CeBIT 2002 – Trends im Überblick

Blaue Zähne und kleine Alleskönner

Selten wurde der wachstumsverwöhnten CeBIT – der weltgrößten Computermesse in Hannover – soviel Bedeutung beigemessen wie in diesem Jahr. Nicht nur Gerhard Schröder und Prinz Charles gaben sich die Ehre, um das Stimmungsbarometer der Branche in die Höhe zu treiben. Auch Microsoft-Chef Steve Ballmer wollte bei der Eröffnungsgala nicht fehlen – was ein kleiner Hinweis darauf war, wer hier in Wirklichkeit das Sagen hat.

Der Nimbus einer nur auf Wachstum ausgerichteten Branche scheint zumindest eine kleine Delle bekommen zu haben. Denn die Zahlen waren 2001 nicht mehr so rosig wie in den Vorjahren. Der deutsche Markt verlor kräftig an Dynamik und legte lediglich um zwei Prozent (140 Milliarden Euro) zu – für die erfolgsverwöhnte Branche geradezu ein Absturz.

Um nicht die Orientierung zu verlieren, brauchte die New Economy bei der Ce-BIT einen Kompass. Die Veranstalter hatten das Hannoveraner Messegelände nämlich komplett neu aufgeteilt. Pfadfindertugenden waren gefragt, um sich nach den Himmelsrichtungen zurechtzufinden: Informationstechnik im Norden, Software im Osten, Telekommunikation im Südwesten.

In den vergangenen Jahren hatte die Ce-BIT den Ruf, ein gigantischer Heißluftverwirbler zu sein – dominierten doch völlig unausgereifte Produkte, die oftmals hinterher sang- und klanglos in der Versenkung verschwanden. Ein Beispiel ist Bluetooth, die kabellose Universalverbindung zwischen allen möglichen Peripheriegerätschaften. An sich ist der Gedanke so genial wie einfach, doch die Umsetzung von der Idee in die Tat klappte dann doch nicht so reibungslos. Vier Jahre nach der Ankündigung scheint das Projekt nun langsam Praxisreife zu besitzen. Bislang sind Netzwerke aufwendige Systeme, in denen PCs, Terminals und Server ihren festen Platz haben. Verwaltung und Einrichtung dieser Netze ist für viele Spezialisten ein sehr lukratives Unterfangen.

Die goldenen Zeiten könnten sich aber langsam dem Ende zuneigen, denn genau diese Vernetzung ist nun im Umbruch – drahtlos ist angesagt und die Daten kommen aus dem Äther. Der von Bill Gates propagierte und von Compaq produzierte Tablet PC Mira ist nicht ohne ein drahtloses Netz denkbar. Gerade dieses Projekt dürfte auch für Arzt- und Zahnarztpraxen von großem Interesse sein – in naher oder ferner Zukunft.

Spätestens seit Microsoft das „Trustworthy Computing“ ausgerufen hat, wird Sicherheit groß geschrieben. Die Terror-Anschläge des 11. Septembers, die großen Virenplagen, die anscheinend immer noch nicht ausgestanden sind, und die Unsicherheit beim ECommerce verleihen diesem Thema besondere Brisanz. In Hannover reichte die Palette von der Iris-Identifikation mit integrierter Webcam über Vorträge zur digitalen Signatur bis hin zu Überwachungsprogrammen, die Webcams benutzen, um die Arbeit im Büro zu kontrollieren.

Mit der europäischen Norm EN 60601-1 legt der Gesetzgeber strenge Vorgaben für den Einsatz elektronischer Komponenten in medizinischen Bereichen, wie etwa Krankenhäusern und Arztpraxen, fest. Ganz auf diesen Bereich hat sich die holländische Firma mit dem treffenden Namen Tulip Computer spezialisiert. Ihr Vision Line Medical PC hat bereits im vergangenen Jahr neue Akzente im Medizinbereich gesetzt. Neu sind nun die so genannten TFT Flat Panel Monitore – ultraflache, Augen schonende Bildschirme, die im Vergleich zu herkömmlichen Monitoren zudem außerordentlich sparsam sind.

Die Zeichen mehren sich, dass sich die CeBIT mehr und mehr zur Telekommunikationsmesse wandelt. Vor allem Mobilfunkanbieter möchten gerne ihr Terrain sondiert haben, zumal die UMTS-Lizenzen mit 50 Milliarden Euro nicht gerade ein Schnäppchen waren. Ob sie das Geld durch ein multimediales Angebot schnell wieder in die Kassen zurück bekommen, steht noch in den Satelliten. In Vorbereitung der neuen multimedialen Handy-Welt zeigte die CeBIT schon einmal die Geräte der künftigen Mobiltelefonie. Nokia-Handys mit eingebauter Digitalkamera etwa, die den Schnappschuss von der Kneipenbekanntschaft in null Komma nichts an die Freunde weiterschicken.

Sprachgesteuert

Voice-Anwendungen haben sich bislang noch nicht bewährt. Aber in Zukunft sollen sprachgesteuerte Geräte Tastatur und Maus ersetzen. Sprachdialogsysteme können möglicherweise Call-Center überflüssig machen. Hierzu werden Programme und Anwendungsmöglichkeiten für die Zukunft gezeigt. Ebenso ist elektronische Biometrie ein Zukunftsfeld. Rechner sollen ihre User an deren Fingerabdruck erkennen. Personen können anhand ihrer Gesichtsform identifiziert werden. Bei Kreditkarten zahlen die Besitzer nicht mehr mit dem guten Namen, sondern nur noch mit dem Augapfel. Währen das Pils am Tresen gezapft wird, wird die Iris gescannt, digitalisiert und mit dem im Internet hinterlegten Original verglichen – Zahlung erfolgt.

Tobias BauerRoseneggstraße 3, 78239 Rielasingen

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