Nicht-steroidale Antirheumatika schützen vor Alzheimer
Aus Rotterdam kommen die Ergebnisse einer bevölkerungsweiten Untersuchung, in die 6 989 Personen im Alter ab 55 Jahren einbezogen und für im Schnitt 6,8 Jahre beobachtet wurden, die zum Zeitpunkt des Eintritts in die Studie keinerlei Anzeichen einer Demenz hatten. Betrug das Risiko, in diesem Zeitpunkt eine Alzheimer-Demenz zu entwickeln für Patienten mit nur kurzzeitiger Anwendung (< einem Monat) eines NSAR 0,95, so sank es bei Personen, die für eine mittlere Zeit NSAR angewandt hatten, auf 0,62 und bei Patienten, die mehr als zwei Jahre NSAR eingenommen hatten, auf 0,20. Das Risiko einer vaskulären Demenz war in allen drei Gruppen im Vergleich zu Patienten, die nie NSAR eingenommen hatten, unverändert. Die mittlere Anwendungszeit war als länger als ein und kürzer als 24 Monate definiert.
Schlussfolgerungen
Wie die Autoren und Kommentatoren dieser Arbeit selbst betonen, sind die Ergebnisse dieser Studie für eine breite präventive Anwendung von nicht-steroidalen Antirheumatika noch zu präliminär und episodisch. Klarere Ergebnisse als eine Beobachtungsstudie könne eine Interventionsstudie liefern, die allerdings erhebliche Kosten verursachen würde. Wie Breitner und seine Mitautoren in ihrem Editorial zu dieser Arbeit erwähnen, wird so eine Studie soeben durch das National Institute of Aging der USA aufgelegt. In dieser Studie wird nicht nur die Anwendung von Naproxen als typisches NSAR, sondern mit Celecoxib auch ein moderner Hemmstoff der Cyclooxigenase-2 (COX-2-Hemmer) getestet.
So lange es noch keine Risikostratifizierung für das Alzheimer-Risiko von Personen im Alter von 55 Jahren oder höher gibt, kann eine flächendeckende Prävention mit NSAR in der gesamten Altersgruppe schon aus Kostengründen, aber auch wegen des mit einem NSAR verbundenen Blutungsrisikos nicht empfohlen werden.
Wer jedoch, wie in dieser Studie vor allem Patienten mit rheumatoider Arthritis und Osteoarthrose, darauf angewiesen ist, über Jahre NSAR zu schlucken, kann sich insofern freuen, als sein Alzheimer-Risiko sicherlich besser vermindert wird als das Fortschreiten der rheumatischen Grundkrankheit.
Dr. Till Uwe Keil