Toxikologie

Mehr Suizidversuche mit Paracetamol

Paracetamol gilt in der Dosierung von 500 Milligramm pro Tablette als sicheres Mittel zur Bekämpfung von Schmerzen und Fieber. Es wird besonders bei Kindern gerne als Zäpfchen verordnet. Damit löste es Metamizol ab, dessen angebliche Gefährlichkeit erst in den 80er Jahren nach Jahrzehnten breiter Anwendung in verschiedenen Verbraucherkampagnen angeprangert wurde. Nun zeigt sich aber, wie so oft in der Geschichte der Pharmakologie, dass auch Paracetamol nicht ohne Risiken ist. Patienten, die zwei Packungen mit zehn Tabletten zusammen mit Alkohol oder Antirheumatika schlucken und während der ersten zwölf Stunden kein Antidot erhalten, haben eine schlechte Prognose.

Dr. Marc-Alexander von Mach, Beratungsstelle bei Vergiftungen an der Universität Mainz, berichtet von einem Anstieg der suizidalen Handlungen mit Paracetamol während der vergangenen sieben Jahre von 8,9 auf 12,4 Prozent. Von den 4 021 im Zeitraum zwischen 1. Januar 1995 und 31. Mai 2002 in Mainz registrierten Paracetamol- Vergiftungen konnte etwa die Hälfte nachverfolgt werden. Ab einer Paracetamol-Dosis von 140 mg/kgKG wurden mittel-bis schwergradige Symptome bemerkt, die eine Entgiftung mit N-acetyl-p-benzoquinoneimin erforderlich machte. Hilfsweise konnte auch Acetylcystein verabreicht werden.

In der Regel kam es bei den Patienten zum Leberversagen. Die Todesursache war jedoch in fast allen Fälle Herzversagen, da die mit eingenommenen nichtsteroidalen Antirheumatika beziehungsweise Alkohol das Profil der Schädigung veränderten. Insgesamt wurden acht Todesfälle gesehen (Dtsch Med Wochenschr 128 [2003] S. 15 bis 19 ).

Kommentar

Paracetamol wird bei hohen Serumspiegeln in ein Leber schädigendes Stoffwechselprodukt umgewandelt. Es ist auch bei längerer Anwendung in vorgeschriebener Dosis ein schleichendes Lebergift. Die Toxizität wird hier zu Lande weitgehend unterschätzt, während in skandinavischen Ländern die Aufmerksamkeit auf diese Gefahr zu einer Verringerung der Packungsgröße geführt hat. Ein achtloser Umgang mit Paracetamol ist gefährlich.T. U. Keil

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