuität auch in unseren Vorschlägen für eine Strukturreform des Gesundheitswesens gewährleistet. Eine Reihe der designierten Kollegen haben ja die Arbeit des derzeitigen Vorstandes mit getragen. Wir sind keine Neulinge auf dem bundespolitischen Parkett. Und gerade die Zeit vor den Bundestagswahlen ist eigentlich eine ganz spannende. Es ist genau die Zeit, in der die Parteien ganz besonders um die Bürger buhlen. Das sind unsere Patienten. Und die verstehen mehr, als die große Politik zu glauben wagt. Nicht umsonst scheut Ulla Schmidt das Gespräch zwischen Patient und Zahnarzt in der Praxis. Hier haben wir bis zur Wahl einiges zu tun. Und die Ziele haben wir durch unser Programm fixiert. Fest steht, dass der Weg zu den Lösungen der immer drängenderen Probleme nicht durch Nachsitzen am „Runden Tisch“ der Ministerin hinter den Mauern von Schloss Ziehten gefunden wird.
Der Weg läuft über die Einsicht unserer Patienten. Die Wähler erzeugen den Druck. Wahlquittungen machen willig, erst recht dann, wenn vorher nicht nur Versprechungen der Politiker, sondern auch deutliche Worte von unserer Seite gehört wurden. Und schließlich ist es auch noch spannend, ob die Gesundheitspolitik ein vorrangiges Wahlkampfthema werden wird.
zm:Aufgeheizt genug ist die Stimmung unter den Heilberufen ja. In den Krankenhäusern droht der Marburger Bund mit Abrechnungsstreiks, wenn die angespannte Arbeitslage sich nicht ändert. Und auch in den neuen Bundesländern ist die angespannte, existenziell bedrückende Lage kaum mehr zu vertuschen. Ist das kein Thema für den nominierten KZBV-Vorstand?
Fedderwitz:Im Gegenteil. Hier besteht ja anerkannter Handlungsbedarf. Zu unseren Aufgaben gehört, dass die besondere Situation in den neuen Bundesländern berücksichtigt und die längst überfällige Angleichung zwischen Ost und West verwirklicht wird. Das ist ja auch nicht nur ein berechtigtes Anliegen der Kolleginnen und Kollegen in den neuen Bundesländern, es ist auch im Interesse aller Zahnärzte in diesem Land, denn für politische Überzeugungsarbeit bedarf es zuallererst an Geschlossenheit in den eigenen Reihen.
zm:Die Politik kokettiert mit dem Gedanken, KVen und KZVen – man nennt sie schon die Kartelle des Gesundheitswesens – abzuschaffen. Lohnt sich das Engagement im System da überhaupt noch?
Fedderwitz:Man reibt sich schon die Augen, wenn man von solchen angeblichen Machtkartellen liest. Jeder, der in einer KZV arbeitet, weiß, dass sich die Macht in den letzten 20 Jahren immer mehr zu Gunsten der Krankenkassen verschoben hat und es ist schon paradox: Da bin ich seit Jahren in der Standespolitik aktiv, mit dem ersten Ziel, KZVen abzuschaffen, die wir ja für ein funktionierendes Gesundheitssystem grundsätzlich nicht brauchen und als Freiberufler erst recht nicht. Jetzt müssen wir in unserer politischen Antwort auf Einkaufsmodelle auch daran denken KZVen – solange es sie noch gibt – als Sachverwalter der Interessen unserer Kollegen zu sichern.
zm:Herr Dr. Fedderwitz, ich danke für das Gespräch.
(Das Interview führte Egbert Maibach-Nagel)