Editorial

Akzente

Liebe Leserinnen und Leser,

„Greencards“ für Ärzte? Was vor wenigen Monaten selbst in sarkastisch motivierten Privatzirkeln noch als eher schlechter Witz abgetan wurde, erscheint nach aktuellen Prognosen der Ärzteschaft längst nicht mehr als weit hergeholt: Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung droht mittelfristig Ärztemangel. Die Konditionen stimmen einfach nicht mehr.

Bekommen die Politiker jetzt also die Quittung für den Ausverkauf des deutschen Gesundheitswesens? Der Unmut, der augenscheinlich immer mehr um sich greift, ist vom Thema her nicht neu (siehe Titelgeschichte in zm 17/1999), wird aber inzwischen als grundsätzliches Problem in die öffentliche Diskussion eingebracht. Und die Konsequenzen?

Die Fraktion der rot-grünen Gesundheitspolitik ficht das – noch nicht – an. Die deutschen Gewerkschaften schon gar nicht. Unempfindlich gegen die offensichtlichen Warnsignale zieht Ver.di als größte Einzelgewerkschaft die klassenkämpferischen Scheuklappen noch dichter vor die Augen und bleibt so willentlich blind für neue Denkansätze, droht sogar mit „erbittertem Widerstand“, sollte es zu ernsthaften Änderungsbemühungen kommen. Ein angesichts der prekären Sachlage eher eigentümliches Verständnis von gesamtgesellschaftlicher Verantwortung, meint der KZBV-Vorsitzende Dr. Rolf-Jürgen Löffler im Leitartikel dieser Ausgabe.

Wer in dieser erschreckenden Bilanz des Systems unter den Strich schaut, dürfte eigentlich wenig Probleme haben, sich mit aller Konsequenz möglichen Auswegen aus der Misere zu verschreiben. Dass die Lösungen für alle Beteiligten nicht bequem sind, ist allen Mitdenkenden durchaus klar. Dennoch: Die gesellschaftlichen Gegebenheiten zeigen sich mehr und mehr resistent gegen das in Bismarks Zeiten entwickelte System sozialer Absicherung. Es ist an der Zeit, entsprechend entwickelte, der Erprobung harrende Therapieformen einzusetzen.

Wie die aussehen können, hat die Bundeszahnärztekammer in einem Pressehintergrundgespräch mit einschlägigen Fachjournalisten jüngst in Berlin diskutiert. Dass sich das präventionsorientierte „Modellprojekt Zahnheilkunde“ – entgegen mancher Politiker-Hoffnung – nicht als „Sparstrumpf“ des Gesundheitswesens eignet, hat die querdenkenden Vertreter der „vierten Gewalt“ im Staate keineswegs überrascht. Man kennt die Sachlage. Schwieriger gestaltet sich angesichts der kontroversen Reformdiskussion die Analyse über politisch gangbare Wege zur Lösung der Probleme.

Resistenzen ganz anderer Art beschäftigen die WHO: Seit Alexander Fleming 1928 vergaß, seine Petrischalen abzudecken, auf diesem Wege der Menschheit einen fulminanten Fortschritt bescherte, hat das in diesem Falle wenig segensreiche Wechselspiel von Mensch und Natur neue Probleme geschaffen. Die zunehmende Unempfindlichkeit von Bakterien gegen Antibiotika erfordert akuten Handlungsbedarf. Hoffen lässt: Es gibt Aussicht auf neue Medikamente und Möglichkeiten für akute Gegenmaßnahmen.

Optimierung von Qualität ist auch in der Zahnmedizin Standardthema. Zum Beispiel in der Füllungstherapie: In der zm-Titelgeschichte „Flicken oder gleich ganz neu“ gibt Dr. Walter Kamann von der Universität Witten/Herdecke einen Überblick über den derzeitigen Stand der Diskussion zu den Möglichkeiten und Techniken von Füllungsreparatur und Reparaturfüllung. Auch hier hat sich einiges getan.

Namen versprechen oft anderes, als sie wirklich halten: „Bluetooth“, benannt nach dem Wikingerkönig „Blauzahn“, ist keine Entwicklung aus der zahnmedizinischen Forschung, vielmehr eine der meistbeachteten Errungenschaften auf der diesjährigen Computerfachmesse Cebit. Was der neue Chip kann, und was das „Mekka der Computer-Freaks“ sonst noch bot, finden Sie ebenfalls in diesem Heft.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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