Laser in der Zahnheilkunde: Möglichkeiten und Perspektiven
Die Veranstaltung wurde von mehr als 400 Teilnehmern aus über 30 Ländern besucht. Die Tagung, die im Turnus von zwei Jahren stattfindet, bietet ein wissenschaftliches Forum zur Vorstellung und Diskussion neuer Laseranwendungen in der Zahnheilkunde. Darüber hinaus wird Kollegen aus der Praxis die Möglichkeit gegeben, über ihre Laseranwendungen im Rahmen von Fallpräsentationen oder Praxisstudien zu berichten. Key Note Lectures und eine Reihe von Workshops boten auch „Einsteigern“ Möglichkeiten zur Fortbildung. Im Rahmen des wissenschaftlichen Programms wurden neben einer Anzahl von Key Note Lectures und einem Symposium zur klinischen Anwendung von Lasern in der Zahnheilkunde wissenschaftliche Beiträge in Form von mehr als 60 Vorträgen und über 70 Posterdemonstrationen präsentiert. Neben neuen Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung wurden Themen aus allen zahnmedizinischen Fachdisziplinen diskutiert.
Kariesprävention
Laser-Fluoreszenz-Techniken zur frühzeitigen Kariesdiagnostik scheinen eine immer größere Bedeutung im Rahmen der klinischen Anwendung zu erlangen. Neben Beiträgen aus der Grundlagenforschung konnte in mehreren Studien die klinische Relevanz dieses Verfahrens belegt werden. Störeffekte, wie Polierpasten, die fluoreszierende Ingredienzien enthalten, oder auch Kalibrierungsprobleme wurden diskutiert. Die klinisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Technologie zeigt allerdings immer deutlicher, dass unter Beachtung verhältnismäßig einfacher Regeln Störeinflüsse ausgeschaltet werden können, sodass ein allen anderen diagnostischen Hilfsmitteln überlegenes Verfahren zur Darstellung der „Hidden Caries“ zur Verfügung steht. Ein in Deutschland entwickeltes Laser-Fluoreszenz-basiertes Verfahren (Diagnodent®) zeichnet sich hierbei besonders durch seine einfache Handhabung und Zuverlässigkeit im Rahmen der Fissurendiagnostik aus. Einige wissenschaftliche Beiträge aus dem Bereich der Kariesprävention beschäftigten sich auch mit dem Thema einer durch Laserbestrahlung verbesserten Fluoridaufnahme des Zahnschmelzes. Obwohl man sich mit dieser Thematik schon seit langem wissenschaftlich auseinandersetzt, scheint eine klinische Nutzung dieser Verfahren in näherer Zukunft noch nicht möglich zu sein.
Kavitätenpräparationen
Im Rahmen der Kariestherapie/Kavitätenpräparationen standen neben Untersuchungen zur Laser-Gewebe-Interaktion vor allen Dingen Fragen zu einer möglichen Effektivitätssteigerung des Gewebeabtrages beziehungsweise zur Formgebung bei der Kavitätenpräparation im Vordergrund. Mit den bisherigen Delivery-Systemen ist in der Regel nur eine Entfernung der Karies ohne die Möglichkeit einer spezifischen, zum Beispiel an das Füllungsmaterial adaptierten, Formgebung der Kavität durchzuführen. Daher wird nach neuen Applikatoren gesucht, die eine gezielte Kavitätenpräparation ermöglichen. Darüber hinaus werden spezielle Applikatorsysteme für die Bearbeitung von Fissuren entwickelt. In einer Reihe von Studien wurde auch der Einfluss von verschiedenen Lasern auf Bonding-Systeme für die Füllungstherapie mit Kompositmaterialien untersucht. Kavitätenoberflächen, die mit Hilfe eines Lasers geschaffen oder modifiziert wurden, haben andere Eigenschaften als dies von der konventionellen Präparation bekannt ist. Aus diesem Grunde muss für die unterschiedlichen Laserapplikationen überlegt werden, in wie weit konventionelle Adhäsivsysteme sinnvoll in Kombination mit Laseranwendungen eingesetzt werden können. Wie bereits aus der wissenschaftlichen Literatur bekannt, sind die Ergebnisse, die von verschiedenen Arbeitsgruppen vorgestellt wurden, sehr widersprüchlich. Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis dem Laseranwender gesicherte Hinweise bezüglich der zu verwendenden Laserparameter/ Materialkombinationen gegeben werden können.
Laser-assistierte Wurzelkanalbehandlung
Im Vordergrund der diesjährigen Tagung stand die Anwendung von Diodenlasern zur Desinfektion des Wurzelkanals beziehungsweise die Reinigung und Modifikation der Wurzelkanaloberfläche mit Hilfe von Er:YAG-Lasern. Die Weiterentwicklung von Delivery-Systemen für den Er:YAG-Laser macht es heute möglich auch den Wurzelkanal zu bestrahlen, was vor einigen Jahren noch nicht möglich war. Bezüglich der Wurzelkanaldesinfektion scheinen die Diodenlaser eine gleichwertige Alternative zum Nd:YAG-Laser darzustellen. Der Vorteil der Diodenlaser bestände darin, dass hier eine wesentlich einfachere und preiswertere Technologie zur Erzeugung von Laserstrahlung zur Verfügung stände. In einigen weiteren klinischen Studien wurde darüber hinaus der Er:YAG-Laser als Hilfsmittel zur Wurzelspitzenresektion vorgestellt. Moderne Laserapplikatoren erleichtern die gezielte Entfernung der Wurzelspitze im Vergleich zu konventionell rotierenden Systemen beziehungsweise Ultraschallinstrumenten.
Laseranwendung in der Parodontologie
Erste klinische Studien zur Wurzelreinigung mit Er:YAG-Lasern scheinen zu Erfolg versprechenden Ergebnissen zu führen. Für eine gesicherte Beurteilung der Er:YAG-Laser-Anwendung zur subgingivalen Zahnreinigung wären sicherlich breiter angelegte Studien notwendig. Insgesamt ist festzustellen, dass auch bei der Anwendung von Lasern im Bereich des Weichgewebe-Managements die Erkenntnisse über Heilmechanismen eine wesentlich größere Berücksichtigung finden als noch vor einigen Jahren, wo man noch ohne Berücksichtigung des Umfeldes Zahnfleischtaschen „weggebrannt“ hat. So wird der Versuch unternommen, Laser-Applikationen mit modernen regenerativen Techniken beziehungsweise anerkannten antimikrobiellen Therapiemöglichkeiten zu kombinieren. Auf Grund der Komplexität parodontologischer Therapiestrategien wird es sicherlich noch einige Zeit dauern, bis Laserapplikationen gesichert in die Behandlungsabläufe zum Vorteil der Patienten eingebaut werden können.
Nichts Neues für die Laserchirurgie
Einige Studien aus dem Bereich der Behandlung von Mundschleimhauterkrankungen und zur photodynamischen Therapie zeigen, dass sich im Bereich der allgemein anerkannten Laseranwendungen (wie Entfernung von Leukoplakien) wenig verändert hat. Der Bereich der photodynamischen Therapie zur Behandlung von Tumoren stellt immer noch ein weitgehend experimentelles Arbeitsfeld dar.
Laseranwendung und Ästhetik
Kosmetische Aspekte von oralen Laseranwendungen scheinen in Asien beziehungsweise in Amerika eine wesentlich größere Rolle zu spielen, als dies zurzeit in Europa der Fall ist. Im Rahmen des Kongresses wurden die Möglichkeiten eines Laser-assistierten Bleachings beziehungsweise auch die Abtragung von dunklen Gingivapigmentierungen, vor allen Dingen mit Hilfe des Er:YAG-Lasers, vorgestellt.
Als Resümee ist festzuhalten, dass in den letzten Jahren die Bedeutung von Laserapplikationen für die Allgemeinpraxis an Bedeutung gewonnen hat. Die Qualität der wissenschaftlichen Präsentationen und der Diskussionsbeiträge im Rahmen der verschiedenen Sitzungen zeigte, dass Laseranwendungen in der Zahnheilkunde nicht mehr losgelöst von der allgemeinen Entwicklung des Fachs gesehen werden. Es ist nicht mehr nur eine kleine Gruppe von „Laserfanatikern“, die ihr Spielzeug immer und überall anwenden wollen; eine immer größere Zahl der Referenten rekrutiert sich aus international angesehenen, in der Regel universitären Forschungseinrichtungen. Es ist ein Standard erreicht worden, der dem der etablierten zahnmedizinischen Fachdisziplinen in etwa entspricht.
Ehrungen
Im Rahmen der Tagung wurden drei Pioniere auf dem Gebiet der zahnärztlichen Laserforschung durch eine Ehrenmitgliedschaft in der ISLD ausgezeichnet. Hierzu zählen Professor H. Jamamoto, Japan, Professor J. Melcer, Frankreich, und Professor G.L. Powell, USA. Als neuer Präsident der Gesellschaft wurde Professor Hong-Sai Loh, Singapur, gewählt. Der nächste Kongress der Gesellschaft wird 2004 in Sao Paulo, Brasilien, stattfinden. Im Rahmen der weiteren Planung wurde Berlin als Tagungsort für das Jahr 2006 gewählt. Dort wird die ISLDTagung als Gemeinschaftstagung mit der Deutschen Gesellschaft für Laserzahnheilkunde (DGL) stattfinden. Dieses Wahlergebnis ist eine besondere Referenz an die Forschungsaktivitäten in Deutschland.
Univ.-Professor Dr. Matthias FrentzenCountry Representative der ISLDPoliklinik für Zahnerhaltung undParodontologie des Zentrums für Zahn-,Mund- und KieferheilkundeWelschnonnenstr. 1753111 BonnE-Mail:frentzen@uni-bonn.de