Zahnärzte und Helferinnen rücken im Team zusammen
Der fachliche Teil des Zahnärztetages, wie in den Vorjahren von der KZV Schleswig-Holstein organisiert, konzentrierte sich zunächst auf die zwei Punkte „kräftesparende Arbeitsorganisation am Behandlungsstuhl“ und „einfühlsame Patientenberatung“. Zahnarzt Dr. Herluf Skovsgaard, Randers/Dänemark, räumte mit dem Irrtum auf, Ergonomie sei ein staubtrockenes, entlegenes Randgebiet. Sein erster Rat: Damit der Zahnarzt seinen Rücken schonen kann, muss der Patient in möglichst flach liegende Stellung gebracht werden – nicht üblich in Deutschland, aber das Beste für den Zahnarzt. Sein zweiter Rat: Arbeitet der Zahnarzt an linken Zahnseiten, solle er in Zwölf-Uhr-Position hinter dem Patienten sitzen – was längst nicht bei jeder in Deutschland üblichen Behandlungseinheit möglich sei. Und sein dritter Tipp: Wenn mit der Stuhlassistenz sinnvolles Instrumentieren geübt wird, so erspart es dem Zahnarzt täglich hunderte von aufmerksamkeitszehrenden Blickrichtungswechseln und kräftezehrenden Körperdrehungen.
Dr. Wolfgang Richter, Düsseldorf, behandelte die Emotionale Intelligenz beim Beratungsgespräch. In Deutschland wird seiner Auffassung nach zu viel gejammert, gerade auch von Zahnärzten. Diese „intrapsychische Selbstverschmutzung“ lässt keine glaubwürdige, den Patienten respektierende Beratungsatmosphäre aufkommen.
Respekt beim Beratungsgespräch würde bedeuten: Beide Partner sprechen auf gleicher Augenhöhe, im Sitzen.
Alles über Bordcomputer
IT-Einsatz zur Verbesserung von Dokumentation und Behandlungsplanung. Prof. Dr. Winfried Walther, Karlsruhe, berichtete aus dem Projekt „Zahnärztlicher Bordcomputer“, das sämtliche gängigen Anforderungen an die Dokumentation miteinander verbinden soll: Gerichtsfestigkeit, Gedächtnisstütze zur Therapieentscheidung, Komplettdarstellung des gesamten individuellen Fallwissens, Grundlage der internen Qualitätsförderung (weitere Informationen unter www.za-karlsruhe.de). Hierzu gehört auch die volldigitalisierte Praxis der Zukunft mit Maus, Tastatur und Flachbildschirm in die Behandlungseinheit integriert, digitales Röntgen, intraorale Einzelbild- und Videokamera, computergestützte Funktionsdiagnostik, Videokonferenzen für Expertenkonsultation und Kommunikation mit den Zahntechnikern, wie Prof. Dr. Bernd Kordaß, Greifswald, sie vorstellte.
„Den richtigen Schritt getan“
Im berufspolitischen Teil der Veranstaltung forderte der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp: „Wir müssen raus aus unserem Kasten. Es ist unsere Pflicht, diese, unsere Verantwortung auch offensiv wahrzunehmen.“ Einen wichtigen Beitrag dazu habe die Bundeszahnärztekammer mit ihrem Umzug nach Berlin geleistet. Weitkamps Fazit dazu: „Es hat sich gelohnt.“ Neben den nachhaltigen Kontakten zu Presse und Politikern hat sich in Berlin eine intensive Arbeit im Umfeld der Gremien und Ausschüsse der deutschen Gesundheitspolitik entwickelt. Diese bringt den Zahnärzten „ein Primat auf schnelle und unmittelbare gegenseitige Information“, so der Präsident.
Sparen – das wollen viele Gesundheitspolitiker und Patienten auch durch Prävention. „Ein echter Denkfehler“, wie Weitkamp klar stellte. Denn: „Prävention spart keine Kosten, sondern sorgt für mehr Lebensqualität im Alter.“ Mit dieser ehrlichen und offensiven Haltung habe sich die kleine Gruppe der Zahnärzte auch am Runden Tisch von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt Gehör verschafft. Ernst nimmt Weitkamp auch den Austausch mit Kollegen in kleiner Runde. Das bewies er am Vorabend. Mit rund 50 Kollegen aus Schleswig-Holstein diskutierte er mehrere Stunden über Gesundheitspolitik. Dabei machte er deutlich, dass er eine Politik mit der Brechstange für wenig Erfolg versprechend hält: „Wir setzen auf die Ratio, nicht auf die Fäuste.“
Dr. Jörg FeldnerSternstr. 5, 24103 Kiel
Dirk SchnackDorfstr. 14a, 24589 Schülp